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Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

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Dass Bischof Georg (I.) im Mai <strong>und</strong> Juni 1439 in Nordtirol unabkömmlichwar <strong>und</strong> deshalb die Erledigung eines Teils seiner Hochstiftsangelegenheiten verschiebenmusste, 2 hatte ernsthafte Gründe: Herzog Friedrich (IV.) scheint seinnahendes Ende gefühlt zu haben <strong>und</strong> wollte bezüglich der Landespolitik <strong>und</strong> derZukunft seines knapp 12jährigen Sohnes Sigm<strong>und</strong> noch einiges regeln. Er riefdie Stände zu einem Landtag zusammen <strong>und</strong> bestätigte ihnen noch einmal dieFreiheiten, die er <strong>und</strong> seine Vorfahren ihnen erteilt hatten. Er vertraute seinenSohn dem Kanzler Bischof Georg, dem Hofmeister Konrad Kraig <strong>und</strong> dem KammermeisterKonrad <strong>von</strong> Wahingen an. Am 24. Juni starb Friedrich in seinerInnsbrucker Residenz, dem ‘Neuenhof’. Sein Leichnam wurde in der <strong>von</strong> ihmneuerbauten Fürstengruft in Stams beigesetzt. Den jungen Sigm<strong>und</strong> brachtenseine Vertrauensleute nach Thaur. Für den 29. Juni wurde ein Landtag nachHall einberufen, wo Bischof Georg <strong>und</strong> Landeshauptmann Ulrich <strong>von</strong> Matsch dieLeitung übernahmen. Man wollte die zerstrittenen leopoldinischen HabsburgerFriedrich (V.) <strong>und</strong> Albrecht (VI.), die bereits auf getrennten Wegen mit Gefolgenach Tirol ritten, nicht in Hall <strong>und</strong> Innsbruck einlassen, bevor eine Entscheidunggetroffen sei, wer <strong>von</strong> ihnen die Vorm<strong>und</strong>schaft über den jungen Sigm<strong>und</strong>übernehmen werde. <strong>Die</strong> Landschaft beanspruchte dabei die Schiedsrichterrolle<strong>und</strong> berief einen Verhandlungstag der Räte, des Adels <strong>und</strong> der Vertreter <strong>von</strong>Städten <strong>und</strong> Gerichten Tirols zum 25. Juli ein. 3Zu dieser für das Land Tirol <strong>und</strong> dessen künftigen Herrn entscheidenden Versammlungam St. Jakobstag 1439 wird im vorliegenden Schreiben auch Oswald<strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong> dringend geladen. Er gehörte demnach noch nicht zu den beimTod des Landesfürsten <strong>und</strong> den direkt folgenden Ereignissen in Innsbruck <strong>und</strong>Hall versammelten Amtsinhabern <strong>und</strong> führenden Adeligen Tirols, aber doch bereitszu jenen Vertretern der Ritterschaft, deren Urteil man bei derart wichtigenBeratungen hören wollte. Er galt im Land längst nicht mehr nur als der jüngereBruder Michaels <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong>.<strong>Die</strong> Verhandlungen vom 25. bis 28. Juli erbrachten jene Regelungen, die in dersogenannten ‘Haller Verschreibung’ dem künftigem Vorm<strong>und</strong> des minderjährigenTiroler Landesfürsten, Herzog Friedrich als dem älteren Anwärter, vorgelegt <strong>und</strong><strong>von</strong> diesem auch angenommen wurden: <strong>Die</strong> Vorm<strong>und</strong>schaft sollte 4 Jahre dauern<strong>und</strong> die Erziehung Sigm<strong>und</strong>s in Tirol erfolgen; über die vom verstorbenen Landesherrnhinterlassenen Schätze, Urk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Waffen, die nicht außer Landesgebracht werden durften, sollte ein genaues Inventar erstellt werden. <strong>Die</strong> ausLandleuten der Grafschaft Tirol gewählten Anwälte sowie alle Amtsträger sollenfür die Dauer der Vorm<strong>und</strong>schaft Gehorsam schwören, nach vier Jahren aber2 Vgl. die vorangehenden Stücke, bes. Nr. 295 <strong>von</strong> 1439 Juni 9.3 Zu den Ereignissen vom Juni bis September 1439 siehe W. Baum, Sigm<strong>und</strong>der Münzreiche, S. 62–64; ders., Anfänge, S. 579–582; A. Jäger, Vorm<strong>und</strong>schaftüber Herzog Sigm<strong>und</strong>, S. 94–140.60

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