Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.4. Koppelnavigation<br />
24<br />
Wir haben in Abschnitt 2.3 gesehen, daß man mit Hilfe <strong>des</strong> Kompasses schon um 1200<br />
in der Lage war, Häfen gezielt anzusteuern, sofern nicht globale Distanzen zu überwinden<br />
waren. Bald folgte dann eine weitere, sehr grundlegende Neuerung: Die Bestimmung<br />
der Position eines Schiffes ohne Landsicht durch Koppelnavigation. Da diese<br />
Navigationsmethode die Grundlage aller Entdeckungsreisen war und viele hundert Jahre<br />
lang Grundlage der Navigation blieb, soll diese Methode hier, zusammen mit ihren<br />
Mängeln und Gefahren, besonders gründlich behandelt werden. Die Methode war im<br />
Jahre 1486 mit Sicherheit bekannt, wie sich einer venezianischen Handschrift, der „Toleta<br />
de Marteloio“, indirekt entnehmen läßt.<br />
Hafen<br />
Gesegelte Strecke<br />
pro Stunde<br />
W<br />
N<br />
S<br />
Gißort<br />
E<br />
Wahrer<br />
Standort<br />
Abb. 17 Koppelnavigation. Pinkompaß mit Belegung. Tatsächlicher Kurs nach 7<br />
Stunden gestrichelt, gekoppelter Kurs durchzogen.<br />
Nehmen wir an, der Rudergast habe die Anweisung erhalten, einen SE-Kurs zu steuern.<br />
Vor ihm befindet sich der Steuerkompaß, in Reichweite die „Schiffsuhr“, eine Sanduhr<br />
mit einer Laufzeit von einer Stunde (üblich waren mehrere Sanduhren in einem Gestell<br />
mit jeweils einer halben Stunde Laufzeit), ferner ein „Pinkompaß“, d.h. ein Brett mit<br />
aufgezeichneter Kompaßrose, das mit Bohrungen für kleine Holzpflöcke versehen ist.<br />
Da der Wind gelegentlich umspringt, ist es unserem Rudergast nicht möglich, den gewünschten<br />
Kurs stets einzuhalten, er ist gezwungen, für jeweils eine Stunde die folgen-