BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
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Wa<strong>ch</strong>stum des Rotli<strong>ch</strong>tmilieus<br />
und zuehmende<br />
Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft<br />
62<br />
<strong>BERICHT</strong> 2005 5. ORGANISIERTE KRIMINALITÄT<br />
Situation in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
Die weltweite Entwicklung widerspiegelt si<strong>ch</strong><br />
in der S<strong>ch</strong>weiz vor allem im Wa<strong>ch</strong>stum des Rotli<strong>ch</strong>tmilieus<br />
und einer zunehmenden Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft.<br />
Glei<strong>ch</strong>zeitig führten die verstärkten<br />
staatli<strong>ch</strong>en Anstrengungen im<br />
Kampf gegen den Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />
zu einer Zunahme der<br />
Strafverfahren. Während es<br />
2004 zu zwei Verurteilungen<br />
wegen Mens<strong>ch</strong>enhandels gemäss Artikel 196<br />
StGB kam, ist für 2005 mit einem Mehrfa<strong>ch</strong>en<br />
davon zu re<strong>ch</strong>nen, was aber erst mit Vorliegen<br />
re<strong>ch</strong>tskräftiger Urteile abs<strong>ch</strong>liessend festgestellt<br />
werden kann. In zwei Fällen von s<strong>ch</strong>werem<br />
Mens<strong>ch</strong>enhandel wurden Freiheitsstrafen von<br />
mehreren Monaten bis zu zwei Jahren verhängt.<br />
Täter und Opfer stammten in beiden Fällen aus<br />
demselben osteuropäis<strong>ch</strong>en Staat. Unter den Tätern<br />
fanden si<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> viele Frauen wie Männer,<br />
die Opfer waren auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> Frauen. Die Opfer<br />
waren in ihrer Heimat rekrutiert,mit dem Verspre<strong>ch</strong>en<br />
guter Verdienstmögli<strong>ch</strong>keiten in die<br />
S<strong>ch</strong>weiz ges<strong>ch</strong>leust und mit physis<strong>ch</strong>er und psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>er<br />
Gewalt zum Teil in mehreren Etablissements<br />
zur Prostitution gezwungen worden.<br />
In der gesamten S<strong>ch</strong>weiz nahm 2005 die Zahl<br />
der Prostituierten und eins<strong>ch</strong>lägiger Einri<strong>ch</strong>tungen<br />
zu. In Züri<strong>ch</strong> zum Beispiel stieg seit 2003 die<br />
Zahl der Prostituierten um beinahe zwanzig<br />
Prozent; im Kanton Basel Stadt eröffnete 2005<br />
im S<strong>ch</strong>nitt alle zwei Wo<strong>ch</strong>en ein neues Rotli<strong>ch</strong>tlokal.<br />
S<strong>ch</strong>weizweit wird der Erlös der Rotli<strong>ch</strong>tbran<strong>ch</strong>e<br />
auf jährli<strong>ch</strong> etwa 3,2 Milliarden Franken<br />
ges<strong>ch</strong>ätzt.<br />
Die Zahl der Personen, die Opfer des Mens<strong>ch</strong>enhandels<br />
wurden und ans<strong>ch</strong>liessend ein Asylgesu<strong>ch</strong><br />
stellten, ist bisher vers<strong>ch</strong>windend gering.<br />
BEURTEILUNG<br />
Vers<strong>ch</strong>iebungen im Rotli<strong>ch</strong>tmilieu<br />
Wa<strong>ch</strong>stum und Gewinnsteigerung locken Kriminelle<br />
aus dem In- und Ausland an. Verteilungskämpfe<br />
und die au<strong>ch</strong> in der Öffentli<strong>ch</strong>keit wahrnehmbaren<br />
Vers<strong>ch</strong>iebungen im Markt destabilisieren<br />
die Bran<strong>ch</strong>e. Im Kanton Solothurn kam<br />
es 2005 zu S<strong>ch</strong>iessereien und Brandstiftung in<br />
diversen Etablissements. In Züri<strong>ch</strong> wurde eine<br />
einflussrei<strong>ch</strong>e Milieufigur ermordet. In mehreren<br />
Fällen wurden Opfer von Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />
<strong>BERICHT</strong> <strong>INNERE</strong> <strong>SICHERHEIT</strong> <strong>DER</strong> <strong>SCHWEIZ</strong><br />
in engen Kellerverliesen aufgefunden, andere<br />
wurden zum Verkauf von Drogen und zu überhöhten<br />
Geldabgaben gezwungen. Vereinzelt<br />
wurde den Frauen massive Gewalt angetan; es<br />
wurden ihnen Verletzungen beigebra<strong>ch</strong>t, um sie<br />
gefügig zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Ausbeutung von Sexualität<br />
und Arbeitskraft<br />
Mens<strong>ch</strong>enhandel in der S<strong>ch</strong>weiz spielt si<strong>ch</strong><br />
na<strong>ch</strong> wie vor überwiegend im Rotli<strong>ch</strong>tmilieu ab.<br />
Die wi<strong>ch</strong>tigsten Tätergruppen<br />
gegen die 2005 Ermittlungsund<br />
Strafverfahren wegen<br />
Mens<strong>ch</strong>enhandels und Förderung<br />
der Prostitution eröffnet<br />
wurden, sowie ihre Opfer, stammen aus Südostund<br />
Osteuropa, der GUS, aus Südamerika und<br />
Asien. Im Trend liegt der Handel mit Frauen und<br />
Transvestiten aus Brasilien. Eins<strong>ch</strong>leusung und<br />
Platzierung der Opfer erfolgten mit grosser<br />
Professionalität. Im Einzelfall gab es 2005 au<strong>ch</strong><br />
Hinweise auf organisierte Kriminalität; in der<br />
Mehrzahl der Fälle wird jedo<strong>ch</strong> sexuelle Ausbeutung<br />
und Mens<strong>ch</strong>enhandel in der S<strong>ch</strong>weiz<br />
weiterhin von Einzeltätern oder kleinen Gruppen<br />
organisiert.<br />
Fälle von Ausbeutung der Arbeitskraft sind<br />
marginal und wurden 2005 vor allem bei privaten<br />
Haushaltshilfen registriert. In Einzelfällen wurden<br />
ausländis<strong>ch</strong>e Minderjährige sowohl im Rotli<strong>ch</strong>tmilieu<br />
wie in der Hauswirts<strong>ch</strong>aft Opfer von<br />
Ausbeutung.<br />
MÖGLICHE ENTWICKLUNG<br />
Zunahme von Mens<strong>ch</strong>enhandel<br />
wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
Mens<strong>ch</strong>enhandel in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz überwiegend im<br />
Rotli<strong>ch</strong>tmilieu.<br />
Die Entwicklungen weltweit und in der<br />
S<strong>ch</strong>weiz lassen eine Zunahme des Mens<strong>ch</strong>enhandels<br />
aus Südost- und Osteuropa als wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />
ers<strong>ch</strong>einen. Wie weit die Assoziierung zu<br />
S<strong>ch</strong>engen und Dublin hier korrigierend eingreift,<br />
lässt si<strong>ch</strong> aus heutiger Si<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t abs<strong>ch</strong>liessend<br />
beurteilen. Allerdings hat die Entwicklung in<br />
den Na<strong>ch</strong>barstaaten Deuts<strong>ch</strong>land und Italien<br />
gezeigt, dass Visumsbefreiung ni<strong>ch</strong>t zwangsläufig<br />
den Mens<strong>ch</strong>enhandel eindämmt. Die Gefahr, an<br />
Mens<strong>ch</strong>enhändler zu geraten, ist im Rotli<strong>ch</strong>tmilieu<br />
trotz legaler Einreise und Aufenthalt für<br />
Prostituierte gross. ■