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Stand der Ursachen - Mitteldeutsche Psychiatrietage 2011

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Poster | Schizophrenie<br />

P08<br />

Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anzahl Oxytocinase/Vasopressinase-exprimieren<strong>der</strong> Neurone im<br />

Hypothalamus schizophrener Patienten<br />

S. Müller, H. Dobrowolny, U. Lendeckel, J. Steiner, B. Bogerts, HG. Bernstein, Magdeburg<br />

Hintergrund: Die Insulin-regulierte Aminopeptidase (IRAP) ist ein Enzym mit vielfältigen Funktionen, wie die<br />

Vermittlung kognitiver Prozesse, die Regulation <strong>der</strong> zellulären Glucoseaufnahme über den Transporter<br />

Glut4 und die Degradierung verschiedener Peptidhormone. Da die IRAP (1) in hypothalamischen Neuronen<br />

colokalisiert mit Oxytocin (OX) und Vasopressin (VP) vorliegt und (2) sie diese beiden Neuropeptide in ihrer<br />

Funktion als Oxytocinase/Vasopressinase spaltet, (3) Oxytocin und Vasopressin eine Rolle bei<br />

neuropsychiatrischen Erkrankungen spielen und (4) Polymorphismen des IRAP-codierenden Gens mit<br />

Schizophrenie und Depression assoziiert sind, wurde in dieser Studie die zelluläre Expression im<br />

Hypothalamus von Patienten mit Schizophrenie, unipolarer Depression, bipolarer Störung und Kontrollen<br />

mittels quantitativer morphometrischer Untersuchungen geprüft.<br />

Material und Methoden: Es wurden post-mortem Gehirne von 11 schizophrenen Patienten, 8 Depressiven,<br />

7 Patienten mit einer bipolaren Störung und 11 nach Alter und Geschlecht angepassten Vergleichsfällen<br />

ohne psychische Störung untersucht. Alle Hirne entstammten <strong>der</strong> Magdeburger Hirnbank und wurden für<br />

die morphometrischen Analysen in Formalin fixiert, in Paraffin eingebettet, in 18µm-Frontalschnitte zerlegt<br />

und einer immunzytochemischen IRAP-Färbung unterzogen. Die Bestimmung <strong>der</strong> Zelldichten IRAPimmunreaktiver<br />

Neurone im Nucleus paraventricularis (PVN), im dorsolateralen Anteil des Nucleus<br />

supraopticus (Sodl) und im Nucleus suprachiasmaticus (SCN) erfolgte unter Verwendung eines<br />

Lichtmikroskopes und <strong>der</strong> Bildanalysesoftware Analysis. Die gewonnenen Daten wurden mittels ANOVA<br />

und Post-Hoc-Test (Tukey) statistisch ausgewertet.<br />

Ergebnisse: Bei den schizophrenen Patienten zeigte sich gegenüber <strong>der</strong> Kontrollgruppe eine signifikante<br />

Reduktion (p = 0,028) <strong>der</strong> Zelldichten IRAP-immunreaktiver Neurone im PVN <strong>der</strong> rechten Hemisphäre. Im<br />

SOdl und SCN wiesen die Schizophrenen tendenzielle, aber nicht signifikante Dichtevermin<strong>der</strong>ungen dieser<br />

Neurone auf. Für die depressiven Patienten konnten keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu den<br />

Kontrollpersonen festgestellt werden, es lag jedoch ein Trend zu erhöhten IRAP-Zelldichten in allen<br />

untersuchten Kernen vor. Zwischen den Patienten mit einer unipolaren Depression und einer bipolaren<br />

Störung stellten sich keine Unterschiede heraus.<br />

Diskussion:<br />

Strukturelle und neurobiochemische Verän<strong>der</strong>ungen des Hypothalamus, insbeson<strong>der</strong>e das Oxytocin- und<br />

Vasopressinsystem betreffend, stehen auf verschiedenste Weise in Zusammenhang mit schizophrenen und<br />

depressiven Störungen. Die Datenlage ist diesbezüglich sehr uneinheitlich, denn für beide Erkrankungen<br />

wurde das hypothalamo-neurohypophysäre Hormonsystem sowohl als hochreguliert, vermin<strong>der</strong>t aktiv o<strong>der</strong><br />

unverän<strong>der</strong>t beschrieben. Hinsichtlich des PVN wurde bei depressiven Patienten eine Erhöhung <strong>der</strong> Anzahl<br />

von OX- und VP-exprimierenden Neuronen nachgewiesen, während Schizophrene in diesem Kern eine<br />

vermin<strong>der</strong>te Expression des Trägerproteins dieser Hormone (Neurophysin) aufweisen. Die Reduktion <strong>der</strong><br />

Anzahl IRAP-immunreaktiver Neurone im PVN schizophrener Patienten weist auf einen verän<strong>der</strong>ten<br />

Oxytocin- und/o<strong>der</strong> Vasopressinkatabolismus hin, <strong>der</strong> die Spiegel bei<strong>der</strong> Neurohormone im Gehirn, <strong>der</strong><br />

Cerebrospinalflüs sigkeit und im Blut beeinflussen könnte – mit Konsequenzen für die Pathophysiologie <strong>der</strong><br />

Schizophrenie.<br />

8. <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Psychiatrietage</strong> | 70

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