BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>BERICHT</strong> 2005 2. GEWALTTÄTIGER EXTREMISMUS UND TERRORISMUS<br />
2.9. Tamilis<strong>ch</strong>er Gewaltextremismus<br />
LAGE<br />
Hinweise auf Gewalt<br />
gegen säumige Zahler bei<br />
Geldsammlungen.<br />
Gefährdeter Friedensprozess<br />
Die Lage auf Sri Lanka blieb kritis<strong>ch</strong> und<br />
hat si<strong>ch</strong> seit der Ermordung des sri-lankis<strong>ch</strong>en<br />
Aussenministers im August 2005 sowie na<strong>ch</strong> der<br />
Wahl des neuen Präsidenten im November 2005<br />
no<strong>ch</strong> weiter angespannt. Die 2002 vereinbarte<br />
Waffenruhe wurde 2005 mehrmals verletzt; die<br />
Kämpfe nahmen im Norden und Osten des Landes<br />
merkli<strong>ch</strong> zu.Laut dem UNO-Kinderhilfswerk<br />
Unicef vers<strong>ch</strong>leppten tamilis<strong>ch</strong>e Rebellen na<strong>ch</strong><br />
der Tsunami-Katastrophe zahlrei<strong>ch</strong>e Kinder aus<br />
Flü<strong>ch</strong>tlingslagern und rekrutierten sie als Soldaten.<br />
Todesopfer forderten au<strong>ch</strong> die ni<strong>ch</strong>t na<strong>ch</strong>lassenden<br />
Auseinandersetzungen unter rivalisierenden<br />
Gruppen der Liberation Tigers of Tamil<br />
Eelam (LTTE).<br />
Die EU liess am 26. September 2005 verlauten,<br />
sie ziehe in Betra<strong>ch</strong>t, die LTTE formal als<br />
terroristis<strong>ch</strong>e Organisation einzustufen, und<br />
vereinbarte, die Mitgliedsländer dürften keine<br />
Delegationen der LTTE und mit ihr verbundener<br />
Organisationen mehr empfangen.<br />
Aktivitäten in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Die LTTE führt na<strong>ch</strong> wie vor Geldsammlungen<br />
dur<strong>ch</strong>. Die Spendengelder werden jedo<strong>ch</strong><br />
diskreter eingezogen als früher. Es gibt Hinweise<br />
auf Gewalt gegen säumige Zahler. Ein Teil der<br />
Gelder dürfte dur<strong>ch</strong> tamilis<strong>ch</strong>e Unternehmen<br />
über asiatis<strong>ch</strong>e Finanzzentren<br />
na<strong>ch</strong> Sri Lanka transferiert<br />
werden. Seit Mitte des Jahres<br />
2005 führte die LTTE in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz mittels eines Fragebogens<br />
eine Datenerhebung unter den Tamilen<br />
dur<strong>ch</strong>. Ziel der Befragung war offenbar die Verstärkung<br />
der Geldsammlung. Als Gegenleistung<br />
wurde den an der Befragung teilnehmenden<br />
Tamilen eine Identitätskarte der LTTE in Aussi<strong>ch</strong>t<br />
gestellt. Der Fragebogen wurde der Strafverfolgungsbehörde<br />
übergeben, die prüft, ob dem<br />
Verhalten der LTTE strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Relevanz<br />
beizumessen ist.<br />
Na<strong>ch</strong> der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember<br />
2004 sammelte die Tamil Rehabilitations<br />
Organisation (TRO) in der S<strong>ch</strong>weiz Geld. Es gibt<br />
Hinweise auf Kontakte zwis<strong>ch</strong>en TRO- und<br />
LTTE-Leuten, do<strong>ch</strong> fehlen bislang konkrete Hinweise,<br />
dass Spendengelder au<strong>ch</strong> in die Kriegskasse<br />
der LTTE flossen.<br />
Bei Grossanlässen in der S<strong>ch</strong>weiz waren jeweils<br />
deutli<strong>ch</strong> die Fahnen mit dem Tiger-Abbild<br />
und LTTE-Embleme zu erkennen.Am 18.August<br />
fanden si<strong>ch</strong> fünfhundert Tamilinnen und Tamilen<br />
auf dem Bundesplatz in Bern zu einer bewilligten<br />
Kundgebung ein. Neben grossen S<strong>ch</strong>rifttafeln mit<br />
der Aufforderung zur Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen<br />
in Sri Lanka wurde au<strong>ch</strong> das<br />
Portrait von LTTE-Führer Velupillai Prabhakaran<br />
und Tiger-Fahnen mitgeführt. Der Bundesrat<br />
wurde aufgefordert, si<strong>ch</strong> für eine Lösung des<br />
Konflikts auf Sri Lanka einzusetzen.<br />
Der traditionelle Anlass zum Heroes-Day,<br />
der am 27. November 2005 in Freiburg stattfand,<br />
verlief wie in den vorangegangenen Jahren<br />
störungsfrei. Wie übli<strong>ch</strong> wurde<br />
die LTTE-Fahne gehisst.<br />
In der Eröffnungsanspra<strong>ch</strong>e<br />
wurde zu Geldspenden für<br />
den Kampf auf Sri Lanka auf-<br />
gerufen. Die Rede verans<strong>ch</strong>auli<strong>ch</strong>te zudem die<br />
zusehends mangelnde Bereits<strong>ch</strong>aft der Tamilen,<br />
den Konflikt auf Sri Lanka auf friedli<strong>ch</strong>em Weg<br />
zu lösen.<br />
BEURTEILUNG<br />
Entwicklung auf Sri Lanka<br />
massgebend<br />
Na<strong>ch</strong>lassende Bereits<strong>ch</strong>aft<br />
der Tamilen zur friedli<strong>ch</strong>en<br />
Konfliktlösung.<br />
Norwegen bemüht si<strong>ch</strong>, den Friedensprozess<br />
auf Sri Lanka weiterzuführen. Die Regierung und<br />
die tamilis<strong>ch</strong>en Rebellen zeigten si<strong>ch</strong> immerhin<br />
zu Gesprä<strong>ch</strong>en bereit. Das Verhalten und die<br />
Aktivitäten der tamilis<strong>ch</strong>en Bevölkerung in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz bleiben von den LTTE beeinflusst und<br />
hängen weitgehend von der Entwicklung auf Sri<br />
Lanka ab. Im Februar 2006 fanden in Genf unter<br />
der Vermittlung Norwegens Gesprä<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en<br />
der sri-lankis<strong>ch</strong>en Regierung und der LTTE statt.<br />
Die Parteien einigten si<strong>ch</strong> darauf, das Waffenstillstandsabkommen<br />
einzuhalten und alle Massnahmen<br />
zu ergreifen, um jegli<strong>ch</strong>e Gewalttaten, Eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terungen,<br />
Entführungen und Tötungen zu<br />
vermeiden.<br />
<strong>BERICHT</strong> <strong>INNERE</strong> <strong>SICHERHEIT</strong> <strong>DER</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> 39