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GESCHICHTE<br />
Um 1966: Der dreiständige Lokschuppen in Schildau, links die Bekohlung Reiner Scheffler (2), Rudolf Heym (3)<br />
SPURENSUCHE<br />
Schildbürger<br />
SCHILDAU – MOCKREHNA Es ist<br />
einer jener vergessenen Landstriche.<br />
Und trotzdem: Zu sehen gibt es viel<br />
D<br />
urch zwei Tatbestände ist Schildau überregional<br />
bekannt: Die Stadt ist Geburtsort des<br />
großen Patrioten aus der Zeit der Befreiungskriege,<br />
Neidhardt von Gneisenau (1 760 –<br />
1 831 ). Er war einer der Militär-Reformer des damaligen<br />
preußischen Heeres <strong>und</strong> Mit-Initiator der<br />
Volksbewegung gegen die Herrschaft Napoleons.<br />
1 952 gab man Schildau deshalb den Beinamen<br />
„Gneisenaustadt“. Eine eher skurrile Berühmtheit<br />
erlangten die Schildbürger, die unter anderem ihr<br />
Rathaus dreieckig <strong>und</strong> ohne Fenster bauten <strong>und</strong><br />
im Nachhinein das Sonnenlicht in Säcken hineintragen<br />
wollten. Ein Tipp: Es gibt einen nett gemachten<br />
Schildbürger-Wanderweg zu zwölf historischen<br />
Orten, wo auf Bildtafeln die jeweilige<br />
„Heldentat“ verzeichnet ist.<br />
Doch zur Eisenbahn: Schon in der Zeit vor dem<br />
Ersten Weltkrieg war eine normalspurige Klein-<br />
bahn in die damals in der preußischen Provinz<br />
Sachsen gelegene Stadt Schildau geplant. Aber erst<br />
1 91 9 wurde die Kleinbahn-AG Schildau-Mockrehna<br />
durch Preußen, die Provinz Sachsen, die Stadt<br />
Schildau <strong>und</strong> sechs weitere Gemeinden gegründet.<br />
Zwei Jahre dauerte der Bau der zehneinhalb Kilometer<br />
langen Strecke vom Bahnhof Mockrehna<br />
(an der Hauptstrecke Leipzig – Cottbus gelegen)<br />
nach Schildau. Geländeschwierigkeiten gab es keine.<br />
Am 21 . Juni 1 921 konnte der Güterverkehr <strong>und</strong><br />
am 26. August 1 922 der Personenverkehr aufgenommen<br />
werden<br />
1 939 besaß die Kleinbahn zwei Dampflokomotiven,<br />
einen Triebwagen, zwei Personen-, einen<br />
Pack- <strong>und</strong> einen Güterwagen. Güterwagen der<br />
Reichsbahn durften mit bestimmten Einschränkungen<br />
auf die Kleinbahn übergehen.<br />
Namensänderung <strong>und</strong> ELNA-Loks<br />
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges, am 1 7. Dezember<br />
1 942, änderte sich die Firmenbezeichnung<br />
in Eisenbahn-AG Schildau-Mockrehna. Nach dem<br />
Ende des Krieges führte die Kleinbahnabteilung<br />
des Provinzialverbandes Sachsen in Merseburg<br />
den Betrieb. 1 947 ging die Bahn über auf die Sächsische<br />
Provinzbahnen GmbH.<br />
Am 1 . April 1 949 übernahm die Deutsche<br />
Reichsbahn Anlagen <strong>und</strong> Fahrzeuge. Zum Einsatz<br />
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