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Exil Schweiz Tibeter auf der Flucht

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kunft, alle Leben und Nicht­Leben, <strong>auf</strong>bewahrt werden. Der Reporter<br />

realisiert später, dass er in die Bru<strong>der</strong>schaft <strong>der</strong> Agartha<br />

zurückgekehrt ist. Diese Bru<strong>der</strong>schaft widmet sich in dem völlig<br />

abgeschiedenen tibetischen Kloster unter <strong>der</strong> Leitung des Oberpriesters<br />

Mahatma seit jeher Frieden und Forschung. Damit kein<br />

Unbefugter das Kloster betritt, umgeben die Mönche das Kloster<br />

mit einem Hypnosefeld, das die «atavistischen Ängste» <strong>der</strong> Reisenden<br />

erweckt. Diese sehen dann statt <strong>der</strong> Mönche Schneemenschen,<br />

haben Angst und rennen davon. Von Zeit zu Zeit ziehen<br />

von diesem Kloster und an<strong>der</strong>en ähnlichen Zentren Agartha­<br />

Jünger in die Welt hinaus, um sich unter die Menschen zu mischen,<br />

um ihr Wissen über erwachtes Bewusstsein und das Über­<br />

Ich zu verbreiten und Ratschläge zu erteilen. Unschwer sind hier<br />

mehrere typische theosophische und rampaeske Motive zu erkennen:<br />

Der angeblich tibetische Name Yza Migdama Lah­Lu ist<br />

fast wortwörtlich ein Plagiat aus Rampas Das dritte Auge, das im<br />

Comic natürlich auch erwähnt wird. 6 Die alles Wissen enthaltende<br />

Agartha­«Bibliothek», so etwas wie ein universelles Gedächtnis,<br />

erinnert an die Akasha­Chronik, die Bru<strong>der</strong>schaft und ihr<br />

Führer Mahatma an die theosophischen Mahatmas, die ja den<br />

Theosophen wie auch den «Rampasophen» zufolge ebenfalls von<br />

Zeit zu Zeit in die weite Welt hinausziehen, um ihr Wissen an<strong>der</strong>en<br />

zu vermitteln. Denn die Bru<strong>der</strong>schaft, die sich seit undenklichen<br />

Zeiten dem Frieden und <strong>der</strong> Forschung widmet, hütet ein<br />

allumfassendes Wissen.<br />

Das uralte geheime und in Tibet <strong>auf</strong>bewahrte Wissen ist ein<br />

Motiv, das auch in an<strong>der</strong>en Comics <strong>auf</strong>taucht: In The Origin of<br />

the Avenger enthalten alte Schriftrollen Anweisungen, wie das<br />

ungenützte Potential des Gehirns gebraucht werden kann, in<br />

Mitternacht in Rhodos geht es um eine Bibliothek alter wertvoller<br />

tibetischer Texte, welche das gesamte Wissen des tibetischen<br />

Volkes sowie Informationen über chinesische Militäroperationen<br />

und Standorte nuklearer Waffen in Tibet enthalten, und in Der<br />

weisse Lama suchen Chinesen nach dem Zugang zu einem geheimen<br />

Archiv, welches die Essenz des Wissens einer alten Zivilisation<br />

enthalten soll. Auch Gebetsmühlen enthalten manchmal<br />

schriftliche Geheimnisse, so in Tödliche Kälte – ein Zettel mit<br />

dem Namen eines wichtigen Klosters – und in Top Secret, wo in<br />

einer Gebetstrommel eine Nachricht eines verschollenen und in<br />

Tibet gefangengehaltenen deutschen Atomphysikers zum Vorschein<br />

kommt. Zu den Geheimtexten gehört auch die Formel<br />

«Om mani padme hum», die in den Comics ab und zu ertönt. 7<br />

Es ist von einigem Interesse, mit welchen «ethnographischen»<br />

Details die Comics­Zeichner, von denen sicherlich die wenigsten<br />

in Tibet o<strong>der</strong> im Himalaja gewesen sind, ein tibetisches<br />

Ambiente zu schaffen versuchen. Sie geben uns Aufschluss über<br />

ihre – und damit in gewissem Sinn auch unsere – Tibet­Klischees.<br />

Häufiges Motiv sind tibetische Paläste, sei es <strong>der</strong> Potala­Palast<br />

mit seinen goldenen Dächern 8 o<strong>der</strong> <strong>der</strong> alte Königspalast von<br />

Leh 9 sowie an<strong>der</strong>e bekannte Bauwerke wie die bhutanischen<br />

Klöster Taktsang 10 o<strong>der</strong> Tongsa 11 . Auch <strong>der</strong> Stupa ist ein häufig<br />

anzutreffendes Bauwerk, sei es in <strong>der</strong> Form des bekannten Swayambunath­<br />

o<strong>der</strong> Bodnath­Stupa o<strong>der</strong> als einfachere Form, wie<br />

man sie in Ladakh, Nordnepal o<strong>der</strong> Tibet findet 12 . Zornvolle<br />

Gottheiten, die manchmal zu Leben erwachen, treten unverhältnismässig<br />

oft <strong>auf</strong> 13 , und auch <strong>der</strong> Dalai Lama ist ein relativ beliebtes<br />

Motiv 14 . Zum tibetischen Ambiente scheint für einige Autoren<br />

auch die beson<strong>der</strong>e Art <strong>der</strong> Bestrafung zu gehören: <strong>der</strong><br />

Holzkragen, den man in Tibet gewissen Gefangenen umlegte 15 .<br />

Da die Zeichner in den seltensten Fällen selbst in Tibet waren,<br />

dienten oftmals Fotos aus bekannten Büchern als Vorlagen.<br />

So hat beispielsweise Hergé nachweisbar Fotos von Giuseppe<br />

37 | Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> Unterrichtseinheit <strong>Exil</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>Tibeter</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> | 38

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