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Fahrten des Kolumbus

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18<br />

Obwohl der Magnetkompaß ein sehr einfaches Instrument ist, steckt auch hier der Teufel<br />

im Detail und es dauerte 600 Jahre, bis man alle seine Tücken verstand. Zunächst<br />

war man der Meinung, die nordweisende Kraft ginge vom Polarstern aus, der im Mittelalter<br />

schon sehr dicht beim Himmelsnordpol stand. Erst um 1600 erklärte Gilbert, der<br />

Leibarzt von Elisabeth I., die Funktionsweise richtig, indem er postulierte, die Erde<br />

selbst besitze magnetische Eigenschaften. Damit ließ sich auch die ortsabhängige Mißweisung<br />

grundsätzlich erklären, und schon bald gab es Seekarten, welche entsprechende<br />

Angaben enthielten.<br />

Bug<br />

Abb. 11 Nadelkompaß als Schiffskompaß.<br />

Die Rose ist fest mit dem Schiff verbunden, die<br />

Nadel zeigt den Kurs an.<br />

Leider mußte man aber bald<br />

feststellen, daß der Kompaß<br />

noch eine weitere „Mißweisung“<br />

besitzt, die vom Eisen<br />

<strong>des</strong> Schiffes selbst herrührt.<br />

Diese Abweichung wird als<br />

„Deviation“ bezeichnet, sie<br />

kommt dadurch zustande,<br />

daß das im Schiffskörper<br />

verbaute Eisen die Kompaßnadel<br />

je nach anliegendem<br />

Kurs mehr oder weniger zusätzlich<br />

ablenkt. Nun ist es<br />

leicht, diesen kursabhängigen<br />

Winkel auszumessen – man<br />

muß nur einen vollständigen<br />

Kreis segeln und die Abweichung<br />

der Nadel für jeden<br />

Kurs bestimmen, aber leider<br />

ist dieses Verfahren unzureichend,<br />

da sich der Magnetismus<br />

<strong>des</strong> Schiffes, insbesondere<br />

wenn der Rumpf große<br />

Mengen Eisen enthält, im<br />

Laufe von Wochen ändert –<br />

er nimmt mehr oder weniger<br />

den örtlichen Erdmagnetismus an. Da dies sogar noch zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts<br />

unbekannt war, gab man sich mit unzureichenden Kompaßkompensationen zufrieden,<br />

und man nimmt heute an, daß etliche schwere Schiffskatastrophen der damaligen Zeit<br />

mit unerkannten Kompaßfehlern zusammenhängen, die erst im Laufe einer langen Reise<br />

aufgetreten waren.<br />

Gegen Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts nahmen sich dann namhafte Physiker der Probleme an<br />

und entwickelten Systeme von Weicheisenmassen und Kompensationsmagneten, die, in<br />

unmittelbarer Nähe <strong>des</strong> Kompaßhauses angebracht, zumin<strong>des</strong>t teilweise Abhilfe brachten.<br />

Trotzdem gehörte es auch dann noch zu den Pflichten der Schiffsführung, die Deviation<br />

<strong>des</strong> Hauptkompasses immer wieder zu überprüfen. Erst die Erfindung <strong>des</strong> Kreiselkompasses<br />

(erstes Patent 1904 durch Anschütz) hat diese Probleme endgültig beseitigt.<br />

Eine sehr detaillierte Darstellung der Probleme und ihrer Abhilfe findet man bei MEL-<br />

DAU-STEPPES, Lehrbuch der Navigation.

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