BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
BERICHT INNERE SICHERHEIT DER SCHWEIZ ... - EJPD - admin.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Verdeutli<strong>ch</strong>ung der<br />
Gefahren im Internet für<br />
Minderjährige.<br />
tonen das verhängte Strafmass für den Besitz von<br />
Kinderpornografie erhöhte, ist es no<strong>ch</strong> verfrüht,<br />
die Auswirkungen der Bundesgeri<strong>ch</strong>tsurteile aus<br />
dem Jahr 2004 gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong> zu beurteilen.<br />
Mittel- bis langfristig werden si<strong>ch</strong> aber wohl<br />
die kantonalen Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ungen zu Artikel 197<br />
StGB bezügli<strong>ch</strong> des Straftatbestandes und bezügli<strong>ch</strong><br />
des Strafmasses einander anglei<strong>ch</strong>en.<br />
Bundesgeri<strong>ch</strong>tsurteil von 2005<br />
Das Bundesgeri<strong>ch</strong>t fällte in einem Fall von<br />
sexueller Belästigung in einem Jugend<strong>ch</strong>at dur<strong>ch</strong><br />
einen Erwa<strong>ch</strong>senen mit ans<strong>ch</strong>liessendem Versu<strong>ch</strong>,<br />
si<strong>ch</strong> mit dem Minderjährigen zu treffen, ein<br />
Urteil und verminderte damit die auf diesem<br />
Gebiet herrs<strong>ch</strong>ende Re<strong>ch</strong>tsunsi<strong>ch</strong>erheit. Erstmals<br />
wurde damit die Grenze zwis<strong>ch</strong>en strafloser<br />
und strafbarer Vorbereitungshandlung in sol<strong>ch</strong>en<br />
Fällen definiert.<br />
Aufgrund des Urteils wurde aber au<strong>ch</strong> die<br />
Frage na<strong>ch</strong> ausrei<strong>ch</strong>endem S<strong>ch</strong>utz von Kindern<br />
vor sexuellen Belästigungen in speziell für Kinder<br />
eingeri<strong>ch</strong>teten Chatforen aufgeworfen.Eindeutig<br />
sexuell motivierte, erwa<strong>ch</strong>sene Teilnehmer in<br />
Chatforen für Kinder sind ohne reale Kontakte<br />
ni<strong>ch</strong>t per se re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> belangbar, au<strong>ch</strong> wenn ihre<br />
Chatbeiträge in einer unmissverständli<strong>ch</strong>en sexualisierten<br />
Spra<strong>ch</strong>e von starker Intensität sind.<br />
Pädosexuelle Kontaktaufnahmen in Chatforen<br />
mittels sexueller Belästigung, Versenden von<br />
pornografis<strong>ch</strong>en Darstellungen oder Versu<strong>ch</strong>en,<br />
die Kinder und Jugendli<strong>ch</strong>en zu treffen, werden<br />
von Präventions- und Polizeikreisen als relativ<br />
neue, ernsthafte Gefahr für Minderjährige bezei<strong>ch</strong>net.<br />
MÖGLICHE ENTWICKLUNG<br />
Verstärkte Prävention<br />
Au<strong>ch</strong> wenn im Beri<strong>ch</strong>tsjahr keine grossen Aktionen<br />
gegen Kinderpornografie stattfanden, hat<br />
si<strong>ch</strong> das Problem der pornografis<strong>ch</strong>en Ausbeutung<br />
von Minderjährigen ni<strong>ch</strong>t verringert. Im<br />
Gegenteil sind die Strafverfolgungsbehörden mit<br />
neuen Phänomenen wie etwa<br />
Cam-to-Cam-Chat, dem Austaus<strong>ch</strong><br />
von (Video-)Dateien<br />
via Handy, der sexuellen Belästigung<br />
von Kindern via neue<br />
Internetdienste und Kommunikationsmittel und<br />
mit der wa<strong>ch</strong>senden Bedrohung dur<strong>ch</strong> pädosexuelle<br />
Nötigungen in Chatforen konfrontiert.<br />
<strong>BERICHT</strong> 2005 7. WEITERE ASPEKTE <strong>DER</strong> <strong>INNERE</strong>N <strong>SICHERHEIT</strong><br />
Die bereits genannten Massnahmen der polizeili<strong>ch</strong>en<br />
Präventionskampagne sollten mittelbis<br />
langfristig zu einer erhöhten Sensibilität bei<br />
der Täters<strong>ch</strong>aft, den potenziellen Opfern und<br />
deren Umgebung führen. Mit dem Aufbau eines<br />
Beratungs- und Therapieangebots für Täter ist<br />
es im besten Falle mögli<strong>ch</strong>, Pädokriminelle von<br />
der S<strong>ch</strong>ädli<strong>ch</strong>keit ihres Tuns für die Opfer, aber<br />
au<strong>ch</strong> für si<strong>ch</strong> selbst, zu überzeugen und sie von<br />
weiteren pädosexuellen Handlungen abzuhalten.<br />
Die an Minderjährige geri<strong>ch</strong>teten Bots<strong>ch</strong>aften<br />
sollen diesen deutli<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e Gefahren<br />
im Internet lauern und wie sie si<strong>ch</strong> mit einfa<strong>ch</strong>en<br />
Massnahmen davor s<strong>ch</strong>ützen können.<br />
Datenbanken mit<br />
kinderpornografis<strong>ch</strong>em Material<br />
Bei Interpol und in einigen Ländern Europas<br />
existieren Datenbanken, in die alle verfügbaren<br />
kinderpornografis<strong>ch</strong>en Materialien eingespiesen<br />
werden. Diese Datenbanken erlauben es, bereits<br />
identifizierte Opfer zu erkennen und dies den<br />
verfahrensführenden Dienststellen mitzuteilen,<br />
neue Bilder in bereits bekannte Serien einzuordnen,<br />
Täter zu identifizieren und über die<br />
Bildanalyse den Tatort einzukreisen und somit<br />
Länder zu bestimmen, die ein Verfahren eröffnen<br />
können.<br />
Die S<strong>ch</strong>weiz verfügt bis anhin weder über<br />
eine Bilddatenbank no<strong>ch</strong> über Personen, die si<strong>ch</strong><br />
sol<strong>ch</strong>en Ermittlungen widmen. Einzelne Ansätze<br />
werden von engagierten kantonalen Ermittlern<br />
und Ermittlerinnen weiterverfolgt, angesi<strong>ch</strong>ts<br />
der Fülle an Material besteht aber weiterer<br />
Handlungsbedarf. Ist die Aussage von Experten<br />
und Expertinnen ri<strong>ch</strong>tig,dass ein Grossteil der Bilder<br />
von Missbrau<strong>ch</strong>ssituationen aus dem sozialen<br />
Nahraum stammt, sollte si<strong>ch</strong> eine verstärkte Ermittlung<br />
über das Material lohnen. Eine erfolgrei<strong>ch</strong>e<br />
Opferidentifikation führt aufgrund dieser Tatsa<strong>ch</strong>e<br />
meist relativ s<strong>ch</strong>nell au<strong>ch</strong> zum Täter.<br />
Die G8-Länder haben eine Evaluationsstudie<br />
zum Ausbau einer internationalen Opferdatenbank<br />
ausgearbeitet, die au<strong>ch</strong> Bilder enthält und in<br />
der Verantwortung von Interpol stehen soll. Die<br />
Ermittlungsarbeit mithilfe dieser Datenbank ist<br />
am effizientesten, wenn mögli<strong>ch</strong>st viele Länder<br />
über eine nationale Opferdatenbank verfügen<br />
und die Resultate der nationalen Opferidentifikation<br />
in die internationale Datenbank eingespiesen<br />
werden können. Die S<strong>ch</strong>weiz sollte den Ans<strong>ch</strong>luss<br />
hierbei ni<strong>ch</strong>t verpassen.<br />
<strong>BERICHT</strong> <strong>INNERE</strong> <strong>SICHERHEIT</strong> <strong>DER</strong> <strong>SCHWEIZ</strong> 79