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Fahrten des Kolumbus

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kann, in das 100 km entfernte Valladolid, wo er ein Haus besitzt. Am 20.Mai 1506 stirbt<br />

<strong>Kolumbus</strong>. Seine Beisetzung erfolgt im engsten Kreis. [nach GRANZOTTO]<br />

Aber so ruhelos wie sein Leben ist auch das Schicksal seiner Gebeine: Im Jahre 1509<br />

wird sein Sarg in das Kloster Las Cuevas in Sevilla überführt, 1536 dann nach Santo<br />

Domingo (Haiti). Als 1795 Haiti von Frankreich besetzt wird, überführt man seine<br />

sterblichen Überreste nach Havanna (Kuba), und mit der Unabhängigkeit Kubas gelangen<br />

sie schließlich 1898 wieder nach Sevilla. Ob es sich bei den in Sevilla befindlichen<br />

Gebeinen tatsächlich um die <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong> handelt, ist umstritten.<br />

7. Die Motive <strong>des</strong> <strong>Kolumbus</strong><br />

<strong>Kolumbus</strong> war sicherlich ein schwieriger Charakter – undurchsichtig, verschlossen und<br />

mit nur wenigen Kontakten zu seinen Mitmenschen. Zugleich war er bei der Verfolgung<br />

„seiner Mission“ ein langfristig planender und berechnender Egoist. Kein Wunder, daß<br />

er nur wenige Freunde hatte. Wir wollen hier jedoch keine Charakteranalyse betreiben,<br />

es geht vielmehr um die ganz spezielle Frage, warum <strong>Kolumbus</strong> Zeit seines Lebens an<br />

der Fiktion festhielt, den Seeweg nach Ostasien, insbesondere nach Japan, gefunden zu<br />

haben.<br />

Wie sehr er auf diese Sicht der Dinge fixiert war, zeigen insbesondere zwei Beispiele,<br />

die wir schon kennengelernt haben: Auf seiner zweiten Reise läßt er seine Mannschaften<br />

schwören, Kuba sei eine Halbinsel <strong>des</strong> asiatischen Kontinentes, und auf seiner dritten<br />

Reise erkennt er zwar, daß der Golf von Paria zu einem gewaltigen Südland gehören<br />

muß, aber er geht nicht einmal an Land!<br />

Unserer Meinung nach wollte <strong>Kolumbus</strong> als Genie in die Geschichte eingehen, als ein<br />

Mann also, der als einziger erkannte, was doch alle seine Zeitgenossen vor Augen hatten.<br />

Das Eingeständnis seines Irrtumes hätten ihm seine Zeitgenossen sicherlich nicht<br />

übel genommen, und auch seine Privilegien wären unangetastet geblieben, denn in dem<br />

entsprechenden Vertrag ist lediglich von „westlichen Inseln und Ländern“ die Rede,<br />

nicht jedoch von „Indien“, „China“ und „Japan“, aber <strong>Kolumbus</strong> wäre dann ein „bloßer<br />

Entdecker“ gewesen, ein Mann also, der nur durch Zufall und eben nicht durch Einsicht<br />

fremde Küsten findet.<br />

Vor diesem Hintergrund muß man auch seine Auseinandersetzung um seine Privilegien<br />

mit König Ferdinand sehen, die <strong>Kolumbus</strong> nach seiner vierten Reise beginnt. Zum einen<br />

besteht <strong>Kolumbus</strong> darauf, seinen Titel als Vizekönig wieder zu bekommen, zum anderen<br />

geht es um seine finanziellen Privilegien, genauer, um die „Basis“, von der das „Zehntel“,<br />

das „Achtel“ und das „Drittel“ seiner Einkünfte zu berechnen sind. So verlangt er<br />

u.a. 10% von den Bruttoeinkünften der „indischen Gebiete“, während König Ferdinand<br />

verständlicherweise zunächst die jeweiligen Investitionskosten abzieht und die 10%<br />

somit auf die Nettoeinkünfte bezieht.<br />

Aber geht es <strong>Kolumbus</strong> tatsächlich um Geld? Er ist ein reicher Mann, aber seine Lebensweise<br />

zeigt, daß er von diesem Reichtum und seinen sonstigen gesellschaftlichen<br />

Vorrechten gar keinen Gebrauch macht, denn sonst hätte er sich doch wohl nach seiner<br />

zweiten Reise zur Ruhe gesetzt und andere in seinem Namen auf Entdeckungsreise geschickt!

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