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Gehen wir von unserer Hypothese aus, so wird das Verhalten <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> dagegen<br />
verständlich, ja, man kann die abgesegelten Kurse fast als Beweis für die Richtigkeit<br />
unserer Hypothese ansehen. Im Jahre 1494 wird der Vertrag von Tor<strong>des</strong>illas geschlossen,<br />
und <strong>Kolumbus</strong> kann nun, ohne die Spanische Krone in Schwierigkeiten zu bringen,<br />
auch denjenigen Teil Amerikas ansegeln, den die Portugiesen, unserer Hypothese nach,<br />
schon lange vorher untersucht haben. <strong>Kolumbus</strong> ist verständlicherweise neugierig, diesen<br />
„wahren Ausgangspunkt“ seiner Entdeckungsfahrten mit eigenen Augen zu sehen,<br />
und so steuert er eben dieses Gebiet an; kein Wunder, daß er fast punktgenau auf die<br />
Orinoco-Mündung und auf Trinidad trifft, das unmittelbar vor der südamerikanischen<br />
Nordküste liegt. Er erforscht diesen den Portugiesen schon bekannten Teil Amerikas<br />
und stellt fest, daß die geheimen Karten der Portugiesen die Verhältnisse richtig wiedergeben;<br />
da dies darauf schließen läßt, daß auch alle weiteren Angaben der Portugiesen<br />
über dieses Gebiet richtig sind, verzichtet er auf eine weitere Untersuchung, die nichts<br />
Neues zu Tage fördern würde, und segelt nun direkt nach Santo Domingo: Die Kurse<br />
seiner vierten und letzten Reise werden diese Interpretation bestätigen.<br />
Wir beschließen diesen Abschnitt mit einer Bemerkung <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> über die Wassermassen<br />
<strong>des</strong> Orinoco; er schreibt in seinem „Brief an die Könige“ (BERGER, S. 132):<br />
Zu dem Fluß habe ich zu sagen, daß er aus einem ungeheuren Land im Süden<br />
kommen muß, wenn er nicht aus dem irdischen Paradies fließt. Von diesem<br />
Land hat man bis heute noch keine Nachricht. Ich bin aber in der Seele überzeugt,<br />
daß sich dort, wo ich sagte, das irdische Paradies befindet, und ich stütze<br />
mich dabei auf die angeführten Gründe und die angerufenen Autoritäten. [Hier<br />
nimmt <strong>Kolumbus</strong> Bezug auf die vorangehenden Absätze zur Lage <strong>des</strong> „irdischen<br />
Paradieses“]<br />
Dieses Zitat zeigt deutlicher als je<strong>des</strong> andere <strong>Kolumbus</strong>´ Fixierung auf die „japanische<br />
Inselwelt“, die er glaubte gefunden zu haben: Er entdeckt die Mündung <strong>des</strong> Orinoco,<br />
sieht die gewaltigen Wassermassen, welche das Meer meilenweit aussüßen, folgert richtig,<br />
das ein solcher Fluß nur in einer gewaltigen Landmasse entspringen kann, aber er<br />
hält es nicht einmal für nötig, die Küste dieses Kontinentes zu betreten und für die Spanische<br />
Krone in Besitz zu nehmen; statt <strong>des</strong>sen versetzt er ihn, ohne seine Existenz zu<br />
leugnen, ins Irreale, indem er vermutet, im Inneren <strong>des</strong>selben befinde sich das „irdische<br />
Paradies“! Unserer Meinung nach ist dies ein „Schlüsselzitat“; wir werden ganz am Ende<br />
dieses Kapitels noch einmal auf diese Sätze zurück kommen.<br />
5.6. Die vierte Reise <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> (1502 – 1504)<br />
Am 11.Mai 1502 verläßt <strong>Kolumbus</strong> mit vier Karavellen Cadiz. Wegen seines schlechten<br />
Gesundheitszustan<strong>des</strong> untersteht das Flaggschiff Diego Tristan. Ein zweites Schiff wird<br />
von seinem Bruder Bartolomeo geführt. In einem Schreiben der Katholischen Könige<br />
vom 14.März 1502 erhält <strong>Kolumbus</strong> klare Anweisungen:<br />
1. Auf geradem Wege nach Westen fahren unter Vermeidung Hispañiolas.<br />
2. Inseln und Kontinente „in Indien in jenen Teilen entdecken, die uns gehören“.<br />
3. Besondere Beachtung dem Vorkommen von Gold, Silber, Edelsteinen und Gewürzen<br />
schenken, keinen Privathandel darin zulassen, sondern alles an Bord<br />
Gebrachte in die Obhut von Francisco de Porras geben.