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TITELTHEMA<br />
22. Mai 1980: Auf der 212 007 vor dem N 5559 Göttingen – Kassel am Volkmarshäuser Tunnel Johannes Poets<br />
mals sicherlich alle mal geträumt. Bei knapp 30<br />
Grad Außentemperatur war es nicht unbedingt ein<br />
Vergnügen, über dem Getriebe zu sitzen.<br />
Wie fährt man die Lok<br />
Eine Schicht ist mir irgendwie ganz besonders in<br />
Erinnerung geblieben. Durch sie kann man sicherlich<br />
auch Vor- <strong>und</strong> Nachteile dieser Baureihe gut<br />
schildern: Sicher zählt es nicht zu den besonderen<br />
Vergnügen eines Lokführers, am Sonntag um 0.57<br />
Uhr Dienstbeginn zu haben. Der Auftrag sah vor,<br />
mit zwei Lokomotiven in Doppeltraktion nach Hagen-Vorhalle<br />
zu fahren, um von dort einen Güterzug<br />
nach Dortm<strong>und</strong>erfeld zu bringen, einem<br />
Bahnhof, der heute bedeutungslos ist.<br />
Also: Zunächst einmal die Maschinen aufrüs -<br />
ten. Hauptschalter einschalten, ein Führerpult mittels<br />
Knochen (so wird der damals noch große Richtungsschalter<br />
von Lokführern meistens genannt)<br />
einschalten <strong>und</strong> den Hilfsdiesel starten. Der Hilfsdiesel<br />
lädt die 1 1 0-Volt-Batterien, aus denen der<br />
Dampfkessel mit Strom versorgt wird. Zuerst<br />
muss aber einmal Druckluft zur Zerstäubung des<br />
Heizöls im Brennraum produziert werden. Später<br />
benötigen wir diese auch als Steuerluft für die Maschinenanlage<br />
<strong>und</strong> natürlich als Bremsluft.<br />
Nachdem der Kessel in Betrieb genommen ist,<br />
muss noch der Dreikreis-Wärmetauscher im Motorraum<br />
entwässert werden. Das kondensierte<br />
Wasser hinderte doch ziemlich bei der Motorvorwärmung.<br />
Hier lag eine Tücke der V 1 00. Der Absperrhahn<br />
lag so ungeschickt hinter dem Dampfzuleitungsrohr,<br />
dass sicher so einige Lokführer<br />
hier mal zu früher St<strong>und</strong>e „autsch“ geschrien haben!<br />
Gleiches konnte auch bei der Prüfung der Sicherheitsventile<br />
am Kessel passieren. Aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />
Außenklappen war die Lok aber sonst sehr gut<br />
zugänglich. Da ging es bei der Kesselinbetriebnahme<br />
auf der 21 5 oder 21 6 schon deutlich enger zu.<br />
Wenn beide Loks vorbereitet waren, mussten sie<br />
noch gekuppelt werden. Dazu wurden Kupplung,<br />
Bremsschläuche <strong>und</strong> das Steuerkabel verb<strong>und</strong>en.<br />
Das „Alligatorkabel“, wie das dicke <strong>und</strong> schwer bewegliche<br />
36-polige Steuerkabel auch genannt wurde,<br />
musste nun in die Steuerdose richtig eingeführt<br />
werden – das war auch nicht unbedingt<br />
jedermanns Sache. Besonders bei Schnee musste<br />
man aufpassen, dass dieser Vorgang möglichst<br />
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