Stand der Ursachen - Mitteldeutsche Psychiatrietage 2011
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Symposiumsvortrag 09.09.<strong>2011</strong> 16:30:00<br />
VII. Symposium Magdeburg/Jena: Neurobiologie schizophrener Erkrankungen – Relevanz für die Therapie<br />
Untersuchungen zu Hirnverän<strong>der</strong>ungen bei schizophrener Erstmanifestation mittels<br />
kombinierter 1H- und 31P-Magnetresonanz-Spektroskopie<br />
S. Smesny, A. Gussew, R. Rzanny, J. Reichenbach, Jena<br />
Einführung: Hirnverän<strong>der</strong>ungen bei schizophrener Erstmanifestation weisen Zusammenhänge zur<br />
Symptomatologie auf und sind im Verlauf und unter Antipsychotikagabe verän<strong>der</strong>lich. Diese Befunde weisen auf<br />
dynamische, strukturverän<strong>der</strong>nde Prozesse zusätzlich zu den bekannten intrauterinen/postpubertären<br />
Entwicklungsdefiziten hin. Unsere Hypothese ist, dass hierfür exzitotoxische Effekte (oxidativer Stress,<br />
dysapoptotische Prozesse) eines Glutamat-/Dopamin-Regulationsdefizites ursächlich sind. Die Kombination von<br />
Phosphor (31P-) und Protonen (1H-)-Spektroskopie bietet die Möglichkeit, Zusammenhänge von glutamaterger<br />
Neurotransmission (NAA, Glx, Glu, Gln), Strukturstoffwechsel (PME, PDE, Pi, Cho) und Energieumsatz (PCr, ATP,<br />
Pi, Cr) sowie Abweichungen zum Zeitpunkt <strong>der</strong> psychotischen Erstmanifestation in vivo und regionsbezogen zu<br />
untersuchen.<br />
Methode: Alle MR-Untersuchungen wurden an einem 3T-Ganzkörper-MRT mit einer doppelresonanten (1H/31P)<br />
Kopfspule durchgeführt. Mittels einer kolokalisierten Kombination aus 3-dimensionalem 31P-Chemical-Shift-<br />
Imaging (3D-31P-CSI), 2-dimensionaler 1H-CSI und 1H Einzelvoxel-Spektroskopie (Hippocampus) wurden 15<br />
erstmals psychotische Patienten ohne antipsychotischer Vorbehandlung und nach Alter und Geschlecht<br />
parallelisierte gesunde Probanden untersucht. Signalintensitäten einzelner Metaboliten wurden in absolute<br />
Konzentrationswerte (1H-MRS) bzw. in Quotienten zum Gesamtsphosphorgehalt (31P-MRS) umgerechnet und<br />
anschließend auf den Anteil grauer/weißer Substanz (GM/WM) in den MRS-Voxeln normiert. Die Psychopathologie<br />
wurde mittels PANSS und SCL-90R erfasst. Die Auswertung erfolgte mittels Faktorenanalyse und post hoc Tests<br />
für einzelne Metaboliten/Hirnregionen.<br />
Ergebnisse: Es zeigten sich Gruppenunterschiede in <strong>der</strong> GM/WM-Zusammensetzung von MRS-Voxeln.<br />
Metaboliten des Struktur- und Energiestoffwechsels waren deutlich mit Metaboliten des glutamatergen Systems<br />
assoziiert. Die Analyse <strong>der</strong> auf WM normierten Werte ergab bei Patienten erhöhte Metabolitenkonzentrationen des<br />
glutamatergen Systems (NAA, Glx, Glu) im anterioren cingulären Kortex (ACC) verbunden mit erhöhtem<br />
Membranab- und -umbau (erhöhte PME- und PDE-Intensitäten).<br />
Schlussfolgerung: Allgemein bestätigen die Ergebnisse die vermuteten Assoziationen zwischen glutamatergem<br />
System, Phospholipid- und Energiemetabolismus. Im Bereich des ACC sprechen die Ergebnisse für eine<br />
angeregte glutamaterge Neurotransmission bei gesteigertem Phosopholipid-Turnover. Aufgrund des Einflusses<br />
<strong>der</strong> weißen Substanz könnten die Befunde ein biochemisches Korrelat einer angeregten synaptischen Plastizität<br />
zum Zeitpunkt <strong>der</strong> ersten psychotischen Exazerbation sein.<br />
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