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Stand der Ursachen - Mitteldeutsche Psychiatrietage 2011

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Poster | Schizophrenie<br />

P03<br />

Anhaltende wahnhafte Störung und wahnhafte depressive Störung im klinischen und<br />

therapeutischen Vergleich<br />

J. Friedemann, A. Marneros, F. Pillmann, Halle/Saale<br />

Einleitung: Die Diagnose einer psychotischen (alternativ: wahnhaften) Depression beruht auf dem Vorliegen<br />

von Wahn o<strong>der</strong> seltener Halluzinationen zusätzlich zur affektiven Symptomatik. Bisher ist unklar, ob es sich<br />

um eine eigene Entität o<strong>der</strong> eine beson<strong>der</strong>s schwere Variante <strong>der</strong> Major Depression handelt. Die<br />

wahnhaften Störungen leiten sich aus den Konzepten <strong>der</strong> `Paranoia´ ab. Leitsymptom ist <strong>der</strong> nicht-bizarre<br />

Wahn. Darüber hinaus bestehen wenig zusätzliche Symptome. Affektive Symptome kommen vor, wobei<br />

<strong>der</strong> Wahn nach Abklingen <strong>der</strong> affektiven Symptomatik persistiert. Seit den Anfängen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Psychiatrie wurde <strong>der</strong> Zusammenhang zwischen Paranoia und affektiven Symptomen kontrovers diskutiert.<br />

Hohe Komorbiditäten bei<strong>der</strong> Störungsbil<strong>der</strong> bilden die Grundlage für divergierende Meinungen zur<br />

nosologischen Einordnung <strong>der</strong> wahnhaften Störungen. Vor diesem Hintergrund entstand als Ziel dieser<br />

Studie <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> anhaltenden wahnhaften Störung (AWS) und <strong>der</strong> wahnhaften Depression (WD).<br />

Patienten und Methoden: Im Zeitraum von 1994 bis 2008 wurden 9969 Patienten stationär in <strong>der</strong><br />

Psychiatrischen Universitätsklinik Halle behandelt. In 61 Fällen wurde die klinische Diagnose einer AWS, in<br />

204 Fällen einer WD gestellt. Nach Reevaluierung vorliegen<strong>der</strong> Aktenunterlagen bezüglich <strong>der</strong><br />

diagnostischen Kriterien nach ICD-10 und DSM-IV wurden 43 Patienten mit AWS in die Studie<br />

eingeschlossen. Nach Ausschluss aller Fälle mit bekannter Entwicklung einer bipolar affektiven,<br />

schizoaffektiven o<strong>der</strong> organischen affektiven Störung verblieben 108 Patienten mit WD. In einem letzten<br />

Schritt erfolgte eine Parallelisierung bei<strong>der</strong> Gruppen nach Alter und Geschlecht, so dass sich eine zweite<br />

Studienpopulation aus 43 Patienten mit WD ergab.<br />

Ergebnisse: Patienten mit WD zeigten signifikant häufiger affektive Störungen bei Verwandten ersten<br />

Grades, Life-events vor Hospitalisierung, Schuld- und Verarmungswahn, Suizidalität in <strong>der</strong> Episode,<br />

depressive Stimmung, Antriebslosigkeit und katatone Symptome, eine längere Dauer <strong>der</strong> stationären<br />

Behandlung, ein schlechteres Funktionsniveau bei Aufnahme und eine häufigere psychopharmakologische<br />

Behandlung mit unterschiedlichen Substanzklassen. In <strong>der</strong> Gruppe mit AWS fanden sich häufiger<br />

Verfolgungswahn, Fremdaggressionen und unfreiwillige stationäre Aufnahmen. Dahingegen ergaben sich<br />

keine signifikanten Unterschiede bezüglich Geschlechterverteilung, perinataler Komplikationen,<br />

Entwicklungsverzögerungen, Broken-home-Situation, Bildungsgrad, Berufsabschluss, Familienstatus und<br />

Partnerschaften, EU-Berentung infolge <strong>der</strong> psychischen Störung, Behandlungsmodalitäten zur Entlassung,<br />

verschiedener Wahninhalte sowie Halluzinationen unterschiedlicher Qualitäten.<br />

Schlussfolgerung: Die Befunde unserer Studie unterstützen die getrennte nosologische Einordnung bei<strong>der</strong><br />

Störungsbil<strong>der</strong> entsprechend <strong>der</strong> aktuellen Klassifikationssysteme und sprechen dafür, dass es sich bei <strong>der</strong><br />

wahnhaften Depression um eine schwere, endogen gefärbte Form <strong>der</strong> Depression handelt.<br />

8. <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Psychiatrietage</strong> | 64

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