Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

Aufschlussreich ist, wie Authentizität vorgetäuscht wird,
wie dem Comic – trotz skurrilen Ablaufs – ein Glaubwürdigkeitssiegel
aufgedrückt wird: Am Ende der Geschichte wird auf angebliche
Zeugenaussagen hingewiesen, welche Verbindungen zwischen
der Waffen­SS und den tibetischen Magiern bestätigten.
Es seien nach dem Einmarsch der russischen Truppen in Berlin
im Mai 1945 mehr als tausend Leichen Freiwilliger gefunden
worden, die deutsche Uniformen trugen, aber weder Ausweispapiere
noch Abzeichen bei sich hatten. Alle diese Soldaten stammten
aus dem Himalaja. Wir erinnern uns: Diese angeblichen Fakten
wurden erstmals von Bergier/Pauwels anfangs der 6oer Jahre
veröffentlicht. Sie wurden nie verifiziert, fanden aber nichtsdestotrotz
immer wieder Eingang in Romane, sogenannte Fachbücher
… und Ende der 8oer Jahre nun auch in diesen Comic.
Auch im Comic Countdown des Wahnsinns geht es um Nazi­
Überlebende in einer Geheimbasis unter dem Himalaja, welche
die Welt beherrschen und eine ideale Gesellschaft schaffen wollen,
in der die Menschen auf ewig gleich sind und in der der Einzelne
keinen eigenen Willen mehr hat. Auch hier kommt es zu
einem Kampf zwischen dem Guten, in diesem Fall in der Gestalt
des «Dalai Lama Sakyamuni Padma Vajrasattva» (ein völliger
Fantasiename) und seinen Verbündeten, sowie dem Bösen. Dieser
heisst Dr. Wreibritisch­Lincorn (eine Verballhornung von
Trebitsch­Lincoln, den wir bereits kennengelernt haben), einem
ehemaligen Nazi, der über hochkomplexe Technologien verfügt
und offenbar eine dämonische Wiedergeburt «Shivas» ist, welcher
unterhalb des «Sumeu» die Hölle «Avici» wiedererschaffen
hat. Authentizität wird in diesem Comic durch die häufige Verwendung
tibetischer und indischer Begriffe vorgegaukelt wie Sumeu
(richtig Weltenberg Sumeru), Avici (buddhistische Hölle),
Shiva, Dalai Lama, Sakyamuni, Padma und Vajrasattva und
Agartha, dem angeblichen Kloster des Dalai Lama. Der letztgenannte
Name schlägt den Bogen zu van Helsings Buch Geheimgesellschaften,
nach dem zwar die Hyperboreer Agartha bewohnen,
deren Repäsentant auf Erden jedoch der Dalai Lama sei. Die
beiden hier besprochenen Comics nehmen die von van Helsing
postulierte Nazi­Tibet­Connection auf, unterscheiden sich jedoch
in einem wesentlichen Punkt von van Helsings Theorie: Während
er ein enges Zusammenarbeiten der Tibeter und Nazis suggeriert
– Tibet wird von ihm als Rückzugsgebiet von Reichsdeutschen
geschildert, die sich mit den Gelug pas gegen die Chinesen
verbündet haben und auf den Tag warten, an dem sie ein neues
Reich auf Erden schaffen können –, treten die Tibeter in beiden
Comics eindeutig als Gegner der Nazis auf, mit Ausnahme des
Obersturmführers Tsering in Tödliche Kälte.
In einer weiteren Weltverschwörungsgeschichte – Der Kampf
um die Welt – ist ebenfalls von einem Reich die Rede, das an
Agartha erinnert, dessen Name aber nicht erwähnt wird. In die­
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