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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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Text 8<br />

Neue Zürcher Zeitung, 11. März 2009<br />

Peter A. Fischer<br />

China sieht im Dalai<br />

Lama einen Spalter.<br />

Gegen seitige Vorwürfe<br />

und verbreitetes Unverständis<br />

Während <strong>der</strong> Dalai Lama den Chinesen vorwirft, die<br />

tibe tische Kultur auslöschen zu wollen, will Peking in<br />

ihm nur einen gefährlichen Spalter sehen. Die verhär-<br />

teten Fronten verunmöglichen einen konstruktiveren<br />

Zugang.<br />

pfi, Peking, 10. März Eine völlige Verdrehung <strong>der</strong> Tatsachen hat<br />

<strong>der</strong> Chefsprecher des chinesischen Aussenministeriums, Ma Chaoxu,<br />

am Dienstag dem Dalai Lama und seinen Getreuen vorgeworfen.<br />

«Demokratische Reformen» hätten in den letzten fünfzig<br />

Jahren in Tibet ein feudalistisches System <strong>der</strong> Leibeigenschaft<br />

und Sklaverei durch eine ganz neue Periode <strong>der</strong> Entwicklung ersetzt.<br />

Scharfe Vorwürfe<br />

Die <strong>Tibeter</strong> hätten weitgehende Autonomierechte, und China<br />

habe in Tibet entscheidende Fortschritte in dem fundamentalsten<br />

Menschenrecht erzielt, dem Recht <strong>auf</strong> ein besseres Leben.<br />

Dass <strong>der</strong> Dalai Lama und seine Anhänger immer wie<strong>der</strong> die Fakten<br />

verdrehten, habe nur einen Grund: Sie seien gefährliche Separatisten,<br />

welche Tibet von China abspalten wollten.<br />

In einer Rede zum fünfzigsten Jahrestag des Aufstands <strong>der</strong><br />

<strong>Tibeter</strong> in Lhasa gegen die chinesischen Kommunisten hatte <strong>der</strong><br />

Dalai Lama am Dienstag zuvor die «demokratischen Reformen»<br />

<strong>der</strong> Chinesen hart gegeisselt. Diese seien den <strong>Tibeter</strong>n ohne<br />

Rücksicht <strong>auf</strong> <strong>der</strong>en Traditionen <strong>auf</strong>gezwungen worden und hätten<br />

in ein unglaubliches Chaos geführt. Während <strong>der</strong> fünfzig<br />

Jahre hätten repressive Erziehungskampagnen den <strong>Tibeter</strong>n das<br />

Leben buchstäblich immer wie<strong>der</strong> zur Hölle gemacht; Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

seien über die Jahre den Verfolgungen zum Opfer gefallen.<br />

Aufruf zur Koexistenz<br />

Bis heute lebten die <strong>Tibeter</strong> in konstanter Angst, und die chinesischen<br />

Behörden begegneten ihnen mit grossem Misstrauen.<br />

Religion, Kultur und tibetische Identität stünden in Tibet kurz<br />

vor <strong>der</strong> Vernichtung. Der von den Chinesen forcierte Bau von<br />

Strassen und Infrastruktur diene in Wirklichkeit nur dem Ziel,<br />

die <strong>Tibeter</strong> zu sinisieren. Trotzdem hielt <strong>der</strong> Dalai Lama in seiner<br />

Rede an seinem «mittleren Weg» fest, bei dem er die territoriale<br />

Zugehörigkeit Tibets zu China ausdrücklich anerkennt,<br />

dafür aber in friedlichen Verhandlungen mit Peking eine weitgehende<br />

kulturelle, religiöse und auch politische Autonomie für die<br />

<strong>Tibeter</strong> erreichen will. <strong>Tibeter</strong> und Chinesen müssten in Freundschaft<br />

miteinan<strong>der</strong> koexistieren, nur das garantiere China längerfristig<br />

Stabilität und Einheit, sagte <strong>der</strong> Dalai Lama.<br />

Der chinesische Aussenminister Yang Jiechi hatte am Wochen<br />

ende dem Oberhaupt <strong>der</strong> <strong>Tibeter</strong> kurzerhand die Legitimation<br />

abgesprochen. Der Dalai Lama sei keine religiöse Figur,<br />

son<strong>der</strong>n bloss ein schlechter Politiker, verkündete Yang. Die Dif­<br />

129 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 130

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