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Stand der Ursachen - Mitteldeutsche Psychiatrietage 2011

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Poster | Gerontopsychiatrie<br />

P38<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Fixierungs- und Sturzraten im Bereich Gerontopsychiatrie nach<br />

Einführung eines neuen Betreuungskonzeptes<br />

S. Voigtlän<strong>der</strong>, R. Schubert, S. Scheiter, K. Reinhold, T. Barth, Chemnitz<br />

Hintergrund: Im Rahmen des externen Vergleiches des IQIP® - Psychiatrie - Qualitätsmonitorings wurden<br />

zu Beginn des Jahres 2008 klinikintern hohe Fixationsraten festgestellt. Mittels einer diagnosebezogenen<br />

Auswertung konnten die Patienten <strong>der</strong> Abteilung Gerontopsychiatrie diesbezüglich als Problempatienten [1]<br />

identifiziert werden. Daraufhin erfolgte im Jahr 2008 eine bedarfsorientierte und zudem kostengünstige<br />

konzeptionelle Verän<strong>der</strong>ung im Bereich des Betreuungsdienstes <strong>der</strong> Abteilung Gerontopsychiatrie. Hierzu<br />

zählten die Etablierung von Angeboten im Bereich Service sowie individualisierte, situationsangepasste<br />

Betreuungsangebote (Spaziergänge, Beschäftigung, Gespräche etc. ) in Zusammenhang mit dem<br />

geplanten und kontinuierlichen Einsatz geeigneter Mitarbeiter bei gleichbleiben<strong>der</strong> Personalsituation im<br />

Pflegedienst.<br />

Methodik: Im Fokus <strong>der</strong> Auswertung, die im Rahmen eines Prä- Post-Studiendesigns erfolgte, stand die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Indikatoren „Fixierungen“ und „Stürze“ nach Intervention. Als Vergleichszeiträume dienten<br />

das 1. Halbjahr 2008 (prä), das 1. Halbjahr 2009 (post I) und das Jahr 2010 (post II).<br />

Ergebnisse: Hinsichtlich soziodemographischer Patientendaten (Alter, Geschlecht) und<br />

abteilungsbezogener Leistungsdaten (Fallzahl, Verweildauer) bestanden nur geringfügige Unterschiede.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Fixierungs- und Sturzraten zeigte sich folgendes Bild:<br />

Anzahl <strong>der</strong> Stürze/ Patient: prä 0,20; post I 0,18; post II: 0,20<br />

Anzahl <strong>der</strong> Stürze mit Verletzungsfolge/ Patient: prä: 0,08; post I: 0,09; post II: 0,10<br />

Anteil fixierter Patienten: p rä: 19 %; post I: 14 %; post II: 11%<br />

Fixationsdauer/ fixiertem Patient: prä: 55 h; post I: 21 h; post II: 51 h<br />

Fixationsereignisse/ fixiertem Patient: prä: 4,9; post I: 2,4; post II: 6,5<br />

Nach Intervention konnten zunächst Senkungen im Bereich <strong>der</strong> Fixationsparameter festgestellt werden. Die<br />

Verlaufbetrachtung ergab, dass zwar kontinuierlich weniger Patienten, diese jedoch öfter und insgesamt<br />

nur geringfügig kürzer fixiert wurden. Es ist zu vermuten, dass sich die Anwendung von Fixierungen nach<br />

Intervention eher auf schwer hirnorganisch erkrankte Patienten beschränkt, welche mithin weniger von<br />

dieser konzeptionellen Verän<strong>der</strong>ung profitieren. Der Anstieg <strong>der</strong> Stürze mit Verletzungsfolge ist insofern<br />

kritisch zu diskutieren, als <strong>der</strong> Vorteil niedrigerer Fixierungsraten möglicherweise mit dem Nachteil eines<br />

höheren Anteils an Stürzen mit Verletzungsfolge verbunden ist. Angemerkt werden muss, dass die<br />

Aussagefähigkeit <strong>der</strong> Ergebnisse aufgrund <strong>der</strong> fehlenden differenzierten Risikoadjustierung<br />

(Krankheitsschwere, Medikation etc.) und teststatistischen Auswertungen limitiert ist.<br />

Zusammenfassung: Die vorliegende Auswertung zeigt, dass die Indikatoren Fixierungen und Stürze im<br />

Hinblick auf die Behandlung gerontopsychiatrischer Patienten eine hohe Bedeutung besitzen [2, 3, 4] und<br />

diese durch Verän<strong>der</strong>ungen im Behandlungskonzept beeinflussbar sind. Zudem weisen die Ergebnisse auf<br />

bestehende Gründe für die Unverzichtbarkeit von Fixierungen [5] und eine wechselseitige Beeinflussung<br />

<strong>der</strong> Indikatoren Stürze und Fixierungen hin.<br />

Quellen:<br />

[1] Cording C, Krischker S. „Problempatienten“ als ein Fokus <strong>der</strong> Qualitätssicherung im Psychiatrischen<br />

Krankenhaus. In: Cording C(Hg): Qualität in <strong>der</strong> Psychiatrie: Sichtweisen von Klinikern, Krankenkassen,<br />

MDK und Krankenhausträgern, Regensburg: Ro<strong>der</strong>er Verlag 1999, S. 75 - 86.<br />

[2] Halfon P. Risk of falls for hospitalized patients: A predictive model based on routinely available data. J<br />

Clin Epid 2001, 54: 1258 -1266.<br />

[3]Martin V. et al.. Die Inzidenz von Zwangsmaßnahmen als Qualitätsindikator in psychiatrischen Kliniken.<br />

Probleme <strong>der</strong> Datenerfassung und -verarbeitung und erste Ergebnisse. Psychiat Prax 2007, 34: 26-33.<br />

[4] Bastiaan P, Debus S, Haltenhof H. Zwangsmaßnahmen in <strong>der</strong> Psychiatrie, Fixierungen auf den<br />

psychiatrischen Stationen <strong>der</strong> Medizinischen Hochschule Hannover. Psychiat Prax 1998, 25:231-234 [5]<br />

Martin V et al. Die Inzidenz von Zwangsmaßnahmen als Qualitätsindikator in psychiatrischen Kliniken.<br />

Probleme <strong>der</strong> Datenerfassung und -verarbeitung und erste Ergebnisse. Psych Prax 2007; 34: 26-33.<br />

8. <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Psychiatrietage</strong> | 102

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