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Da diese Zellen aufgrund ihrer beschränkten Kapazitäten
nur lokal operieren können, wählen sie
sich Anschlagziele in ihrer Umgebung und aufgrund
ihrer Möglichkeiten aus.
Die islamistischen Terrorakte in Ägypten und
Katar entsprachen diesem Trend, während in
Süd- und Südostasien etablierte Gruppen mit
losen Verbindungen zur ehemaligen Al-Qaïda-
Struktur für die Anschläge verantwortlich zu machen
sind. Einige der süd- und südostasiatischen
Gruppen verbinden die islamistischen Ziele des
Terrors mit territorialen Forderungen. Dies ist
auch in anderen Konfliktzonen wie im Kaukasus
sowie in Israel und Palästina der Fall. Langfristig
verfolgen sowohl die etablierten Gruppen als
auch die neuen Zellen als Ziel die Errichtung einer
Staatsordnung auf der Grundlage des islamischen
Rechts.
Der erste islamistische
Selbstmordanschlag in Europa
Bis zu den Sprengstoffanschlägen in Madrid
galt Europa den meisten gewaltbereiten Islamisten
eher als Rückzugsgebiet und als Raum zur
logistischen Vorbereitung von Attentaten, nicht
jedoch als Raum für terroristische Operationen.
Vor allem seit den Londoner Anschlägen ist Europa
aber auch zur Arena islamistischer Terroranschläge
geworden. Die Anschläge von Madrid
und London gelten in der Logik des Terrors als
gelungen, da sie völlig überraschend erfolgten,
genau koordiniert waren, möglichst viele Men-
schen töteten, sofort in den
Medien präsent waren und
jeweils zu einem politisch
symbolischen Zeitpunkt stattfanden.
Die Terrorakte in Grossbritannien hatten
zwar nicht die gleichen politischen Konsequenzen
wie die in Spanien, doch zeigten sie die hohe Effektivität
solcher Anschläge. Auch haben sie
einmal mehr verdeutlicht, wie leicht verwundbar
die liberalen Demokratien Europas sind.
Sowohl die Anschläge am 7. Juli in London
als auch der gescheiterte Imitationsversuch zwei
Wochen danach haben gezeigt, dass auch in
Europa potenzielle Selbstmordattentäter leben.
Diese europäischen Dschihadisten formieren sich
selbstständig in Zellen und verinnerlichen die
Ideologie des globalen Dschihad. Sie stammen
vor allem aus der muslimischen Diaspora; sie sind
in Europa aufgewachsen und sozialisiert worden,
bei einigen handelt es sich um Konvertiten.
Der Prozess der Radikalisierung vom potenziel-
Hohe Effektivität
von Selbstmordanschlägen.
BERICHT 2005 2. GEWALTTÄTIGER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS
len Dschihadisten zum tatbereiten Terroristen
scheint teilweise erstaunlich kurz. Die operative
Kapazität und technischen Möglichkeiten
dieser europäischen
Zellen sind im Gegensatz zur
alten Al Qaïda eingeschränkt,
was aber die Effektivität von Anschlägen nicht
mindern muss.
Dschihadismus als
ausformulierte Ideologie
Seit Anfang 2005 zirkuliert in islamistischen
Kreisen die über tausendseitige Enzyklopädie
des Ende 2005 in Pakistan festgenommenen syrischen
Dschihad-Ideologen Mustafa Sitmariam
Nassar alias Abu Mussab as-Suri mit dem Titel
«Aufruf zum weltweiten islamischen Widerstand».
Diese bisher umfangreichste Abhandlung
zur dschihadistischen Ideologie
und Strategie ruft weltweit
alle Muslime zu Terrorakten
gegen europäische Staaten
auf, die in ihrer Politik gegenüber dem arabischislamischen
Raum mit den USA, Grossbritannien
oder Israel kooperieren.
Ausgehend von ihrer komplexen islamrechtlichen
Argumentation lässt sich eine taktische
Weiterentwicklung der dschihadistischen Strategie
feststellen. Demnach sollen tatbereite
Dschihadisten keine festen und erkennbaren
Gruppenstrukturen mehr bilden, sondern im
Idealfall individuell oder in Kleingruppen zur
Tat schreiten. Sie müssen in kein Kampfgebiet
wie zum Beispiel den Irak auswandern, sondern
sollen vor Ort zuschlagen. Sie brauchen keine
Ausbildung zum Terroristen mehr zu durchlaufen,
sondern sollen ihren Fähigkeiten entsprechend
so schnell wie möglich angreifen. 2005
entsprachen mehrere der in Europa geplanten
oder ausgeführten Terroranschläge dieser neuen
Taktik.
MÖGLICHE ENTWICKLUNG
Islamistischer Terrorismus
in der islamischen Welt
Erstaunlich kurze
Radikalisierungsphase.
«Aufruf zum weltweiten
islamischen Widerstand».
Die Verbindung von Islamismus und Separatismus
ist besonders konfliktträchtig, weshalb
Konfliktzonen in Süd- und Südostasien, Nahost
und im Kaukasus auch in Zukunft vom islamistischen
Terrorismus betroffen sein werden. In Südund
Südostasien verlangen viele Dschihadisten
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