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Folien zur Vorlesung Psychologie I - Sport-mainz.de

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IId.i) Attributionsabhängige EmotionenNeue Westfälische vom 22.12.04, Lokalsport BielefeldO. Höner: <strong>Sport</strong>psychologie I (WS 04/05)Wer unten steht, ist gefährlichIm zweiten Teil <strong>de</strong>s kleinen Handball- ABCs geht es um die Phrasen <strong>de</strong>r TrainerVON GREGOR WINKLERBielefeld. Vor einigen Wochen präsentierte die Handball-Umschau die sieben wichtigsten Dingefür <strong>de</strong>n Handballer. Jetzt folgt Teil zwei <strong>de</strong>r Ranglisten-Serie. Woche für Woche müssen dieTrainer vor <strong>de</strong>m Spiel <strong>de</strong>n Gegner einschätzen und nach <strong>de</strong>r Partie die Leistungen ihrerMannschaften kommentieren. Klar, dass bei rund 26 Spieltagen die ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>reFormulierung häufiger vorkommt. Hier sind die sieben wichtigsten Phrasen <strong>de</strong>r Trainer undwas sie be<strong>de</strong>uten."Gera<strong>de</strong> weil sie unter stehen, sind sie gefährlich." Voraussetzung für diesen Satz ist,dass das eigene Team min<strong>de</strong>stens einen Mittelfeldplatz belegt. Dann ist besagte Phraseunumgänglich, wenn es gegen ein Team aus <strong>de</strong>m Tabellenkeller geht. Siegt die eigene Sieben,was in <strong>de</strong>r Regel <strong>de</strong>r Fall ist, haben es alle erwartet. Setzt sich überraschen<strong>de</strong>rweise <strong>de</strong>rGegner durch, hatte <strong>de</strong>r Trainer ja gewarnt. So ist <strong>de</strong>r Coach in je<strong>de</strong>m Fall fein raus. Aber malehrlich: Haben wir nicht schon in <strong>de</strong>r Schule die Mitschüler gehasst, die vor <strong>de</strong>r Klassenarbeitverkün<strong>de</strong>ten, dass es bestimmt eine Fünf wird, und anschließend die eins mit nach Hausenahmen?"Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht." Durch die Formulierung "Wir" schließt sich <strong>de</strong>r Coach zwar mit ein, das ist aber auch das Einzige, was sich <strong>de</strong>r Übungsleiter von <strong>de</strong>rerlittenen Schlappe annimmt. Das Spektrum <strong>de</strong>r "individuellen Fehler" reicht vom Nichtfangen eines Balles bis zum falschen Laufweg innerhalb eines komplizierten Spielzuges. Hat sich <strong>de</strong>rCoach die Nie<strong>de</strong>rlage bereits mit ein paar Bier schön getrunken, liegt <strong>de</strong>r "indivudi... ivididu... inuvidi... persönliche Fehler" häufig im anschließen<strong>de</strong>n Spielbericht. Zuviel individuelle Fehlerführen letztlich <strong>zur</strong> individuellen Entlassung: meistens <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Trainers."Unsere Chancenauswertung war zu schlecht." Der "Klassiker" nach einer Nie<strong>de</strong>rlage. Meist tritt dieser Kommentar im Zusammenspiel mit <strong>de</strong>n individuellen Fehlern auf, von <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rschlimmste natürlich <strong>de</strong>r Fehlwurf ist. Gute westfälische Mundart, wie "verballert", "verdad<strong>de</strong>lt" o<strong>de</strong>r "verdamelt" würzt die telefonische Berichterstattung über das Fahrkarten-Feuerwerk."Das Spiel wird in <strong>de</strong>r Abwehr/im Angriff gewonnen." Einer <strong>de</strong>r Lieblingssätze von Heiko Holtmann, Coach <strong>de</strong>r HSG Bielefeld, ist: "Wir müssen die Abwehr zum Stehen kriegen." DieFokussierung auf einen <strong>de</strong>r beschriebenen Mannschaftsteile birgt natürlich die Gefahr, dass die <strong>de</strong>m Trainer treu ergebenen Akteure <strong>de</strong>n jeweils an<strong>de</strong>ren Teil, <strong>de</strong>r natürlich genau so zumerfolgreichen Spiel gehört, glatt vergessen. Bei <strong>de</strong>r HSG passiert das natürlich nicht."Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung." Es ist eins <strong>de</strong>r größten Komplimente, die <strong>de</strong>r Trainer aussprechen kann. Einer solch gera<strong>de</strong>zu überschwänglichen Analyse ist sicherimmer ein Sieg voraus gegangen. Nach einem mannschaftlich geschlossenen Auftritt auf <strong>de</strong>m Parkett folgt meist eine ähnlich verschworene Vorstellung bei <strong>de</strong>r Siegesfeier.Mutmaßungen über die Vorabend-Beschäftigung"Kämpferisch kann ich <strong>de</strong>m Team keinen Vorwurf machen." Nichts ist in einer Beurteilung verheeren<strong>de</strong>r als <strong>de</strong>r Satz: "Er/sie hat sich stets bemüht." Dies be<strong>de</strong>utet, dass zwar guterWille zu erkennen war, erfolgreiche Arbeit jedoch ausblieb. Ganz so schlimm ist die sportliche Variante dieser Aussage nicht, <strong>de</strong>nn mit einer kämpferischen Leistung kann sich ein Team trotzspielerischer Defizite zumin<strong>de</strong>st noch in die Herzen <strong>de</strong>r Fans spielen. Wobei das Zeugnis "trug häufig zum guten Betriebsklima bei" noch schlimmer ist."Wir haben die erste Hälfte komplett verschlafen." Nach einem solchen Kommentar fragt man sich, was die Teammitglie<strong>de</strong>r am Vorabend wohl veranstaltet haben. TuRa-BetreuerFrank Reimann wusste zum Beispiel: "Fast die ganze Mannschaft hat beim Oktoberfest in <strong>de</strong>r Sei<strong>de</strong>nstickerhalle gekellnert." In einem solch wichtigen Fall sei das halbstündige Nickerchengegönnt, zumal die Ost-Bielefel<strong>de</strong>r ihr Spiel nach <strong>de</strong>r Pause hellwach weiter führten und siegreich been<strong>de</strong>ten.94

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