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BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch

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<strong>BERICHT</strong> 2005 3. VERBOTENER NACHRICHTENDIENST<br />

LAGE<br />

Sensitive Informationen<br />

aus Wissens<strong>ch</strong>aft und Wirts<strong>ch</strong>aft<br />

Ausländis<strong>ch</strong>e Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienste interessierten<br />

si<strong>ch</strong> 2005 für sensitive Informationen aus Wirts<strong>ch</strong>aft,<br />

Fors<strong>ch</strong>ung und Te<strong>ch</strong>nik, aber au<strong>ch</strong> aus<br />

Militär und Politik. Im Brennpunkt der Abwehranstrengungen<br />

standen immer mehr die Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenbes<strong>ch</strong>affungen<br />

der Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienste eines<br />

asiatis<strong>ch</strong>en Staates. Diese Dienste agierten meist<br />

unter dem S<strong>ch</strong>utz diplomatis<strong>ch</strong>er Immunität.<br />

Wie in anderen Ländern Europas war au<strong>ch</strong><br />

in der S<strong>ch</strong>weiz ein markanter Anstieg des diplomatis<strong>ch</strong>en<br />

Personals dieses Staates und ein deutli<strong>ch</strong>er<br />

Anstieg von Delegationen mit Wissens<strong>ch</strong>afts-<br />

und Wirts<strong>ch</strong>aftsspezialisten aus diesem<br />

Land festzustellen. Zur Informationsbes<strong>ch</strong>affung<br />

bedienten sie si<strong>ch</strong> neben klassis<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienstli<strong>ch</strong>en<br />

Methoden au<strong>ch</strong> der systematis<strong>ch</strong>en<br />

Auswertung offener Quellen.<br />

Sie versu<strong>ch</strong>ten über Studenten<br />

an Universitäten, Ges<strong>ch</strong>äftsleute,<br />

pensionierte Manager<br />

oder Wissens<strong>ch</strong>after, Beamte<br />

in europäis<strong>ch</strong>en Si<strong>ch</strong>erheitsorganisationen,<br />

Jointventures sowie Beteiligungen<br />

an oder Übernahmen von kleineren und mittleren<br />

Unternehmen an Informationen zu gelangen,<br />

die für sie von besonderem Interesse sind.<br />

Klassis<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienstli<strong>ch</strong>e<br />

Methoden und<br />

systematis<strong>ch</strong>e Auswertung<br />

offener Quellen.<br />

Ausfors<strong>ch</strong>ung der Emigration<br />

Angehörige ausländis<strong>ch</strong>er Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienste<br />

unter diplomatis<strong>ch</strong>er Tarnung fors<strong>ch</strong>ten in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz ansässige ausländis<strong>ch</strong>e oppositionelle<br />

Gruppen aus. In einem Fall zitierte das Eidgenössis<strong>ch</strong>e<br />

Departement für Auswärtige Angelegenheiten<br />

(EDA) den Ges<strong>ch</strong>äftsträger des betreffenden<br />

Landes in Bern und protestierte gegen die<br />

wiederholte Ausfors<strong>ch</strong>ung der Opposition dur<strong>ch</strong><br />

Angehörige seiner Bots<strong>ch</strong>aft in Bern.<br />

Im März 2005 fand in Bern die diesjährige<br />

zentrale Kundgebung der Tibeter in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

zum Gedenken an den Volksaufstand statt. An<br />

dieser Kundgebung beteiligten si<strong>ch</strong> über vierhundert<br />

Personen auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> tibetis<strong>ch</strong>er Herkunft.<br />

Dabei wurde die Polizei auf zwei Personen<br />

aufmerksam, wel<strong>ch</strong>e die Kundgebung überwa<strong>ch</strong>ten<br />

und die Teilnehmer ausfors<strong>ch</strong>ten. Bei der polizeili<strong>ch</strong>en<br />

Kontrolle gab si<strong>ch</strong> einer der beiden<br />

Männer als Bots<strong>ch</strong>aftsfunktionär in Bern zu<br />

erkennen und verliess, unter Hinweis auf seine<br />

diplomatis<strong>ch</strong>e Immunität, den Kundgebungsort.<br />

<strong>BERICHT</strong> <strong>INNERE</strong> <strong>SICHERHEIT</strong> <strong>DER</strong> <strong>SCHWEIZ</strong><br />

Gezielte Spionageangriffe<br />

Im Jahr 2005 fanden via Internet vers<strong>ch</strong>iedene<br />

gezielte Spionageangriffe mit so genannten<br />

Trojanis<strong>ch</strong>en Pferden gegen Computersysteme<br />

von Unternehmen und staatli<strong>ch</strong>en Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

statt. Es erfolgten spezialisierte Angriffe auf<br />

ein bestimmtes Opfer mit spezifis<strong>ch</strong> für diesen<br />

Zweck entwickelter Spionagesoftware. Infolge<br />

der gezielten Verbreitung blieb der S<strong>ch</strong>ädling<br />

den Herstellern von Antiviren-Software unbekannt,<br />

so dass er über längere Zeit unerkannt eingesetzt<br />

werden konnte.<br />

Bei den bekannt gewordenen Fällen wurden<br />

jeweils raffinierte Social-Engineering-Methoden<br />

angewandt, um S<strong>ch</strong>ädlinge in einem System zu<br />

installieren. Dazu war vorgängig gezielte Re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>e<br />

nötig. So wurden zum Beispiel Mitarbeiter,<br />

die vertrauli<strong>ch</strong>e Daten bearbeiteten, direkt kontaktiert.<br />

Diese Mitarbeiter erhielten auf ihre<br />

persönli<strong>ch</strong>en Interessen zuges<strong>ch</strong>nittene<br />

E-Mails, die Links<br />

auf präparierte Internetseiten<br />

oder Dokumente enthielten.<br />

Ein Spionagefall gegen Unternehmen<br />

in Israel zog seine Kreise bis zu einer<br />

Firma im Raum Züri<strong>ch</strong>, wo dasselbe Programm<br />

für eine privat motivierte Spionage eingesetzt<br />

wurde.<br />

BEURTEILUNG<br />

Konsequenzen aus Ausfors<strong>ch</strong>ung<br />

Na<strong>ch</strong> Feststellungen von fedpol (DAP) halten<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienstli<strong>ch</strong>e Aktivitäten<br />

unvermindert an; die Ziele der Informationsbes<strong>ch</strong>affung<br />

blieben die glei<strong>ch</strong>en. Eine Zunahme<br />

kann beim politis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienst verzei<strong>ch</strong>net<br />

werden.<br />

Die aktuellen Fälle der Ausfors<strong>ch</strong>ung von<br />

Emigranten belegen, dass bei Kundgebungen,<br />

die si<strong>ch</strong> gegen Zustände in einem anderen<br />

Land ri<strong>ch</strong>ten, mit na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendienstli<strong>ch</strong>en Handlungen<br />

dur<strong>ch</strong> fremde Staaten gere<strong>ch</strong>net werden<br />

muss. Eine strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfolgung wegen<br />

verbotenen politis<strong>ch</strong>en Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tendiensts<br />

(Artikel 272<br />

StGB) wird dur<strong>ch</strong> den diplomatis<strong>ch</strong>en<br />

Status der mutmassli<strong>ch</strong>en<br />

Täter ers<strong>ch</strong>wert.<br />

Für die ausgefors<strong>ch</strong>ten Perso-<br />

Spionagefall mit elektronis<strong>ch</strong>en<br />

Mitteln zieht Kreise bis<br />

in den Raum Züri<strong>ch</strong>.<br />

Strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Verfolgung<br />

dur<strong>ch</strong> diplomatis<strong>ch</strong>en Status<br />

der mutmassli<strong>ch</strong>en Täter<br />

ers<strong>ch</strong>wert.<br />

nen können diese Handlungen Konsequenzen<br />

na<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> ziehen, sei es bei einer allfälligen Rück-

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