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Fahrten des Kolumbus

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Gewöhnlich wird die Reise <strong>des</strong> Covilhão als Teil <strong>des</strong> Planes gesehen, die Südspitze Afrikas<br />

zu umsegeln, aber dies ist falsch, denn die Vorbereitungen für dieses Unternehmen<br />

müssen spätestens 1486 begonnen haben (Erstellung einer speziellen Karte für den Nahen<br />

Osten), aber da war gerade Cape Cross erreicht und es stand noch in den Sternen,<br />

ob Afrika überhaupt umsegelt werden konnte. Die Reise ist vielmehr Teil <strong>des</strong> strategischen<br />

Planes, auf dem Landwege Zugang zum Roten Meer zu erlangen, und zwar mit<br />

Hilfe Äthiopiens. Daß dieser Plan nicht gelingen konnte, steht auf einem anderen Blatt.<br />

Für unsere Betrachtung ist entscheidend, daß die Portugiesische Krone eben nicht ausschließlich<br />

die Option einer Umsegelung Afrikas verfolgte, sondern auch weiterhin<br />

Versuche unternahm, auf dem Landwege das eigentliche Ziel zu erreichen, nämlich die<br />

Umgehung <strong>des</strong> moslemischen Zwischenhandelsmonopoles.<br />

3.3.5. Die Erforschung der afrikanischen Küste<br />

Die systematische Erforschung der afrikanischen Küste ist in erster Linie „Heinrich<br />

dem Seefahrer“ zu verdanken.<br />

Heinrich wurde am 3.März 1394 als dritter Sohn Joãos I. in Oporto geboren. Im Jahre<br />

1415 nahm er an der Besetzung Ceutas teil und wurde noch auf dem Schlachtfeld von<br />

seinem Vater zum Ritter geschlagen. Als Großmeister <strong>des</strong> Avis-Ordens standen ihm<br />

erhebliche Geldmittel zur Verfügung, und so widmete er sein Leben dem Ziel, mit allen<br />

Mitteln Portugal einen direkten Zugang zum Indischen Ozean zu verschaffen. Die Erkundung<br />

der Küste Afrikas war hierbei nur eine von mehreren Möglichkeiten.<br />

Über sein Leben gibt es manche Legenden. Fest steht, daß er nur wenige Male zur See<br />

fuhr, und auch das nur in der Nähe Gibraltars. Er verbrachte sein Leben vermutlich in<br />

Lagos, außerdem ließ er am Cabo de São Vincente, dem westlichsten Punkt Europas,<br />

eine Villa errichten, die „Vila do Infante“, die auch unter dem Namen „Reposera“<br />

(„Ruhestätte“) bekannt war. Heinrich scharte die „Junta dos Mathematicos“ um sich,<br />

die sich um genauere nautische Tabellen bemühte, aber auch um Rechenregeln, die für<br />

den Durchschnittsseemann handhabbar waren; er sorgte für die Verbesserung der nautischen<br />

Instrumente und er plante und finanzierte etliche Expeditionen, die der Erforschung<br />

der afrikanischen Westküste, aber auch <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>inneren dienten. Als Heinrich<br />

im Jahre 1460 starb, hatten die Portugiesen das Kap Mesarudo erreicht, also fast den<br />

Eingang zur Guinea-Bucht.<br />

Zunächst machten die Erkundungsfahrten der Portugiesen nur langsame Fortschritte: Im<br />

Jahre 1419 wurde Kap Nun umschifft, 1434 von Gil Eanes das Kap Bojador bezwungen,<br />

das bei Seefahrern als das „Ende der Welt“ galt. Beim ersten Mal hatte sich die<br />

Mannschaft geweigert, das Kap zu umfahren und Eanes mußte unverrichteter Dinge<br />

nach Portugal zurück segeln. Erst nach einer „nachdrücklichen Ermahnung“ durch<br />

Heinrich gelang dann die Umsegelung.<br />

Wir wollen kurz bei dieser Geschichte verweilen, weil sie uns einige Einblicke in das<br />

Denken und Handeln der damaligen Mannschaften vermittelt. Zunächst einmal wird<br />

deutlich, daß auch noch zur Zeit der Entdeckungen auf den kleinen Schiffen die alte<br />

Sitte weiter bestand, in kritischen Situationen die Mannschaft, zumin<strong>des</strong>t aber deren<br />

Vertreter, an den Entscheidungen der Schiffsführung zu beteiligen – die Weigerung der<br />

Mannschaft darf daher nicht als Meuterei gewertet werden. Wir sehen eine ähnliche<br />

Situation unter Diaz, <strong>des</strong>sen Mannschaft sich weigert, nach der Umsegelung der Süd-

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