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Obwohl der Magnetkompaß ein sehr einfaches Instrument ist, steckt auch hier der Teufel<br />
im Detail und es dauerte 600 Jahre, bis man alle seine Tücken verstand. Zunächst<br />
war man der Meinung, die nordweisende Kraft ginge vom Polarstern aus, der im Mittelalter<br />
schon sehr dicht beim Himmelsnordpol stand. Erst um 1600 erklärte Gilbert, der<br />
Leibarzt von Elisabeth I., die Funktionsweise richtig, indem er postulierte, die Erde<br />
selbst besitze magnetische Eigenschaften. Damit ließ sich auch die ortsabhängige Mißweisung<br />
grundsätzlich erklären, und schon bald gab es Seekarten, welche entsprechende<br />
Angaben enthielten.<br />
Bug<br />
Abb. 11 Nadelkompaß als Schiffskompaß.<br />
Die Rose ist fest mit dem Schiff verbunden, die<br />
Nadel zeigt den Kurs an.<br />
Leider mußte man aber bald<br />
feststellen, daß der Kompaß<br />
noch eine weitere „Mißweisung“<br />
besitzt, die vom Eisen<br />
<strong>des</strong> Schiffes selbst herrührt.<br />
Diese Abweichung wird als<br />
„Deviation“ bezeichnet, sie<br />
kommt dadurch zustande,<br />
daß das im Schiffskörper<br />
verbaute Eisen die Kompaßnadel<br />
je nach anliegendem<br />
Kurs mehr oder weniger zusätzlich<br />
ablenkt. Nun ist es<br />
leicht, diesen kursabhängigen<br />
Winkel auszumessen – man<br />
muß nur einen vollständigen<br />
Kreis segeln und die Abweichung<br />
der Nadel für jeden<br />
Kurs bestimmen, aber leider<br />
ist dieses Verfahren unzureichend,<br />
da sich der Magnetismus<br />
<strong>des</strong> Schiffes, insbesondere<br />
wenn der Rumpf große<br />
Mengen Eisen enthält, im<br />
Laufe von Wochen ändert –<br />
er nimmt mehr oder weniger<br />
den örtlichen Erdmagnetismus an. Da dies sogar noch zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts<br />
unbekannt war, gab man sich mit unzureichenden Kompaßkompensationen zufrieden,<br />
und man nimmt heute an, daß etliche schwere Schiffskatastrophen der damaligen Zeit<br />
mit unerkannten Kompaßfehlern zusammenhängen, die erst im Laufe einer langen Reise<br />
aufgetreten waren.<br />
Gegen Ende <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts nahmen sich dann namhafte Physiker der Probleme an<br />
und entwickelten Systeme von Weicheisenmassen und Kompensationsmagneten, die, in<br />
unmittelbarer Nähe <strong>des</strong> Kompaßhauses angebracht, zumin<strong>des</strong>t teilweise Abhilfe brachten.<br />
Trotzdem gehörte es auch dann noch zu den Pflichten der Schiffsführung, die Deviation<br />
<strong>des</strong> Hauptkompasses immer wieder zu überprüfen. Erst die Erfindung <strong>des</strong> Kreiselkompasses<br />
(erstes Patent 1904 durch Anschütz) hat diese Probleme endgültig beseitigt.<br />
Eine sehr detaillierte Darstellung der Probleme und ihrer Abhilfe findet man bei MEL-<br />
DAU-STEPPES, Lehrbuch der Navigation.