Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
99<br />
zu weit, nämlich 9000 km auf der Breite von Lissabon und etwa 12000 km auf der Äquatorroute<br />
– und eben diese mußte <strong>Kolumbus</strong> wegen der vorherrschenden Windverhältnisse<br />
ja einschlagen. Zudem paßten die Angaben Toscanellis nicht zu der Annahme<br />
<strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong>, daß die von den Nordmännern gefundenen Küsten Teile Asiens waren<br />
und sich diese Küsten wahrscheinlich weiter nach Süden fortsetzten. Und wenn unsere<br />
Hypothese über die geheimen Westfahrten der Portugiesen richtig ist, so konnten auch<br />
die von den Portugiesen entdeckten Küsten nicht zu Asien gehören.<br />
Zusammenfassend läßt sich feststellen: Der Brief <strong>des</strong> Toscanelli konnte weder <strong>Kolumbus</strong><br />
in seinen Auffassungen bestätigen noch konnte <strong>Kolumbus</strong> durch Vorlage dieses<br />
Briefes bei dem spanischen Königspaar nachträglich irgend etwas bewirken.<br />
Nach Las Casas wandte sich <strong>Kolumbus</strong> selbst im Jahre 1481 an Toscanelli und erhielt<br />
von ihm zwei Antwortschreiben, die überliefert sind. Diese Schreiben, deren Inhalt wir<br />
hier nicht wiedergeben (vgl. BERGER, S.50 ff.), ermutigen zwar <strong>Kolumbus</strong> zu einer<br />
Westfahrt, enthalten jedoch keinerlei konkrete Angaben zur Längendifferenz zwischen<br />
Europa und Ostasien. Man geht davon aus, daß es sich um rückdatierte Fälschungen<br />
handelt, die <strong>Kolumbus</strong> selbst anfertigte, um erklären zu können, wie er in den Besitzt<br />
der „Toscanelli-Karte“ kam. Wenn dies so ist – und es spricht einiges dafür – dann zeigen<br />
diese Briefe zugleich wiederum einen <strong>Kolumbus</strong>, der seine Schritte sorgfältig vorausplante:<br />
Zunächst konnte er seine Ideen mit eigenen Argumenten vertreten; reichte<br />
dies nicht aus, hatte er die Briefe einer kosmographischen Autorität ohne nähere Angaben;<br />
genügte auch das nicht, konnte er die Karte vorweisen und wenn auch dies nicht<br />
wirken sollte, waren da noch die Geheiminformationen über die von uns postulierten<br />
Entdeckungen der Portugiesen.<br />
4.6. <strong>Kolumbus</strong> in Spanien (1485 – 1492)<br />
4.6.1. Zeittafel<br />
Wir geben zunächst eine Zeittafel der Ereignisse, wie sie sich aus den Angaben BER-<br />
GERS ergibt, ergänzt durch Angaben MADARIAGAS (M) und GRANZOTTOS (G).<br />
1485<br />
1486<br />
Ankunft in Palos.<br />
<strong>Kolumbus</strong> wird im Franziskanerkloster La Rábida aufgenommen.<br />
Kontakt zu Antonio de Marchena.<br />
Kontakt zu Juan Pérez (Abt von La Rábida, ehemaliger Beichtvater der Königin)<br />
Gast <strong>des</strong> Herzogs Medina-Sidonia (Don Enrique de Guzmán) (G)<br />
Gast <strong>des</strong> Herzogs Medinaceli (Don Luis de la Cerda) (Spätherbst 1485) (G)<br />
<strong>Kolumbus</strong> lernt in Córdoba die 20jährige Beatriz Enriques de Harana kennen.<br />
20.Januar: Erstes Erscheinen am Hofe in Córdoba.<br />
Kontakt zu Allonso de Quintanilla (kgl. Hauptschatzmeister).