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GESCHICHTE<br />
Mittelteil der Rheinbrücke bei Kleve-Griethausen: Es ist die älteste Stahl-Eisenbahnbrücke Mitteleuropas!<br />
te. Im Zuge des anstehenden Ausbaus der Betouwe-Linie<br />
Oberhausen – Emmerich – Rotterdam<br />
(NL) sowie zur Entlastung der Rheinhausener<br />
Brücke wurde das nördliche, 1 998 stillgelegte<br />
Gleis der 1 970 elektrifizierten Strecke Ende 201 2<br />
wieder reaktiviert.<br />
Bei Rheinkilometer 815<br />
Die im II. Weltkrieg zerstörte <strong>und</strong> nicht wieder aufgebaute<br />
Rheinbrücke bei Wesel im Verlauf der<br />
Strecke Venlo – Haltern – Münster – Hamburg<br />
entstand zwischen 1 872 <strong>und</strong> 1 874 unter genauen<br />
Bau- <strong>und</strong> Nutzungsauflagen des Militärs nahe der<br />
Festung Wesel. Die von der Cöln-Mindener-Eisenbahn<br />
gebaute Brücke mit insgesamt 97 gemauerten<br />
Bögen <strong>und</strong> zehn Brückenteilen aus Schweiß -<br />
eisen, von denen vier Halbparabel-Träger mit je<br />
1 04 Meter den Rhein überspannten, hatte eine Gesamtlänge<br />
von 1 .950 Metern. Im I. Weltkrieg völlig<br />
überbelastet, ersetzte die Reichsbahn diese 1 927<br />
durch eine neue Konstruktion auf alten Pfeilern.<br />
Zeitzeugen davon sind heute auf den linksrheinischen<br />
Wiesen die gemauerte Vorbrücke <strong>und</strong> ein<br />
tristes Widerlager.<br />
Baudenkmal besonderer Güte<br />
Unter den stillgelegten, aber noch vorhandenen<br />
Bahnbrücken hebt sich die den Alt-Rhein überspannende<br />
Konstruktion in Kleve-Griethausen<br />
besonders hervor. Sie ist die älteste Eisenbahnbrücke<br />
Mitteleuropas <strong>und</strong> hat seit 1 870 drei Kriege<br />
unbeschadet überstanden. Das unter Denkmalschutz<br />
gestellte preußische Bauwerk wurde aus<br />
sehr korrosionsbeständigem Puddelstahl hergestellt.<br />
Diese mit Kupfer <strong>und</strong> Nickel versetzte Legierung<br />
zeichnet sich durch einen geringen Gehalt an<br />
Kohlenstoff sowie einem hohen Gehalt an Phosphor<br />
aus. Obwohl historisch besonders wertvoll<br />
<strong>und</strong> technisch soweit intakt, fristet sie leider ein<br />
Schattendasein.<br />
Die zwischen 1 861 – 1 863 von der Rheinischen<br />
Eisenbahngesellschaft im Verlauf der Strecke Köln<br />
– Krefeld – Kleve <strong>und</strong> Emmerich nach Zevenaar<br />
(NL) gebaute Brücke besteht aus der 1 02 Meter langen<br />
Hauptbrücke <strong>und</strong> der 464 Meter langen filigranen<br />
Vorflutbrücke. Eine Rheinbrücke hinüber<br />
nach Emmerich hat es zugunsten der 1 91 2 eingestellten<br />
Trajektfähre über den Rhein zwischen<br />
Spyck <strong>und</strong> Welle aber nie gegeben. Auf Luftaufnahmen<br />
lässt sich deutlich die ehemalige Trajekt-<br />
Anlage rechts des Rheins <strong>und</strong> der Verlauf der ehemaligen<br />
beiden Abzweige in die Hauptstrecke<br />
Emmerich – Elten erkennen.<br />
Der Personenverkehr zwischen Kleve <strong>und</strong> Spyck<br />
endete 1 960 <strong>und</strong> die letzten vereinzelten Übergaben<br />
zur Ölmühle in Spyck fuhren Mitte 1 987.<br />
Danach regte ein engagierter Eisenbahnfre<strong>und</strong><br />
an, ein „Rollendes Restaurant“ zu eröffnen. Mit einer<br />
Kleinlok sollten historische Speisewagen im<br />
Schneckentempo zwischen Griethausen <strong>und</strong> Spyck<br />
pendeln <strong>und</strong> die Gäste derweil mit kulinarischen<br />
Köstlichkeiten verwöhnen. Dieses Projekt scheiterte<br />
aber an den unkalkulierbaren Kosten.<br />
Somit bleibt die filigrane Brücke kurz vor der<br />
niederländischen Grenze vorerst weiter ein fotogenes<br />
Schmuckstück am Niederrhein. Ein Tipp: Sollten<br />
Sie die Brücke besichtigen, verbinden Sie den<br />
Ausflug mit einer Draisinenfahrt auf der ehemaligen<br />
Strecke zwischen Kranenburg <strong>und</strong> dem niederländischen<br />
Groesbeek. Thomas Feldmann<br />
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