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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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onale Abkommen mit Grossbritannien, <strong>der</strong> Mongolei und China<br />

wurden ferner abgeschlossen. Von 1912 bis zur gewaltsamen Einverleibung<br />

Tibets in die Volksrepublik China 1949/50 war Tibet<br />

somit de jure wie auch de facto absolut unabhängig. Kurz vor<br />

seinem Tod ahnte <strong>der</strong> 13. Dalai Lama bereits die aus dem Osten<br />

drohende Gefahr, und in seinem politischen Testament warnte er<br />

die <strong>Tibeter</strong> vor diesen Gefahren und for<strong>der</strong>te sie <strong>auf</strong>, vorbeugende<br />

Massnahmen zu treffen. Lei<strong>der</strong> blieben seine prophetischen<br />

Warnungen ungehört.<br />

Tibet und die Volksrepublik China<br />

Gleich nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Volksrepublik China unter <strong>der</strong><br />

Führung von Mao Tsetung im Jahr 1949 wurde Tibet durch<br />

Truppen <strong>der</strong> Volksbefreiungsarmee gewaltsam besetzt. Tibet protestierte<br />

vergeblich bei den Vereinten Nationen gegen die chinesische<br />

Besetzung. Die völkerrechtswidrige Invasion und Annexion<br />

Tibets durch die Volksrepublik China fiel in die Regierungszeit<br />

des gegenwärtigen 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso. Im November<br />

1950 übertrug die tibetische Nationalversammlung die religiöse<br />

und politische Regierungsgewalt <strong>auf</strong> den erst 15 Jahre alten 14.<br />

Dalai Lama. Der junge Dalai Lama, von liberaler Gesinnung und<br />

allem Neuen gegenüber <strong>auf</strong>geschlossen, versuchte den Mo<strong>der</strong>nisierungsprozess,<br />

den sein Vorgänger begonnen hatte, fortzusetzen.<br />

Nachdem er sein Amt als Staatsoberhaupt Tibets angetreten<br />

hatte, tat er sein Möglichstes, um längst fällige Reformen durchzuführen.<br />

Er setzte zu diesem Zweck eine Reformkommission<br />

ein. Anfänglich konnte die Reformkommission eine Reihe von<br />

Massnahmen durchführen. Die chinesische Besatzungsmacht<br />

sabotierte jedoch die Beschlüsse und Vorschläge <strong>der</strong> Reformkommission<br />

und verurteilte diese damit bald zur Handlungsunfähigkeit.<br />

Um ein Blutbad zu vermeiden, bemühte sich <strong>der</strong> Dalai Lama<br />

um eine friedliche Beilegung <strong>der</strong> kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

zwischen seinem Volk und den eindringenden chinesischen<br />

Truppen. Eine tibetische Delegation unter <strong>der</strong> Leitung des Ministers<br />

Ngabo Ngawang Jigme wurde nach Peking entsandt. Die<br />

Verhandlungen glichen allem an<strong>der</strong>en als einem «völkerverbindendem»<br />

Dialog. Dass Tibet ein unabhängiger und souveräner<br />

Staat sei, wurde von <strong>der</strong> chinesischen Regierung überhaupt nicht<br />

akzeptiert. Ohne Rücksprache mit dem Dalai Lama und <strong>der</strong> tibetischen<br />

Regierung in Lhasa nehmen zu dürfen, musste 1951 die<br />

tibetische Delegation in Peking unter chinesischem Diktat das<br />

sogenannte «17­Punkte­Abkommen zur friedlichen Befreiung Tibets»<br />

unterzeichnen. Die tibetische Delegation weigerte sich,<br />

auch die Siegel <strong>der</strong> tibetischen Regierung anzubringen, ohne die<br />

das Abkommen ungültig war. Aber die Chinesen fälschten in Peking<br />

tibetische Siegel und zwangen die Delegation, mit diesen<br />

das Dokument zu beglaubigen. Dieser ungleiche Vertrag ging<br />

von <strong>der</strong> Voraussetzung aus, dass Tibet ein Teil von China sei.<br />

Zum erstenmal in <strong>der</strong> Geschichte Tibets übten die Chinesen nun<br />

volle Kontrolle über ganz Tibet aus.<br />

Bald danach begann die chinesische Besatzungsmacht – ungeachtet<br />

aller Vereinbarungen, die die chinesische Regierung im<br />

«17­Punkte­Abkommen» abgeschlossen hatte – ihre «Reformen»<br />

zuerst den <strong>Tibeter</strong>n in Kham (Osttibet) und Amdo (Nordosttibet),<br />

später den <strong>Tibeter</strong>n in Ütsang (Zentraltibet) <strong>auf</strong>zuzwingen.<br />

Ihre willkürlichen Handlungen und ihr intolerantes Verhalten<br />

stiessen mit <strong>der</strong> Zeit <strong>auf</strong>zunehmenden Wi<strong>der</strong>stand unter <strong>der</strong> tibetischen<br />

Bevölkerung. Von Kham her, wo die chinesische Besatzungsmacht<br />

Zwangsmassnahmen ergriffen hatte, um ihre «Reformen»<br />

durchzusetzen, breiteten sich <strong>der</strong> bewaffnete Wi<strong>der</strong>stand<br />

und Protestkundgebungen rasch über ganz Tibet aus. Schliesslich<br />

erreichte die tibetische Wi<strong>der</strong>standsbewegung im offenen<br />

Volks<strong>auf</strong>stand am 10. März 1959 in Lhasa ihren tragischen Höhepunkt.<br />

Dabei fanden nach offizieller chinesischer Angabe rund<br />

87 000 <strong>Tibeter</strong> den Tod. Am 28. März 1959 wurde die tibetische<br />

Regierung <strong>auf</strong>gelöst, und das «Vorbereitungskomitee des Autonomen<br />

Gebietes Tibet» wurde bevollmächtigt, Funktionen und<br />

Befugnisse <strong>der</strong> tibetischen Regierung zu übernehmen. Gleichzeitig<br />

wurde die tibetische Währung ab sofort für ungültig erklärt.<br />

Auf Drängen <strong>der</strong> <strong>Tibeter</strong> musste <strong>der</strong> Dalai Lama – als einfacher<br />

Soldat verkleidet – am 17. März 1959 die tibetische Haupt­<br />

79 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 80

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