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geborenen gegenüber geboten schien. Denn ich bin davon überzeugt, daß ich mit meinen Leuten<br />
wohl in der Lage bin, die ganze Insel, die ihrer Ausdehnung nach größer als Portugal und doppelt<br />
so dicht bevölkert ist, unterwerfen zu können. Die Eingeborenen sind vollkommen nackt und<br />
in jeder Beziehung unkriegerisch. Ich tat es <strong>des</strong>halb, weil ich es für zweckmäßig hielt, diese Befestigung<br />
nach militärischen Erfordernissen zu errichten, wenn man die weite Entfernung dieser<br />
Gegenden von den Königreichen Eurer Hoheiten in Betracht zieht, und mit der Absicht, den Indianern<br />
die Tüchtigkeit der Untertanen Eurer Hoheiten vor Augen zu führen und sie so Euren<br />
Hoheiten in liebevoller Ergebenheit fügsam zu machen.<br />
Mithin werden die hier Zurückbleibenden über genügend Holz verfügen können, um das Festungswerk<br />
zu erbauen, und mit Vorräten an Brot und Wein, die für ein ganzes Jahr ausreichen,<br />
reichlich versorgt sein. Überdies werden sie genügend Samenkörner, das Boot der „Santa Maria“,<br />
einige Fachwerkleute und andere Männer, die hier Aufenthalt nehmen möchten, um Euren<br />
Hoheiten zu dienen und mir den Gefallen zu erweisen, den Standort der Goldminen auszukundschaften,<br />
zu ihrer Verfügung haben. So haben alle Umstände dazu beigetragen, um die Errichtung<br />
dieser Niederlassung zu begünstigen; von besonderem Vorteil war es, daß das Schiff so<br />
sanft aufgelaufen war, daß man es kaum merkte, da weder ein hoher Seegang noch Wind<br />
herrschte.<br />
Nach BERGER, Bd.1, S.213 ff. [Statt „Seemeile“ lies „Meile“!]<br />
Die Angaben <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> mögen der Wahrheit entsprechen, aber es fällt doch auf, in<br />
welch kurzer Zeit sich <strong>Kolumbus</strong> entschließt, die Santa Maria aufzugeben. Es ist bestes<br />
Wetter, die See ist ruhig und die Eingeborenen sind äußerst hilfsbereit, vor allem aber:<br />
der Mond ist erst 7 Tage alt, es ist also zunehmender Mond, und jeder Seemann weiß,<br />
daß dann der Tidenhub am geringsten ist (Nipptide). Warum läßt <strong>Kolumbus</strong> nicht die<br />
Santa Maria einschließlich Ballast und Takelage leichtern und wartet eine Woche, bis<br />
Vollmond ist und der Tidenhub größer ist (Springtide)? Für einen Schleppversuch steht<br />
ihm jedenfalls genug „Manpower“ zur Verfügung! Es mag sein, daß die Santa Maria<br />
nicht mehr zu retten war, aber die Eile, mit der <strong>Kolumbus</strong> zu Werke geht, überrascht<br />
dann doch, zumal die Santa Maria, wie <strong>Kolumbus</strong> selbst sagt, praktisch unbeschädigt<br />
geblieben war. Wir werden weiter unten diese Frage in anderem Zusammenhang noch<br />
einmal betrachten.<br />
Von nun an ist die Niña das Flaggschiff <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong>.<br />
5.2.4. Die Meisterleistung <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong><br />
<strong>Kolumbus</strong> war in bezug auf seine Entdeckungen ein großer Ruhmredner, über seine<br />
überdurchschnittlichen navigatorischen Leistungen schweigt er sich hingegen aus, obwohl<br />
ihm so manches Meisterstück gelang, wie PETER überzeugend nachweist. Aber<br />
am 16.Februar gelingt <strong>Kolumbus</strong> eine ganz besondere Leistung, über die er zu Recht mit<br />
dem Stolz eines „Profis“ berichtet - nach 4119 Seemeilen Fahrt (so PETER) sagt er die<br />
Ankunft auf den Azoren korrekt voraus! Hier der Originalbericht:<br />
Freitag, der 15.Februar<br />
Gestern, nach Sonnenuntergang, begann sich der Himmel im Westen zu lichten, und es sah so<br />
aus, als wollte der Wind von dorther kommen. Ich ließ daraufhin außer dem Großsegel auch die<br />
Beisegel setzen. Es herrschte immer noch hoher Seegang, der allerdings am Abflauen war. Im<br />
Verlauf der 13 Nachtstunden legte das Schiff mit einer Stundengeschwindigkeit von 4 Seemeilen<br />
mithin 52 Seemeilen gegen Ost-Nordosten zurück.