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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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Klosters erheben. Hier haben sie zusammen gebadet, als Duojie<br />

ein kleiner Junge war. Die Kulturrevolution, als die Kommunisten<br />

die tibetischen Klöster zerstörten und plün<strong>der</strong>ten, war damals<br />

schon vergessen. Beide können sich an Zeiten erinnern, als<br />

die Mönche mit den Kommunisten einigermassen auskamen.<br />

«Wenn wir uns um die Armen im Dorf kümmerten, nahmen wir<br />

<strong>der</strong> Partei die Arbeit ab. Das wurde von <strong>der</strong> KP auch anerkannt»,<br />

sagt <strong>der</strong> Vorsteher.<br />

Auf dem Rückweg hat sich Duojie in <strong>der</strong> nahen Kreisstadt<br />

mit Vater und Bru<strong>der</strong> zum Essen verabredet. Wir überqueren die<br />

Strasse zum Restaurant. Als <strong>der</strong> Vater kurz dar<strong>auf</strong> das Lokal<br />

betritt, haben ihn Polizisten bereits ausgehorcht, wer wir seien.<br />

Der Vater bleibt dar<strong>auf</strong>hin stumm. Draussen marschieren mit<br />

weissen Helmen, Schlagstöcken und Schutzschil<strong>der</strong>n ausgerüstete<br />

Militärpolizisten in grüner Uniform. Sie werden von Polizeijeeps<br />

begleitet, die demonstrativ langsam in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Strasse<br />

fahren. Duojie wird es ungemütlich. Schnell verabschiedet er<br />

sich von seiner Familie, lässt den Fahrer vorfahren. Bloss weg.<br />

Als das Auto endlich die Landstrasse zurück nach Lanzhou erreicht,<br />

gibt Duojie dem Fahrer eine DVD. Er lässt laut stellen.<br />

Mo<strong>der</strong>ner tibetischer Folk. Über den Bildschirm im Sonnenschutz<br />

des Beifahrers flimmern Aufnahmen von Bergen und<br />

Klöstern. Er lehnt sich zurück, singt mit. Auf einem 3800 Meter<br />

hohen Pass steigt er aus, zerreisst Papier und wirft es als Konfetti<br />

in die Lüfte. Es geht ihm wie<strong>der</strong> besser. Ob er die Reise bereue?<br />

«Das musste sein», sagt Duojie. Später ruft noch einmal <strong>der</strong> Vater<br />

an. Die Polizei sei bei ihm gewesen. Die Eltern hätten gesagt,<br />

dass sie uns nicht kennten. Wir seien Freunde ihres Sohnes.<br />

«Nicht schlimm. Da passiert nichts mehr», sagt Duojie.<br />

* Namen von <strong>der</strong> Redaktion geän<strong>der</strong>t<br />

Georg Blume: Protest im Lotossitz. Wie tibetische Mönche für ein Essen zu Ehren des Dalai<br />

Lama Kopf und Kragen riskierten. © Die Zeit, 2009.<br />

139 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 140

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