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hen. Die Bedeutung verläßlicher und „handhabungssicherer“ Tafeln war somit schon<br />
den Portugiesen bekannt!<br />
2.5.4. Die Bestimmung der geographischen Breite<br />
Die Bestimmung der geographischen<br />
Breite läuft<br />
letztlich darauf hinaus, die<br />
Polarstern<br />
Höhe <strong>des</strong> Himmelsnordpoles<br />
über dem Horizont, also<br />
die „Polhöhe“ p, zu<br />
p<br />
bestimmen, denn wie aus<br />
Horizont Abb.31 hervorgeht, ist die<br />
b<br />
Polhöhe mit der geographischen<br />
Breite identisch.<br />
Würde der Polarstern exakt<br />
am Himmelsnordpol stehen,<br />
genügte es, <strong>des</strong>sen Höhe<br />
auszumessen; leider beschreibt<br />
er jedoch im Laufe<br />
eines Tages um den Himmelsnordpol<br />
einen kleinen<br />
Kreis, <strong>des</strong>sen Radius zur<br />
Zeit <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> etwa 3<br />
Grad betrug. Bleibt dies<br />
unberücksichtigt, ist die<br />
Abb. 31 Polhöhe p und Breite b. Es gilt stets: p = b<br />
Breitenbestimmung mit einem<br />
Fehler von ±3 Grad<br />
behaftet entsprechend ±300<br />
km auf der Erdoberfläche, eine schon damals untragbare Ungenauigkeit. Man kann nun<br />
diesen Fehler vermeiden, indem man die Höhe <strong>des</strong> Polarsternes nur dann mißt, wenn er<br />
ganz bestimmte Stellungen einnimmt (Abb.32). Steht er gerade über oder unter dem<br />
Pol, muß die Höhe um ±3 Grad korrigiert werden, nimmt er seine maximale Elongation<br />
ein, sind Sternenhöhe und Polhöhe identisch. Die „richtige“ Stellung läßt sich nun einfach<br />
mit Hilfe der Stellung <strong>des</strong> Kleinen oder <strong>des</strong> Großen Wagens ermitteln, wobei es<br />
genügt, die Stellung grob abzuschätzen, denn wegen <strong>des</strong> geringen Radius der Bahn <strong>des</strong><br />
Polarsternes wirkt sich ein Schätzfehler von etwa ±10 Grad auf die Höhe <strong>des</strong> Polarsternes<br />
kaum aus. Entsprechende Regeln wurden den portugiesischen Seefahrern im „Regimento<br />
do Norte“ gegeben, wobei man den Kleinen Wagen als Indikator benutzte. Diese<br />
Regeln wurden später verfeinert, so daß man für jede Stellung <strong>des</strong> Kleinen Wagens<br />
Korrekturwerte anbringen konnte.<br />
Die geographische Breite kann genau so leicht aus der Höhe eines beliebigen Himmelskörpers<br />
abgeleitet werden, wenn dieser seinen höchsten Punkt im Süden erreicht (Meridiandurchgang).<br />
Die erforderliche Rechnung ist besonders sinnfällig, wenn man von der<br />
nicht direkt beobachtbaren Höhe <strong>des</strong> Himmelsäquators q ausgeht (Abb.33), denn 90<br />
Grad minus q liefert gerade die Polhöhe p und damit die geographische Breite. Den<br />
Winkel q wiederum erhält man, indem man von der gemessenen Sternen- oder Sonnenhöhe<br />
h die Deklination d subtrahiert. Heute sind derartige Rechnungen trivial, da wir<br />
auch negative Zahlen kennen und südliche Deklinationen und Breiten negativ rechnen,