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Um 1300 kamen im Mittelmeerraum, zusammen mit der Erfindung <strong>des</strong> Seekompasses,<br />
sogenannte „Portolankarten“ auf. Diese Karten geben die Küsten <strong>des</strong> Mittelmeeres wieder,<br />
zusammen mit zahlreichen Häfen (daher der Name dieses Kartentyps), wobei die<br />
Namen der Häfen stets „zum Lande hin“ geschrieben wurden, um die Küstenlinie nicht<br />
zu verdecken; der Karte überlagert ist ein System von Azimutlinien, die es dem Benutzer<br />
erleichtern, den einzuschlagenden Kurs von A nach B direkt abzulesen. Abbildung 5<br />
gibt einen Ausschnitt einer solchen Karte.<br />
Abb. 5 Portolankarte <strong>des</strong> Mittelmeeres <strong>des</strong> Vesconte Maggiolo von 1512<br />
Legt man nun nachträglich mit Hilfe eines Komputers ein Gradnetz in eine solche Karte,<br />
wobei man sich an den zahlreichen Häfen orientiert, so zeigt sich, daß diese Karten<br />
eine ganz erstaunliche Genauigkeit aufweisen (Abb. 6 und 7). Durch Ansegeln der Häfen<br />
und Bestimmung <strong>des</strong> Ortes aus Kurs, geschätzter Schiffsgeschwindigkeit und gesegelter<br />
Zeit, ist eine solche Genauigkeit unmöglich zu erzielen. Es bleibt nur die Erklärung,<br />
daß die Kartenzeichner auf römische Vorlagen zurückgriffen, die wir nicht mehr<br />
kennen. Zugleich muß angenommen werden, daß in römischer Zeit ein groß angelegtes<br />
Vermessungsprogramm durchgeführt wurde, das auch die nordafrikanische Küste umfaßte<br />
und <strong>des</strong>sen Teilergebnisse sehr exakt zusammengeführt wurden. Für die Ränder<br />
der Portolankarten standen keine entsprechenden Daten zur Verfügung und die Darstellung<br />
ist dem entsprechend stark verzerrt.<br />
Eine weitere Messung <strong>des</strong> Erdumfanges wurde im 9.Jahrhndert von dem arabischen<br />
Gelehrten Al Farghani (Afraganus) unternommen. Er ermittelte für den Abstand zweier<br />
Breitengrade einen Wert von 56,66 arabischen Meilen. Da eine arabische Meile 1,9735<br />
km beträgt, erhält man für den Erdumfang 40 254 km, also einen recht guten Wert<br />
[PETER, Wie Columbus navigierte]. Angemerkt sei, daß die arabische Meile der Seemeile<br />
von 1,852 km recht nahe kommt; es liegt somit der Verdacht vor, daß dieses Längenmaß<br />
auf eine ältere Erdumfangsmessung zurückgeht – dieser Verdacht ergibt sich,