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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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ten eroberten. Wie alle Nationen dieser Welt erlebte Tibet dagegen<br />

auch Perioden, in denen seine Nachbarvölker, namentlich<br />

die Mongolen, Mandschus, Chinesen, Englän<strong>der</strong> und die nepalesischen<br />

Gurlchas, versuchten, Einfluss über Tibet zu erlangen.<br />

Das tibetische Volk betrachtete jedoch diese Zeiten nie als Verlust<br />

seiner nationalen Souveränität. Die Chinesen leiten hingegen<br />

aus <strong>der</strong> Einflussnahme sowohl <strong>der</strong> Mongolen als auch <strong>der</strong><br />

Mandschus ihren Anspruch <strong>auf</strong> die Souveränität über Tibet<br />

ab.<br />

Die Yarlung-Dynastie Tibets und die Tang-Dynastie<br />

Chinas<br />

Tibets alte und lange Geschichte reicht bis ins Jahr 127 v. Chr.<br />

zurück. Der Überlieferung zufolge vereinte in jenem Jahr <strong>der</strong><br />

erste König Tibets, Nyatri Tsenpo, die verschiedenen tibetischen<br />

Stämme, die das Hochland Tibets bewohnten, zu einer Nation.<br />

Ihm folgten 41 Könige <strong>der</strong> Yarlung­Dynastie, die 969 Jahre lang<br />

– das heisst bis 842 n. Chr. – Tibet regierten. Während dieser Perio­<br />

de war Tibet eine bedeutende politische und militärische Macht<br />

in Zentralasien, <strong>der</strong>en Einfluss weit über die Nachbarlän<strong>der</strong> hinausreichte.<br />

Nach einem ersten Einfall in China dehnten die <strong>Tibeter</strong> ihre<br />

kriegerischen Unternehmungen nach allen Richtungen aus. Mit<br />

<strong>der</strong> Einnahme <strong>der</strong> vier chinesischen Bollwerke in Chinesisch­<br />

Turkestan schnitten sie den chinesischen Verkehr mit dem Westen<br />

ab und legten dadurch den Grundstein zu einem tibetischen<br />

Grossreich in Zentralasien. Die <strong>Tibeter</strong> führten 648 n. Chr. eine<br />

Militärexpedition nach Nordindien durch. Im Westen besetzten<br />

sie Hunza, das heute zu Pakistan gehört. Im Norden und Nordosten<br />

verbündeten sie sich mit den Uiguren und den Westtürken.<br />

Mit den letzteren fielen sie oft in chinesisches Gebiet ein. Im Süden<br />

beherrschten die <strong>Tibeter</strong> das Königreich Nepal und die Bergstämme<br />

<strong>auf</strong> <strong>der</strong> indischen Seite des Himalaya. Ihre militärischen<br />

Unternehmungen führten bis nach Oberburma. Im Osten stiessen<br />

die tibetischen Heere immer weiter in das Reichsgebiet <strong>der</strong><br />

Tang­Dynastie hinein. Dazu schreibt <strong>der</strong> englische Diplomat und<br />

Historiker Richardson «Tibetische Generäle und Minister besetzten<br />

und verwalteten beinahe das ganze Kansu, den grösseren<br />

Teil von Sichuan und den Norden von Yünnan.» Für China<br />

bedeuteten die <strong>Tibeter</strong> somit eine dauernde Quelle <strong>der</strong> Unruhe<br />

und Gefahr. Die hervorragendsten Herrscher <strong>der</strong> tibetischen<br />

Yarlung­Dynastie waren Songtsen Gampo, Trisong Detsen und<br />

Ngadhak Tri Ralpachen.<br />

Unter <strong>der</strong> Herrschaft des Königs Songtsen Garnpo (617–649<br />

n. Chr.) wurde Tibet erstmals zu einem mächtigen Staat mit<br />

einer Zentralregierung, eigener Kultur, Religion und Schrift,<br />

einem einheitlichen Gesetzeskodex, einer starken Armee sowie<br />

offiziellen Beziehungen mit dem Ausland zusammengeschlossen.<br />

Während seiner Herrschaft gelangte <strong>der</strong> Buddhismus nach Tibet,<br />

und die tibetische Schrift wurde entwickelt. Er verkündete<br />

zudem einen Kodex, <strong>der</strong> aus sechzehn allgemeinen moralischen<br />

Verhaltensregeln bestand, die von den <strong>Tibeter</strong>n als ihr erstes<br />

«Gesetzbuch» betrachtet werden.<br />

König Songtsen Gampo festigte und erweiterte das tibetische<br />

Reich, indem er Teile von Westchina annektierte und den<br />

chinesischen Kaiser Tai Tsung <strong>der</strong> Tang­Dynastie dazu zwang,<br />

einen jährlichen Tribut von 50 000 Rollen Seide zu entrichten.<br />

Der chinesische Kaiser musste zudem im Jahre 641 eine seiner<br />

Töchter, nämlich die Prinzessin Wen­Cheng Kung Chu, dem tibetischen<br />

König zur Frau geben. In <strong>der</strong> heutigen offiziellen chinesischen<br />

Interpretation wird diese Heirat als das Bestreben des Kaisers<br />

Tai Tsung, die freundschaftlichen Beziehungen <strong>der</strong> beiden<br />

Nachbarn zu festigen, und als Beginn <strong>der</strong> «nicht abbrechenden»<br />

kulturellen Beziehungen zwischen China und Tibet dargestellt.<br />

Mit den Kontakten zum Herrscherhaus <strong>der</strong> Tang begannen<br />

die internationalen Beziehungen Tibets. Mit <strong>der</strong> Einführung des<br />

Buddhismus in Tibet wurden ferner religiöse und kulturelle Beziehungen<br />

mit Indien eingeleitet.<br />

Im Jahre 710 n. Chr. gab <strong>der</strong> chinesische Kaiser Shou­Li dem<br />

tibetischen König Tride Tsugtsen (697–755 n. Chr.) die chinesische<br />

Prinzessin Chin­Cheng Kung Chu zur Frau. Er hoffte, dass<br />

durch diese Heirat die Beziehungen zwischen Tibet und China<br />

61 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 62

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