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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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Fleisch, berauschenden Getränken und Gift betreiben.<br />

Dies erklärt auch den Grund, warum in Tibet Berufe<br />

wie die des Schlächters, des Fleischhändlers, <strong>der</strong><br />

Jägers o<strong>der</strong> des Schmiedes, <strong>der</strong> Waffen herstellt,<br />

disqualifiziert waren. Unter <strong>Tibeter</strong>n in <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

sind Pflegeberufe beson<strong>der</strong>s beliebt, was damit zusammen-hängen<br />

könnte. Buddhas Äusserungen zur rechten<br />

Lebensführung im Erwerbsleben sind bemerkenswert.<br />

Er betrachtet äusserste Armut als Ursache von Diebstahl,<br />

Gewalttätigkeit und Mord. Seiner Erklärung<br />

nach führen vier Dinge zum weltlichen Wohlbefinden:<br />

Berufliche Tüchtigkeit, Schutz des Eigentums vor Verlust,<br />

gute Gesellschaft und Lebenszuschnitt nach <strong>der</strong><br />

Höhe des Einkommens. (vgl. Schumann, 1976: 93)<br />

6. Rechte Anstrengung besteht in <strong>der</strong> Bemühung zur Abwehr<br />

unheilsamer und zur Erzeugung heilsamer Geistesinhalte<br />

durch Kontrolle <strong>der</strong> Sinnesorgane und damit<br />

durch Erziehung zur objektiven Beobachtung und<br />

Wahrnehmung.<br />

7. Rechte Achtsamkeit bzw. Bewusstheit bedeutet, sich<br />

alle Körperfunktionen (Gehen, Atmen, Stehen usw.),<br />

Sinnesempfindungen, Denkprozesse und Denkobjekte<br />

bewusst machen. Zweck <strong>der</strong> Achtsamkeit ist die Kontrolle<br />

und Disziplinierung des flatterhaften Geistes.<br />

8. Rechte Meditation ist ganz allgemein als die Methode<br />

zur geistigen Disziplinierung zu verstehen. (vgl. Schumann,<br />

1976: 95f)<br />

Neben diesen acht Regeln gibt es im Buddhismus zehn sogenannte<br />

«negative Regeln» zur Vermeidung <strong>der</strong> wichtigsten unheilsamen<br />

Handlungen, von denen die ersten fünf für alle Buddhisten,<br />

Laien wie Mönche und Nonnen, bindend sind. (vgl. Schumann,<br />

1976: 99) Diese ersten fünf Regeln sind: 1) Vermeidung des Zer­<br />

störens von Leben, 2) Absehen vom Nehmen nicht gegebener<br />

Dinge, 3) Enthaltung von unkeuschem Wandel, 4) Vermeidung<br />

von Lüge und 5) Enthaltung vom Genuss berauschen<strong>der</strong> Getränke.<br />

Aus den acht Geboten des «achtteiligen Pfades» und den<br />

fünf «negativen Regeln» lassen sich ferner die buddhistischen<br />

zehn Tugenden ableiten, die sowohl für die Geistlichkeit wie auch<br />

für die Laien Gültigkeit haben. Die Kenntnis dieser zehn Tugenden<br />

ist unter den älteren <strong>Tibeter</strong>n weit verbreitet und sie bestimmen<br />

weitgehend die tibetischen Erziehungsziele. Die zehn Tugenden<br />

sind: 1) nicht töten, 2) nicht stehlen, 3) nicht sexuell<br />

fehlverhalten, 4) nicht lügen, 5)nicht entzweiend reden (d. h. nicht<br />

verleumden und Zwietracht säen), 6) nicht grob reden, 7) nicht<br />

dumm reden (d. h. nicht dummes Zeug schwatzen), 8) nicht habsüchtig<br />

sein, 9) an<strong>der</strong>en nicht schaden und 10) falsche Vorstellungen<br />

vermeiden. Die ersten drei sind physische, die mittleren vier<br />

verbale und die letzten drei geistige Tugenden, die einzuhalten<br />

sind. Damit erfassen diese zehn Tugenden das menschliche Individuum<br />

in seiner Ganzheit, nämlich seinern Körper, seine Sprache<br />

und seinen Geist. Mit an<strong>der</strong>en Worten, das menschliche Individuum<br />

wird mit diesen Tugenden dazu angehalten. seine<br />

Handlungen, seine Sprache bzw. Kommunikation und seinen<br />

Geist bzw. sein Bewusstsein zu kontrollieren.<br />

Die Bedeutung bzw. die Wertschätzung <strong>der</strong> Mutter kommt<br />

beispielsweise in den ersten drei <strong>der</strong> sogenannten «sieben Ursache­Wirkung­Anweisungen»<br />

für die Erzeugung des «Bodhicitta»,<br />

des allumfassenden Mitgefühls, zum Ausdruck. In diesen drei<br />

ersten Anweisungen wird nämlich ermahnt: 1) alle Wesen als die<br />

eigene Mutter anzusehen, 2) sich ihrer Freundlichkeit bewusst<br />

zu werden und 3) ihre Freundlichkeit zu vergelten. Wie die Eltern­Kind­Beziehung<br />

sein sollte, hat bereits <strong>der</strong> berühmte tibetische<br />

König Songtsen­Gampo, <strong>der</strong> von 630 bis 649 n. Chr. in Tibet<br />

geherrscht hatte, in seinem buddhistisch inspirierten 16 Gesetze<br />

umfassenden Erlass formuliert.<br />

99 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 100

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