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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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Regierung hatte schon 1949 an die Regierungen von Grossbritannien,<br />

den USA und Indien appelliert, jedoch we<strong>der</strong> von Indien<br />

noch England Unterstützung erhalten. Die US­Regierung erwog<br />

zwar die Entsendung einer diplomatischen Mission nach Tibet,<br />

gab den Plan jedoch <strong>auf</strong>grund des indischen Wi<strong>der</strong>stands <strong>auf</strong>.<br />

Die UdSSR unterstützten das kommunistische China. Am Vorabend<br />

<strong>der</strong> chinesischen Invasion war Tibet politisch isoliert.<br />

Am 5. Oktober 1950 überquerten die Truppen <strong>der</strong> Volksbefreiungsarmee<br />

den Yangtse und nahmen nach drei Wochen die<br />

Stadt Chamdo ein. Der Oberbefehlshaber <strong>der</strong> tibetischen Armee<br />

in Osttibet und Gouverneur von Kham, Ngabo Ngawang Jigme,<br />

ergab sich den Chinesen. Erleichtert wurde die Okkupation Osttibets<br />

durch die schlechte Ausrüstung <strong>der</strong> tibetischen Armee,<br />

aber auch durch die Unterstützung einiger hoher geistlicher<br />

Würdenträger wie des erst dreizehnjährigen Panchen Lamas,<br />

dessen Berater in seinem Namen Mao Zedong ein Telegramm<br />

schickten, in dem sie seinen Wunsch zur «Befreiung» Tibets ausdrückten.<br />

Nicht nur in Kham, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Zentralregierung<br />

in Lhasa gab es eine Reihe von Sympathisanten <strong>der</strong> Chinesen.<br />

So beeinträchtigte neben <strong>der</strong> militärischen Schwäche vor<br />

allem die Gespaltenheit <strong>der</strong> religiösen und politischen Eliten des<br />

Landes in eine pro­ und eine antichinesische Partei den tibetischen<br />

Kampf um die Unabhängigkeit.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Fall von Chamdo <strong>der</strong> Volksbefreiungsarmee den<br />

Weg nach Lhasa öffnete, rückten die chinesischen Truppen zuerst<br />

nicht weiter vor, son<strong>der</strong>n versuchten über Propaganda die<br />

<strong>Tibeter</strong> von den Vorteilen eines Anschlusses an China zu überzeugen.<br />

Einen Monat nach <strong>der</strong> Besetzung von Kham wurde in<br />

Lhasa, nach <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> beiden Staatsorakel Nechung<br />

und Gadong, <strong>der</strong> erst fünfzehnjährige Dalai Lama drei Jahre<br />

früher als üblich als weltliches und geistliches Oberhaupt Tibets<br />

inthronisiert. Der Regent Taktra trat von seinem Amt zurück.<br />

Im gleichen Monat appellierte Tibet an die Vereinten Nationen.<br />

Da sich Grossbritannien und Indien wegen des «ungeklärten<br />

Rechtsstatus» Tibets gegen eine Behandlung <strong>der</strong> Tibetfrage aussprachen,<br />

blieb <strong>der</strong> Appell ohne Erfolg.<br />

Das Siebzehn-Punkte-Abkommen<br />

Unterdessen war Taktse Rinpoche, <strong>der</strong> ältere Bru<strong>der</strong> des 14. Dalai<br />

Lamas und Abt des Klosters Kumbum in Amdo, nach Lhasa<br />

gekommen und hatte aus erster Hand von seinen Erlebnissen<br />

während eines Jahres unter kommunistischer Herrschaft berichtet.<br />

Der Bericht war so negativ, dass sich die Regierung entschloss,<br />

den Dalai Lama nach Yatung an <strong>der</strong> indischen Grenze in<br />

Sicherheit zu bringen. Dort entschied die Regierung, mit China<br />

ernsthafte Verhandlungen <strong>auf</strong>zunehmen. Diese fanden von April<br />

bis Mai 1951 in Peking statt, wo auch das sogenannte «Siebzehn­Punkte­Abkommen»,<br />

das Tibets Schicksal besiegelte, am<br />

23. Mai von <strong>der</strong> tibetischen Delegation unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Ngabo Ngawang Jigme unterzeichnet wurde. Die einzelnen<br />

Punkte des Abkommens behandeln die (in chinesischen Augen)<br />

Reintegration Tibets in das chinesische «Mutterland» und formulieren<br />

<strong>der</strong>en politische Gestaltung aus. Tibet erhält regionale<br />

Autonomie und die Garantie, dass das existierende politische<br />

System nicht geän<strong>der</strong>t wird (Punkt 4). Darüber hinaus werden<br />

Religionsfreiheit sowie <strong>der</strong> weitere Unterhalt <strong>der</strong> Klöster garantiert.<br />

Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> tibetischen Sprache wird genauso festgelegt<br />

wie die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Landwirtschaft, Weidewirtschaft,<br />

des Handels und <strong>der</strong> Industrie. Reformprozesse sollen nicht <strong>auf</strong><br />

Druck <strong>der</strong> chinesischen Autoritäten eingeleitet werden, son<strong>der</strong>n<br />

allein durch die tibetische Regierung o<strong>der</strong> in Abstimmung mit<br />

ihr (Punkt 11). Punkt 15 regelt die Einsetzung eines militärischen<br />

und administrativen Komitees sowie eines militärischen<br />

Hauptquartiers in Lhasa, um die Umsetzung des Siebzehn­<br />

Punkte­Abkommens zu gewährleisten. Dies war <strong>der</strong> einzige kontrovers<br />

diskutierte Punkt, aber auch hier gaben die tibetischen<br />

Delegierten nach.<br />

Die tibetische Delegation besass keine Vollmacht von ihrer<br />

Regierung, ein solch weitreichendes Abkommen zu unterzeichnen.<br />

Dass sie es doch tat, zeugt von dem immensen politischen<br />

Druck, unter dem sie stand. Die tibetische Regierung erfuhr von<br />

<strong>der</strong> Unterzeichnung und dem Inhalt des Abkommens erst über<br />

das Radio am 26. Mai 1951.<br />

107 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 108

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