Stand der Ursachen - Mitteldeutsche Psychiatrietage 2011
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Poster | Affektive Störungen<br />
P16<br />
Vermehrung Olig1-immunpositiver Oligodendrozyten im Marklager des anterioren<br />
Gyrus cinguli bei unipolarer Depression<br />
J. Mosebach, G. Meyer-Lotz, H. Dobrowolny, B. Bogerts, J. Steiner, Magdeburg<br />
Einleitung: Bei affektiven und schizophrenen Störungen sind Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Oligodendrozyten-<br />
Zelldichte, Dicke <strong>der</strong> Myelinscheiden und Expression Myelin-assoziierter Gene gegenüber gesunden<br />
Vergleichspersonen beschrieben worden. Dies ist möglicherweise Ausdruck einer Myelinisierungsstörung,<br />
die eine beeinträchtigte Konnektivität Depressions- und Schizophrenie-relevanter Hirnregionen bedingen<br />
kann. Ein in diesem Zusammenhang potenziell relevanter Oligodendrozytenmarker ist <strong>der</strong><br />
Transkriptionsfaktor Olig1. Es wird angenommen, dass Olig1 eine beson<strong>der</strong>e Rolle im Rahmen von Myelin-<br />
Reparaturmechanismen spielt. Daher wurde in <strong>der</strong> vorliegenden Studie überprüft, ob sich bei affektiven<br />
und schizophrenen Störungen immunohistochemisch Verän<strong>der</strong>ungen im Olig1-Expressionsmuster<br />
nachweisen lassen.<br />
Methoden: In dieser Postmortem-Studie wurde die Zelldichte Olig1-immunpositiver Oligodendrozyten im<br />
prägenualen anterioren cingulären (Brodmann Areal 24 / 32) und dorsolateralen präfrontalen Cortex<br />
(Brodmann Areal 9) sowie im jeweils angrenzenden Marklager bei 13 Fällen mit Schizophrenie, 8 Patienten<br />
mit unipolarer Depression, 8 Patienten mit bipolarer Störung und 12 neuropsychiatrisch gesunden<br />
Vergleichspersonen untersucht. Die Auswertung erfolgte mittels univariater Varianzanalyse (ANOVA) und<br />
nachfolgenden Post-hoc Tukey-HSD Tests.<br />
Ergebnisse: Bei Erkrankten mit Unipolarer Depression zeigte sich eine signifikante Erhöhung <strong>der</strong> Olig1positiven<br />
Oligodendrozyten-Zelldichte im Marklager des prägenualen anterioren Gyrus cinguli beidseits (p<<br />
0,001), sowie im linken dorsolateralen präfrontalen Cortex (p= 0,029). Es bestand kein signifikanter<br />
Zusammenhang zwischen Olig1 und demografischen Variablen wie Alter, Autolysezeit, Geschlecht,<br />
Krankheitsdauer sowie kumulativer Medikamentendosis.<br />
Schlussfolgerung: Diese Untersuchung zeigte eine Vermehrung Olig1 immunpositiver Gliazellen bei<br />
Patienten mit unipolarer Depression im Vergleich zu Gesunden vor allem im Marklager des anterioren Gyrus<br />
cinguli. Diese Befunde lassen sich am ehesten im Sinne eines Regenerationsversuchs einordnen, da in<br />
Kernspin-Studien bei nicht-therapierefraktären Patienten mit unipolarer Depression (Liu S, et al. <strong>2011</strong>) und<br />
bei unmedizierten Patienten (Anand et al., 2009) eine vermin<strong>der</strong>te Konnektivität des anterioren Gyrus cinguli<br />
mit limbischen Hirnregionen bzw. dem mediodorsalen Thalamus nachgewiesen worden war.<br />
8. <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Psychiatrietage</strong> | 78