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Sozialstation Frie<strong>de</strong>nau-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf<br />
Meriem Souici<br />
73<br />
Seit Juni <strong>2003</strong> bin ich, Meriem Souici, die neue<br />
Pßegedienstleitung <strong>de</strong>r Sozialstation Frie<strong>de</strong>nau.<br />
Meine erste Tätigkeit als Pßegedienstleitung,<br />
die ein hohes Maß an Akzeptanz gegenüber<br />
hirnorganisch und psychisch verän<strong>de</strong>rten,<br />
aber auch sterben<strong>de</strong>n Patient/innen und <strong>de</strong>ren<br />
Lebenswelt erfor<strong>de</strong>rte, übernahm ich vor sieben<br />
Jahren in einer Pßegestation für Menschen mit<br />
HIV und AIDS. Dieser Pßegedienst entwickelte<br />
sich ständig weiter, nicht zuletzt durch das sich<br />
stark verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Krankheitsbild. Für mich ist es<br />
wichtig, die Unternehmenskultur wahrzunehmen,<br />
die Aufschluss über <strong>de</strong>n gegenseitigen Umgang,<br />
die Kompetenzverteilung, die Ablauforganisation<br />
und die Arbeitsauffassung gibt. Zielsetzung <strong>de</strong>r<br />
ambulanten Pßege ist es, eine fachlich kompetente<br />
und bedarfsorientierte Pßege nach allgemein<br />
pßegewissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen<br />
zu leisten.<br />
In <strong>de</strong>r Sozialstation Frie<strong>de</strong>nau sind ca. 70<br />
Mitarbeiter/innen in <strong>de</strong>r Pßege tätig. Gearbeitet<br />
wird nach <strong>de</strong>m Bezugspßegesystem, das heißt<br />
Pßegeteams von jeweils zwei bis drei Mitarbeiter/<br />
innen versorgen, sich gegenseitig vertretend eine<br />
Patientengruppe. Um <strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>r Mitarbeiter/<br />
innen kennen zu lernen, begleitete ich diese auf<br />
ihren Patiententouren. In diesem Zusammenhang<br />
habe ich bei <strong>de</strong>n sehr engagierten Pßegekräften<br />
einen Unterschied zwischen vertraglich vereinbarten<br />
und erbrachten Leistungen einerseits und<br />
weiterreichen<strong>de</strong>n, unerfüllten und unerfüllbaren<br />
teilweise existentiellen Bedürfnissen (sozialen,<br />
emotionalen, praktischen etc.) an<strong>de</strong>rerseits<br />
festgestellt. Daraufhin wur<strong>de</strong> die Arbeitsgruppe<br />
,,Soziale Pßege-Kultur’’ mit <strong>de</strong>m Ziel „Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Verhalten <strong>de</strong>r Pßegen<strong>de</strong>n gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Patient/innen in Richtung Wahrung von professioneller<br />
Distanz“ gebil<strong>de</strong>t. Die Arbeitsgruppe<br />
setzte sich aus sechs Pßegekräften und einem<br />
Coach zusammen und hatte <strong>de</strong>n Arbeitsauftrag,<br />
eine gemeinsame Kultur für <strong>de</strong>n Umgang mit<br />
Patient/innen in nicht pßegebezogenen Aspekten<br />
<strong>de</strong>s Alltags zu entwickeln, die Leitlinien im Team<br />
vorzustellen und die Kolleg/innen zu motivieren<br />
diese umzusetzen. Die nachstehen<strong>de</strong>n Leitlinien<br />
sind das Ergebnis <strong>de</strong>r Arbeitsgruppe und sind<br />
verbindliche Absprachen für alle in <strong>de</strong>r Pßege<br />
tätigen Mitarbeiter/innen.<br />
Leitlinien zur sozialen Pßegekultur<br />
Patient und Mitarbeiter sind gleichberechtigte<br />
und gleichwertige Partner im Pßegeprozess.<br />
Wir begegnen <strong>de</strong>n Patient/innen mit Achtung<br />
und Respekt. Wir behan<strong>de</strong>ln sie höflich und<br />
beachten die je<strong>de</strong>m Menschen innewohnen<strong>de</strong><br />
Wür<strong>de</strong>. Die Patientin wird grundsätzlich gesiezt<br />
und mit Namen angesprochen. Die Verwendung<br />
von Kosenamen o<strong>de</strong>r Verniedlichungen hat hier<br />
keinen Platz.<br />
Wir akzeptieren die Patientin in ihrer Individualität.<br />
Versuche, eine Persönlichkeitsverän<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Patientin herbeizuführen, lehnen wir als<br />
unprofessionelles Han<strong>de</strong>ln ab. Ist im konkreten<br />
Einzelfall die Toleranz <strong>de</strong>r einzelnen Mitarbeiterin<br />
überfor<strong>de</strong>rt, entwickelt die Pßegedienstleitung<br />
eine geeignete Lösung (zum Beispiel planmäßiger<br />
Wechsel <strong>de</strong>r Pßegerin).<br />
Die Wohnung <strong>de</strong>r Patientin ist <strong>de</strong>r Ort unserer<br />
berußichen Tätigkeit. Wir teilen diesen Arbeitsort<br />
mit einer Vielzahl von Kolleginnen. Die Patientin<br />
ist Hausherrin in ihrer eigenen Wohnung und<br />
hat dort ihren zentralen Lebensmittelpunkt. Dies<br />
respektieren wir. Mit unseren professionellen<br />
Mit teln und Möglichkeiten tragen wir dazu bei,<br />
die Intimität und Individualität dieses Ortes zu<br />
er halten. Hierzu gehört, dass wir uns bemerkbar<br />
machen, bevor wir die Wohnung betreten (zum<br />
Beispiel erst klingeln, dann aufschließen und<br />
eintreten). Wir akzeptieren die dort bestehen<strong>de</strong><br />
Ordnung, es sei <strong>de</strong>nn, das Leben o<strong>de</strong>r die Gesundheit<br />
<strong>de</strong>r Patientin ist unmittelbar gefähr<strong>de</strong>t.<br />
Unsere eigenen Maßstäbe und Vorstellungen treten<br />
in <strong>de</strong>n Hintergrund. Arbeitspausen verbringen<br />
wir nicht in <strong>de</strong>r Patientenwohnung, genauso wie<br />
wir dort nicht essen, trinken, rauchen etc. Hierzu<br />
stehen Räum lichkeiten in <strong>de</strong>r Sozialstation zur<br />
Verfügung.<br />
In <strong>de</strong>r Pßege <strong>de</strong>r Patientin erfüllen wir unseren<br />
berußichen Auftrag. Unser Einsatz bei <strong>de</strong>r<br />
einzelnen Patientin ist zeitlich begrenzt; <strong>de</strong>r