Korruption in der EU - Grüne Linke
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<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand halten. <strong>Korruption</strong> führt nach Me<strong>in</strong>ung des Soziologen Karl<br />
Rennstich „unweigerlich zu e<strong>in</strong>er Verletzung <strong>der</strong> Normen, <strong>der</strong> Pflicht und <strong>der</strong><br />
Wohlfahrt“. Sie ist „begleitet von Geheimnistuerei, Verrat und Betrug und hat<br />
als e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Kennzeichen die unempf<strong>in</strong>dliche, abgestumpfte, zynische<br />
Missachtung und Ger<strong>in</strong>gschätzung <strong>der</strong> Folgen für die Gesellschaft, ja für die<br />
Öffentlichkeit allgeme<strong>in</strong>“. Rennstich hat Recht. Und weil er Recht hat, wird se<strong>in</strong><br />
Lamento ziemlich bald e<strong>in</strong>tönig. Man weiß was kommen wird. Man weiß es zu<br />
genau. Kungelei, Kumpanei, Schiebereien, Käuflichkeit bestimmen zunehmend<br />
das Klima. Wer zahlt, bestimmt die Musik.<br />
Eigenartig an <strong>der</strong> gegenwärtigen Entwicklung ist, so <strong>der</strong> <strong>Korruption</strong>sexperte<br />
und Feuilleton-Chef <strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung, Andreas Zielcke, „dass die<br />
Sensibilität gegenüber unzähligen Ersche<strong>in</strong>ungsformen des Unrechts nicht ab-<br />
son<strong>der</strong>n zugenommen hat und dass gleichzeitig Egoismus und moralische<br />
Ignoranz mitgewachsen s<strong>in</strong>d“. Noch e<strong>in</strong>mal Zielcke: „Moral ist heute manisch,<br />
to<strong>der</strong>nst und nicht existent zugleich.“<br />
Die Grenzen zwischen Moral und Amoral s<strong>in</strong>d fließend geworden. Idealbild <strong>der</strong><br />
Gesellschaft ist <strong>der</strong> kühle Wirtschaftsbürger, <strong>der</strong> egoistisch se<strong>in</strong>en Vorteil sucht<br />
und jeden Trick beherrscht. Wenn dem Fiskus Jahr für Jahr durch elegante<br />
halblegale Manöver Milliarden entzogen werden, ist das nur geschickt. E<strong>in</strong>er,<br />
<strong>der</strong> trotz hoher Gew<strong>in</strong>ne wenig Steuern zahlt, weiß mit dem Staat gut<br />
umzugehen und alle Achtung, wenn e<strong>in</strong>er trotz blenden<strong>der</strong> Geschäfte noch Geld<br />
vom Fiskus zurück bekommt. Wenn aber <strong>der</strong> Arbeitslose im E<strong>in</strong>klang mit <strong>der</strong><br />
allgeme<strong>in</strong>en Verhaltensmaxime se<strong>in</strong>e persönliche Nutzenmaximierung anstrebt,<br />
<strong>in</strong>dem er zum Beispiel schwarz arbeitet, erhebt sich e<strong>in</strong> Geschrei. Solche<br />
Doppelbödigkeit verbiegt die Moral, lässt bei den Kle<strong>in</strong>en den Vorrat an<br />
Engelsgeduld und Schafsmoral zur Neige gehen. Ende des Exkurses. Ich bitte<br />
um Vergebung, wenn ich Sie gelangweilt habe.