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BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch

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52<br />

<strong>BERICHT</strong> 2005 5. ORGANISIERTE KRIMINALITÄT<br />

LAGE<br />

Internationale Lage<br />

Die fünf grossen mafiösen kriminellen Organisationen<br />

stammen aus dem Süden Italiens, die<br />

Cosa Nostra aus Sizilien, die Stidda aus Südsizilien,<br />

die ’Ndrangheta aus Kalabrien, die Camorra<br />

aus Kampanien und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> die Sacra Corona<br />

Unita aus Apulien. Ihre Präsenz in einem grossen<br />

Teil Italiens und in über vierzig Ländern ist belegt.<br />

Diese Organisationen müssen einerseits als<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftsunternehmen verstanden werden,<br />

deren primäres Ziel die Kapitalakkumulation ist.<br />

Mafiöse Organisationen greifen hierzu regel-<br />

mässig au<strong>ch</strong> zu illegalen Ma<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>aften.<br />

Es ist andererseits<br />

aber au<strong>ch</strong> notwendig, sie<br />

als politis<strong>ch</strong>e Gruppierungen<br />

zu begreifen, deren Zweck die<br />

Herrs<strong>ch</strong>aft und Kontrolle über ein Gebiet ist.<br />

Dieser Zweck soll ebenfalls mit Eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terung,<br />

Drohung und Mord, erpressten Leistungen und<br />

Wu<strong>ch</strong>er sowie über die Infiltration politis<strong>ch</strong>er,<br />

<strong>admin</strong>istrativer und ökonomis<strong>ch</strong>er Einri<strong>ch</strong>tungen<br />

errei<strong>ch</strong>t werden.<br />

Seit 2004 kosteten blutige Auseinandersetzungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en den Angehörigen des Di-Lauro-<br />

Clans und den so genannten Sezessionisten in<br />

Neapel über 130 Mens<strong>ch</strong>en das Leben. International<br />

wurde die Camorra dur<strong>ch</strong> diese Morde zur<br />

si<strong>ch</strong>tbarsten mafiösen Organisation Italiens. Die<br />

italienis<strong>ch</strong>en Behörden konnten zwar im September<br />

2005 den Clan<strong>ch</strong>ef Paolo Di Lauro verhaften,<br />

die Morde gingen jedo<strong>ch</strong> weiter.<br />

Trotz einiger si<strong>ch</strong>tbarer Aktionen wie der<br />

Ermordung des kalabris<strong>ch</strong>en Vizepräsidenten im<br />

Oktober 2005 fällt die ’Ndrangheta weniger auf.<br />

Wie 2004 blieb sie aber die gefährli<strong>ch</strong>ste und<br />

mä<strong>ch</strong>tigste italienis<strong>ch</strong>e kriminelle Organisation.<br />

Sie ist s<strong>ch</strong>wer zu infiltrieren, hält si<strong>ch</strong> streng an<br />

das Gesetz des S<strong>ch</strong>weigens, und ihre Familienstruktur<br />

verhindert,dass es allzu viele so genannte<br />

Reuige gibt, die der Justiz helfen. Während der<br />

letzten 15 Jahre hat sie si<strong>ch</strong> auf dem Kokainmarkt<br />

etabliert und handelt direkt mit Repräsentanten<br />

kolumbianis<strong>ch</strong>er Kartelle.<br />

Kapitalakkumulation und<br />

Kontrolle über ein Gebiet<br />

als Ziele.<br />

5.1. Kriminelle Gruppen aus Italien<br />

<strong>BERICHT</strong> <strong>INNERE</strong> <strong>SICHERHEIT</strong> <strong>DER</strong> <strong>SCHWEIZ</strong><br />

BEURTEILUNG<br />

Situation in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Gemäss polizeili<strong>ch</strong>er Erkenntnis ist die<br />

’Ndrangheta auf S<strong>ch</strong>weizer Boden in eine ganze<br />

Reihe von Aktivitäten verwickelt, besonders in<br />

den Kokain- und Waffenhandel,<br />

Geldwäs<strong>ch</strong>erei und Betrug.<br />

Sie zeigt au<strong>ch</strong> ein immer<br />

deutli<strong>ch</strong>eres Interesse für einzelne<br />

Sektoren der legalen<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft. Kalabris<strong>ch</strong>e Clans investieren in<br />

Immobilien, Restaurants und hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ins<br />

Baugewerbe, einer Vorliebe der ’Ndrangheta in<br />

Süditalien. Die ’Ndrangheta ist besonders in den<br />

S<strong>ch</strong>weizer Grenzkantonen aktiv.<br />

Die Cosa Nostra ist gemäss polizeili<strong>ch</strong>er Erkenntnis<br />

auf S<strong>ch</strong>weizer Boden im Drogenhandel<br />

und in der Geldwäs<strong>ch</strong>erei tätig. Das gewas<strong>ch</strong>ene<br />

Geld stammt aus dem Betäubungsmittelhandel,<br />

der zwis<strong>ch</strong>en Lateinamerika und Europa betrieben<br />

wird. Die Camorra wiederum ist in der<br />

S<strong>ch</strong>weiz mit Betrug, Geldwäs<strong>ch</strong>erei und S<strong>ch</strong>muggel<br />

vers<strong>ch</strong>iedener Güter, besonders gefäls<strong>ch</strong>ter<br />

Textilprodukte, vertreten. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>muggelt<br />

die Sacra Corona Unita wie einige Clans der Camorra<br />

mit S<strong>ch</strong>weizer Bürgern und in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

niedergelassenen Landsleuten Zigaretten und<br />

handelt mit Waffen und Betäubungsmitteln. Ein<br />

Netz von in der S<strong>ch</strong>weiz domizilierten Firmen<br />

dient einerseits dem Einkauf und Transport der<br />

Zigaretten und andererseits der Geldwäs<strong>ch</strong>erei.<br />

Was die Stidda angeht, so liegen fedpol nur wenige<br />

Erkenntnisse über eine Präsenz in der S<strong>ch</strong>weiz vor.<br />

MÖGLICHE ENTWICKLUNG<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Interessen<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

Kalabris<strong>ch</strong>e Clans investieren<br />

ins Baugewerbe, in<br />

Immobilien und Restaurants.<br />

Im Gegensatz zu Süditalien bes<strong>ch</strong>ränken si<strong>ch</strong><br />

die Bestrebungen der italienis<strong>ch</strong>en kriminellen<br />

Organisationen hierzulande hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> auf die<br />

Wirts<strong>ch</strong>aft. Zwar wurden Eins<strong>ch</strong>ü<strong>ch</strong>terungsversu<strong>ch</strong>e<br />

gegenüber Einzelpersonen beoba<strong>ch</strong>tet, die<br />

mutmassli<strong>ch</strong> Verbindungen zu italienis<strong>ch</strong>en Mafiaorganisationen<br />

unterhalten, do<strong>ch</strong> aufgrund<br />

ihrer s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>en Intensität wäre es zu früh, dahinter<br />

Ambitionen zur Herrs<strong>ch</strong>aft über ein Gebiet zu<br />

vermuten. Darüber hinaus konnte fedpol Erpressung<br />

und Wu<strong>ch</strong>er gegenüber der in der S<strong>ch</strong>weiz<br />

etablierten italienis<strong>ch</strong>en Gemeins<strong>ch</strong>aft feststellen.

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