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4.2 Herkunft und Jugend <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong><br />
Wir geben zunächst den gekürzten Stammbaum nach BERGER:<br />
Giovanni Colombo<br />
Domenico Colombo * 1418 in Quinto + nicht vor 1494 in Genua<br />
Christoforo * 1451 in Genua + 1506 in Valladolid<br />
Diego * 1481? + 1526<br />
Fernando * 1488 in Sevilla + 1539 in Sevilla<br />
Bartolomeo * ? + 1514<br />
Diego * 1468 in Genua + ?<br />
Der Vater der drei <strong>Kolumbus</strong>-Brüder war Wollweber, der sich als Schankwirt ein zusätzliches<br />
Einkommen verschaffte; außerdem war er eine Zeit lang „Torwächter“ eines<br />
der Stadttore Genuas, er übte somit ein Ehrenamt aus, das ihm sicherlich zusätzliche<br />
Einnahmen verschaffte. Aus verschiedenen Notariatsurkunden geht hervor, daß es der<br />
Familie Colombo finanziell nicht gut ging.<br />
Christoforo hat das Handwerk seines Vaters nie ausgeübt und wahrscheinlich auch nie<br />
erlernt, obwohl er in einigen Urkunden als „lanarius“ („Wollhandwerker“) bezeichnet<br />
wird. Nach eigenen Angaben ist er sehr früh zur See gefahren, und das ergibt sich auch<br />
aus einigen Dokumenten, die zeigen, daß er als Kaufmann im Auftrage anderer unterwegs<br />
war. Außerdem beweisen seine überdurchschnittlichen nautischen Fähigkeiten,<br />
daß er lange Zeit in verantwortlicher Position die Seefahrt betrieben haben muß, also<br />
nicht nur quasi als Passagier und Händler Seefahrten unternahm.<br />
Aufschlußreich sind zwei Notariatsurkunden aus dem Jahre 1470. In der ersten erklärt<br />
sich Christoforo bereit, eine Weinrechnung für seinen Vater zu bezahlen, in der zweiten<br />
bürgt er für die Bezahlung von Stoffen. Sein Alter gibt er in der zweiten Urkunde mit<br />
„über neunzehn“ an. Diese Urkunden zeigen zunächst einmal, daß Christoforo nicht das<br />
Handwerk seines Vaters ausübte, denn offenbar ging es ihm finanziell viel besser. Als<br />
einfacher Seemann kann er aber diesen Wohlstand unmöglich erworben haben, und so<br />
belegen diese Urkunden indirekt, daß er, nach heutigen Maßstäben, als Offizier oder<br />
Kapitän fuhr. Sein geringes Alter spricht nicht gegen diese These – damals wurden<br />
Kinder viel früher als heute in die Welt der Erwachsenen gedrängt, allein schon <strong>des</strong>halb,<br />
weil die Lebenserwartung viel niedriger lag als heute. Warum aber geben diese Urkunden<br />
nicht als Beruf „Seemann“ oder eine ähnliche Bezeichnung? Offenbar legte <strong>Kolumbus</strong><br />
keinen Wert darauf, seine Tätigkeit näher zu erläutern – entweder stand er im Dienste<br />
einer Seemacht, die ein Gegner Genuas war, oder aber seine <strong>Fahrten</strong> waren nicht<br />
ganz legal, man mag an Schmuggelfahrten, aber auch an gelegentliche Seeräuberei denken.<br />
Solche „nicht-autorisierten“ Kaperfahrten kamen damals oft vor.<br />
Von seiner Bildung her war <strong>Kolumbus</strong> ein Autodidakt, der sich offenbar die lateinische<br />
Sprache weitgehend selbst beigebracht hat, wobei er vermutlich schon als Jugendlicher<br />
das damals notwendige „Kaufmanns-Latein“ kannte, denn notarielle Urkunden und Verträge<br />
wurden üblicherweise in lateinischer Sprache abgefaßt.