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Stand der Ursachen - Mitteldeutsche Psychiatrietage 2011

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Poster | Therapie/Versorgung<br />

P48<br />

Häusliche Ergotherapie zur Stabilisierung von Alltagsfertigkeiten bei<br />

Demenzerkrankungen: Erste Ergebnisse <strong>der</strong> ERGODEM-Studie<br />

L. Jurjanz, K. Marschner, A. Gerner, M. Schützwohl, T. Reuster, T. Kallert, T. Becker, V. Holthoff,<br />

Dresden<br />

Hintergrund: Demenzerkrankungen führen nicht nur zu kognitiven Einbußen, son<strong>der</strong>n auch zu einem<br />

fortschreitenden Verlust <strong>der</strong> Selbständigkeit im Alltag. Mit dem wachsenden Unterstützungsbedarf ist<br />

häufig auch für die Angehörigen eine vermin<strong>der</strong>te Lebensqualität verbunden. Bei individuell verschiedenem<br />

Ansprechen auf die als Behandlungsstandard geltende Pharmakotherapie mit Antidementiva gewinnen<br />

nicht-pharmakologische Behandlungsmaßnahmen zunehmend an Bedeutung. Nach wenigen vorliegenden<br />

Studien lassen vor allem ergotherapeutische Interventionen in frühen und mittleren Krankheitsstadien<br />

positive Effekte hinsichtlich <strong>der</strong> Alltagskompetenz sowie Lebensqualität erkennen, allerdings liegen in<br />

Deutschland bislang keine ausreichend evidenten Empfehlungen vor.<br />

Ziel und Methodik: Bei ERGODEM handelt es sich um eine multizentrische (Dresden, Leipzig, Günzburg),<br />

randomisierte und kontrollierte Studie (RCT-Design) mit dem Ziel <strong>der</strong> Evaluation einer klientenzentrierten<br />

häuslichen Ergotherapie bei leicht bis mittelgradig demenziell erkrankten Patienten und ihren Angehörigen.<br />

Insgesamt wurden 160 Patienten (Alter: = 55 Jahre) in die Studie eingeschlossen und bei Indikation<br />

entsprechend <strong>der</strong> Leitlinien (DGN, DGPPN) pharmakotherapeutisch behandelt. Die Interventionsgruppe<br />

erhielt zusätzlich ein individuelles, an den Bedürfnissen und Wünschen des Patienten ausgerichtetes,<br />

ergotherapeutisches Behandlungsprogramm über einen Zeitraum von 6 Wochen, welches zweimal<br />

wöchentlich im häuslichen Setting und unter Einbeziehung des pflegenden Angehörigen stattfand. Die<br />

Patienten wurden an vier Erhebungszeitpunkten untersucht (vor Randomisierung sowie 9, 19 und 31 Woc<br />

hen danach). Neben <strong>der</strong> Bewältigung von Alltagsaufgaben als primäre Outcome-Variable interessierten die<br />

kognitive Leistungsfähigkeit, Aspekte <strong>der</strong> Lebenszufriedenheit, das Belastungserleben seitens <strong>der</strong><br />

pflegenden Angehörigen sowie die Behandlungskosten.<br />

Ergebnisse: Für die in ERGODEM als primäre Zielgröße definierten „Alltagsaktivitäten“ (ADCS-ADL) ergab<br />

sich ein signifikanter Behandlungseffekt zugunsten <strong>der</strong> zusätzlich zur Pharmakotherapie durchgeführten<br />

ergotherapeutischen Behandlung (p < .001). Während sich die Leistungen in <strong>der</strong> Kontrollgruppe im<br />

Studienverlauf kontinuierlich verschlechterten, konnten die Alltagsfertigkeiten <strong>der</strong> ergotherapeutisch<br />

behandelten Patienten bis zu drei Monate nach Ablauf <strong>der</strong> Ergotherapie stabil gehalten werden und waren<br />

auch nach 6 Monaten noch signifikant besser erhalten als in <strong>der</strong> Kontrollgruppe (p < .0001). Ein<br />

signifikanter Treatmenteffekt fand sich auch für die sekundären Outcomeparameter NPI<br />

Verhaltensauffälligkeite n (p = .0081) und NPI Angehörigenbelastung (p = .0138), nicht aber für die ADAScog,<br />

die Lebenszufriedenheit <strong>der</strong> Patienten in <strong>der</strong> Selbstbeurteilung o<strong>der</strong> Fremdbeurteilung (QoL-AD).<br />

Schlussfolgerungen: Hinsichtlich <strong>der</strong> ergotherapeutischen Intervention konnte ein positiver Effekt auf den<br />

Erkrankungsverlauf an N=160 Patienten nachgewiesen werden. Insgesamt legen unsere Ergebnisse nahe,<br />

die Ergotherapie im häuslichen Umfeld als nicht-pharmakologische Therapie demenzieller Erkrankungen<br />

fest in die ärztliche Therapieplanung zu integrieren. Neben einer Kostenanalyse sollten weiterführende<br />

Untersuchungen auf die Wirkfaktoren und Prädiktoren für den Behandlungserfolg fokussieren.<br />

8. <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Psychiatrietage</strong> | 112

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