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Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

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handlung protokollierte Geständnis des Kunz Widmar ab. <strong>Die</strong> Bestätigung <strong>und</strong>Korrektur durch Kunz Kuhlseisen erfolgte über ein Jahr später. 8Was die hier vorliegenden Vernehmungsprotokolle so unerhört interessant macht,ist die Auflistung <strong>von</strong> ingesamt r<strong>und</strong> 70 namentlich genannten Personen, die ander Verschwörung teilgenommen haben, als Opfer vorgesehen oder bei der offiziellenAufdeckung anwesend waren. Hans–<strong>Die</strong>ter Mück hat sie nahezu ausnahmslosidentifiziert. 9 Oswald <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong> lässt diese Personen durch den M<strong>und</strong> desKunz Widmar durchwegs in wohlgeordneten Gruppen der Reihe nach auftreten:Zuerst kommen die Zeugen der Geständnisse, der Richter des Landgerichts Kastelruth<strong>und</strong> sechs dort ansässige Bauern, die vermutlich als Dingpflichtige auchsonst im Umstand <strong>von</strong> Kastelruther Gerichtsverhandlungen anzutreffen waren.Dann werden die Rädelsführer der Rittner, die sich beim Bozner Landrichtergetroffen haben, vorgestellt, es sollen insgesamt 20 gewesen sein, ein Drittel <strong>von</strong>ihnen wird mit Namen benannt, wobei sich der Mair <strong>von</strong> Siffian als Anführergebärdete, der Lechner, der Winkler <strong>und</strong> der Hatscher als besonders engagierterwiesen.<strong>Die</strong> Rittner präsentierten dem Kunz Widmar zwei Helfer, den Kuhlseisen <strong>und</strong>den Sengseisen, die zwar vom Ritten kamen, deren merkwürdige Befehlsnamenaber eher auf Leute aus dem Eisenbergbau <strong>und</strong> damit auf Nichteinheimischedeuten. Eindeutig Landfremde waren die später vorgestellten beiden ‘welschenGesellen’, deren Landsknechtkostüme <strong>und</strong> mitgeführte Waffen (Armbrust, Hellebarde)Kunz Widmar anschaulich beschreibt. In der ‘Reinschrift’ werden siezusätzlich bezichtigt, Gift aus Venedig mitgebracht zu haben. Als Helfershelferwerden Gastwirte genannt, bei denen sich die Verschwörer verproviantiert haben,etwa der Premstaler oder der ‘windische’ Schneider in Bozen; gewohnt haben sieeinmal beim Gruber in Brixen <strong>und</strong> die Versammlungen auf dem Ritten, wo auchGeldzahlungen an die ‘Söldner’ erfolgten, fanden beim Klobensteiner statt.Als zumindest parteiisch den Rittnern zugetan werden König Friedrich III. sowieLandeshauptmann Vogt Ulrich <strong>von</strong> Matsch genannt; der Richter auf Stein amRitten, Anton <strong>von</strong> Thun, wird hingegen als aktiver Täter eingeführt. Im Verlaufder Vernehmung gibt Kunz Widmar zunehmend mehr Namen <strong>von</strong> Fehdehelfernder Rittner preis. Sie tragen zum Teil Spottnamen wie die beiden SarntheinerHolzknechte ‘Slach in hauffen’ oder ‘Spring in Wald’ (fol. 3r, Z. 22–24), zum TeilHerkunftsnamen wie die sieben Gesellen aus Mais, die etwa nach dem Jaufen,dem Brixental, nach Sterzing, dem Pfitschtal oder dem Pinzgau benannt sind.Schließlich werden regelrechte Heeresgruppen aus dem Sarntal, aus Mölten odervom Berg Jenesien angekündigt, zu viele, um glaubhaft zu sein (400 bis 600Mann), aber durchaus an altbekannte Feindschaften, etwa die im Greifensteinlied(Kl. 85) geschilderten, erinnernd.8 Siehe H.–D. Mück, Vernehmungsprotokolle, S. 83, Anm. 149.9 H.–D. Mück, Vernehmungsprotokolle, mit 190 Anmerkungen auf S. 78–84.187

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