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2.5.5.2. Die Chronometer-Methode<br />
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Diese Methode ist sehr einfach. Mit einer Uhr, die über ein Jahr lang unter Seebedingungen<br />
die GMT anzeigt, wird die Zeit eines in GMT-Zeit für den Ort Greenwich tabellierten<br />
Himmelsereignisses gemessen, beispielsweise die Zeit <strong>des</strong> Meridiandurchganges<br />
eines Fixsternes. Erfolgt dieser Durchgang in Greenwich um 21 Uhr GMT, auf dem<br />
Schiff dagegen um 23 Uhr GMT, so befindet man sich 2 Stunden westlich von Greenwich,<br />
also auf (rund) 30 Grad West.<br />
Die Schwierigkeit bestand darin, eine derart verläßliche Uhr zu konstruieren, wobei vor<br />
allem vier Probleme zu lösen waren; als schwingen<strong>des</strong> System kam natürlich nur eine<br />
Unruh in Frage.<br />
1. Das in das Uhrwerk eingekoppelte Drehmoment muß während <strong>des</strong> Ablaufens der<br />
Uhr konstant bleiben. Dieses Problem wird dadurch gelöst, daß man das Federhaus<br />
über eine Kette mit dem Uhrwerk verbindet, wobei die Kette auf einen Konus aufgerollt<br />
ist. Beim Ablaufen der Uhr wird die Kette von der Spitze her abgerollt, wobei<br />
der Hebel und damit das Drehmoment zunimmt. Da gleichzeitig die Federkraft der<br />
sich entspannenden Feder abnimmt, läßt sich bei geeigneter Form <strong>des</strong> Kegels ein<br />
konstantes Drehmoment realisieren. Man bezeichnet diese Konstruktion als „Stackfred“<br />
(Abb.35).<br />
2. Die Schwingung der Unruh muß temperaturunabhängig sein. Dies erreicht man<br />
durch eine „geschlitzte“ Unruh, wobei die beiden „Arme“ als Bimetallstreifen ausgebildet<br />
sind. Bei Zunahme der Temperatur nimmt der Durchmesser der Unruh zu<br />
und die Uhr läuft langsamer. Gleichzeitig biegen sich die Arme nach innen, und die<br />
Uhr läuft schneller. Wiederum läßt sich bei geeigneter Dimensionierung eine vollständige<br />
Kompensation beider Effekte erreichen (Abb.36).<br />
3. Eine Unruh besitzt nur dann eine konstante Schwingungsfrequenz, wenn sie möglichst<br />
vollständig vom Uhrwerk getrennt arbeitet, die erforderliche Krafteinkopplung<br />
also zeitlich so kurz wie nur möglich bemessen ist. Dies wurde durch eine<br />
spezielle Hemmung, die „Chronometer-Hemmung“, erreicht (engl. grasshopperescapement),<br />
die sich, wie hier nicht weiter erläutert werden soll, erheblich von der<br />
wohlbekannten Anker-Hemmung unterscheidet.<br />
4. Störend wirken sich alle Arten von Schmiermitteln auf den Gang einer Uhr aus, da<br />
sie bei Temperaturerhöhung dünnflüssiger werden (die Uhr geht dann vor), im Laufe<br />
von Monaten jedoch verharzen (die Uhr geht nach). Man löste das Problem durch<br />
schmiermittelfreie Rubinlager.<br />
Eine Reihe weiterer mechanischer Rafinessen verbesserten zusätzlich die Ganggenauigkeit.<br />
Das erste brauchbare Chronometer wurden von dem englischen Uhrmacher Harris gebaut<br />
(1735), zwei weitere folgten. Diese über 50 Pfund schweren „Seeuhren“ sind noch<br />
heute im „Old Royal Observatory“ zu bewundern. Die vierte „Seeuhr“ hatte dann schon<br />
die Form einer handgroßen Taschenuhr, ganz so wie entsprechende Geräte seines Konkurrenten<br />
Kendall. Im Laufe seines Lebens erhielt Harris nach und nach die ausgelobte<br />
Summe von 20000 £.<br />
Angemerkt sei, daß kein noch so gutes Chronometer auf Dauer die GMT anzeigt, denn<br />
je<strong>des</strong> Chronometer geht etwas vor oder nach. Dies ist jedoch so lange belanglos, wie