Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
110<br />
3. Er ist berechtigt, von allen Perlen, Edelsteinen, Gold, Silber, Spezereien sowie allen andern<br />
Handels- und Kaufwaren, auf welche Art sie auch im Bereich der Admiralität gefunden, gebrochen,<br />
getauscht oder gewonnen werden, nach Abzug der Kosten ein Zehntel für sich zu behalten.<br />
4. Er oder sein Stellvertreter ist der einzige Richter in allen Prozessen und Irrungen, die sich aus<br />
dem Verkehr zwischen jenen Gegenden und Spanien ergeben, genauso wie der Großadmiral von<br />
Kastilien, der eine gleiche Gerichtsbarkeit in seinem Distrikt übt.<br />
5. <strong>Kolumbus</strong> beteiligt sich jetzt und in allen kommenden Zeiten am achten Teil der Kosten für Ausrüstung<br />
von Schiffen zu dieser Entdeckung und erhält dafür auch den achten Teil <strong>des</strong> Gewinns.<br />
zitiert nach BERGER<br />
Dieses Schriftstück, das genau genommen nur Wünsche <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> an die Krone<br />
enthält, die dann in einem zweiten Vertrag ausformuliert werden sollen, wurde Punkt<br />
für Punkt von Juan de Coloma, Leiter der aragonesischen Kanzlei, die somit König<br />
Ferdinand unterstand, abgezeichnet.<br />
Am 30. April 1492 wird dann in Granada der eigentliche Vertrag zwischen der Spanischen<br />
Krone und <strong>Kolumbus</strong> unterzeichnet, der auch als „Titulo“ bezeichnet wird. Wir<br />
verzichten auf die Wiedergabe <strong>des</strong>selben, da er nur in umständlicher Form die in den<br />
„Kapitulationen“ aufgeführten Privilegien, Rechte und Pflichten spezifiziert. Er ist bei<br />
BERGER nachzulesen.<br />
Es wird oft behauptet, <strong>Kolumbus</strong> habe geradezu unverschämte Forderungen gestellt und<br />
als Gegenleistung nur „goldene Berge“ versprochen, aber dies ist falsch, denn die „goldenen<br />
Berge“ waren höchst real – es handelte sich um die enormen Gewinne aus dem<br />
Levante-Handel, die den italienischen Handelsstädten - allen voran Venedig – zuflossen,<br />
und sowohl Portugal als auch Spanien wollten eben diese Gewinne in ihre eigene<br />
Staatskasse umleiten; man hätte die jährlichen Zusatzeinkünfte sogar beziffern können!<br />
Die Portugiesen waren schließlich erfolgreich, aber ihre Möglichkeiten reichten bei aller<br />
Brutalität ihrer Eroberer nicht aus, um in Ostasien ein dauerhaftes Kolonialreich aufzubauen<br />
– die Spanier waren dagegen erfolglos, denn ihnen kam buchstäblich der amerikanische<br />
Doppelkontinent „in die Quere“, aber schon wenige Jahrzehnte später waren<br />
sie nicht nur im Besitz der Goldschätze der indianischen Fürsten, sondern sie hatten<br />
auch ergiebige Gold- und Silberminen entdeckt; schließlich waren sie es, die ein Kolonialreich<br />
schufen, „in dem die Sonne nie unterging“.<br />
4.6.7. Palos<br />
Die „Westfahrt“ sollte mit drei Schiffen durchgeführt werden, zwei davon mußten die<br />
Bürger von Palos kostenlos als Abgeltung für eine Strafe stellen, deren Grund nicht<br />
mehr bekannt ist; vermutlich hatten es die braven Kapitäne von Palos bei einem Seeraub<br />
an der nötigen Sensibilität fehlen lassen und spanische Kaufleute geschädigt – es kann<br />
sich aber auch um Schmuggelei in größerem Stile gehandelt haben. Die Ausrüstung der<br />
Schiffe und die Heuer wurde durch eine Steuervorauszahlung <strong>des</strong> kirchlichen Ordens<br />
„Santa Hermandad“ finanziert, so jedenfalls BERGER, der angibt, entsprechende Rechnungen<br />
seien im Generalarchiv von Simanca zu finden. Schiffsoffizieren wurden monatlich<br />
2000 Maravedis Heuer gezahlt, einfachen Seeleuten 1000 Maravedis. Das dritte<br />
Schiff, die spätere „Santa Maria“, wurde gechartert.<br />
<strong>Kolumbus</strong> verläßt Granada am 12. Mai 1492, buchstäblich „ausgerüstet“ mit diversen<br />
Dekreten der Krone, die alle die glatte Durchführung der erforderlichen Requirierungen<br />
und Ausrüstungsarbeiten sicherstellen sollen – diese Dokumente sind erhalten. Unter