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Fahrten des Kolumbus

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flusses und ihrer Macht. Es ist daher verständlich, daß Königin Isabella zunächst das<br />

Urteil zweier Würdenträger einholen wollte, zumal beide Herzöge einen Teil ihres<br />

Reichtumes dem Seehandel zu verdanken hatten. Beide Herzöge (nach MADARIAGA<br />

nur einer von ihnen) befürworteten die Fahrt und waren sogar bereit, dies auf eigene<br />

Rechnung zu tun. Dieser Entschluß war auch aus kaufmännischer Sicht verständlich:<br />

Eine „Westfahrt“ nach Asien war grundsätzlich möglich, daran zweifelte ohnehin niemand,<br />

und wenn sie gelang, war der langfristig zu erwartende Gewinn erheblich; der<br />

„Einsatz“ betrug nur drei kleine Schiffe nebst einer Besatzung von insgesamt rund 60<br />

Mann – das war tragbar. Damit wußte Isabella was sie wissen wollte, allerdings konnte<br />

sie nicht zulassen, daß sich ohnehin schon mächtige Granden auch noch derart riesige<br />

Gewinne aneigneten, und so ordnete sie an, daß die Angelegenheit in die Hände der<br />

Krone gelegt wurde.<br />

Am 20. Januar 1486, also nur ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in Spanien (!), spricht<br />

<strong>Kolumbus</strong> am Spanischen Hofe, der sich zu dieser Zeit in Córdoba aufhält, bei Hofbeamten<br />

vor und wird auf die „Gehaltsliste“ <strong>des</strong> Hofes gesetzt, und auch hier hat er sehr<br />

bald Kontakt zu mächtigen und einflußreichen Männern. Im Frühsommer <strong>des</strong>selben<br />

Jahres wird ihm dann eine Audienz bei König Ferdinand von Aragón und Königin Isabella<br />

von Kastilien gewährt. Was sich in der Zwischenzeit ereignete, wissen wir nicht,<br />

aber sicherlich wurde <strong>Kolumbus</strong> von Vertretern <strong>des</strong> Hofes zu seinem Vorhaben einer<br />

„Westfahrt“ befragt und es darf als sicher gelten, daß er auch nach seinen Forderungen<br />

befragt wurde – die Geschichte, er habe diese Forderungen erst buchstäblich „in letzter<br />

Minute“ in Santa Fé gestellt, ist unglaubwürdig – wir werden auf dieses Detail noch<br />

zurückkommen. Offenbar stand man den Plänen <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> wohlwollend gegenüber,<br />

denn sonst hätte man ihm wohl kaum wenige Monate später die Ehre einer Audienz<br />

gewährt. Damit war die Entscheidung zu Gunsten seines Planes praktisch gefallen, auch<br />

wenn spätere Geschichtsschreiber das Gegenteil behaupten. Natürlich konnte Königin<br />

Isabella nicht sogleich ihre Entscheidung verkünden, denn das wäre zu viel der Ehre<br />

gewesen; zudem wollte sie nicht ihren „Regierungschef“ Talavera übergehen, und es<br />

war sicherlich auch nicht verkehrt, einiges über die Person <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong>, aber auch<br />

über die Gründe für die Ablehnung seines Planes durch König João II. in Erfahrung zu<br />

bringen. Und so setzt Isabella, wie auch wohl sonst üblich, eine Kommission unter Vorsitz<br />

ihres Beichtvaters und „Regierungschefs“ Talavera ein, sicherlich mit dem Hinweis,<br />

die Angelegenheit „wohlwollend“ zu behandeln. Im Mai 1486 nahm die „Talavera-Kommission“<br />

ihre Arbeit auf.<br />

4.6.3. Die Talavera-Kommission (1486 – 1490)<br />

Bei Lichte betrachtet, hatte die Talavera-Kommission eine politische Entscheidung zu<br />

treffen, denn die Sache selbst war klar:<br />

1. Die Kugelgestalt der Erde war bekannt, ferner ihr Umfang; eine „Westfahrt“ nach<br />

Ostasien war folglich grundsätzlich möglich.<br />

2. Da die Araber mit Indien Seehandel trieben und die Inder ihrerseits mit China, war<br />

der Abstand Arabien-China auf etwa 10 000 km zu veranschlagen, legte man die<br />

damals möglichen „Non-Stop-Distanzen“ der Schiffe zugrunde; damit betrug der<br />

Abstand Spanien-China rund 20 000 - 30 000 km – viel zu weit für eine „Westfahrt“.

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