13.07.2015 Aufrufe

Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eine Kaplanstelle in der Pfarrkirche <strong>von</strong> Kiens. 5 Frömmigkeit war neben derBereitschaft zum Fürstendienst <strong>und</strong> zu uneigennützigen Aufgaben, etwa als Siegler<strong>und</strong> Zeugen für andere, ein charakteristisches Merkmal der vornehmlich immittleren Pustertal begüterten Herren <strong>von</strong> Künigl. Es war eine eigentümliche,spätmittelalterliche Frömmigkeit, die sie veranlasste, Ablass- <strong>und</strong> Beichtbriefesowie Reliquien zu sammeln, sich um die freie Wahl des Beichtvaters für ihreFamilie zu kümmern <strong>und</strong> sich für kirchliche Belange in der <strong>von</strong> ihnen verwaltetenRegion einzusetzen, wofür sie auch finanzielle Mittel zur Verfügung stellten, abernicht zuletzt Familienmitglieder mit kirchlichen Pfründen zu versorgen trachteten.Es ist daher eine durchaus begründete Überlegung, die Eile, mit der Georg Künigleine Besprechung mit befre<strong>und</strong>eten Adeligen in Brixen oder Neustift suchte, aufden Tod seines Bruders Johann zurückzuführen, denn da wurde eine kirchlicheStelle vakant, die es für die Familie zu bewahren galt. <strong>Die</strong> Stelle stand unter demPatronat des Neustifter Propstes <strong>und</strong> ihre Zuweisung bedurfte selbstverständlichauch der Zustimmung des Brixner Bischofs. Georgs Kandidat war sein SohnChristian, den er für die Klerikerlaufbahn bestimmt hatte, obwohl er kein ehelicherSohn gewesen sein dürfte, den er wird als “nobilis viri Georgii Künigl deErenburg natus” bezeichnet 6 <strong>und</strong> benötigte wiederholt Dispens. Das Vorhandensein<strong>von</strong> unehelichen Kindern des Georg Künigl hatte Oswald <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong>schon 1432 in seinem Brief aus Rom angedeutet, als er seinem ‘lieben Schwager’einen Beichtbrief sandte, den dieser dringend benötige, weil er “ain grossereebrecher” sei. 7 Der ‘Kleriker’ Christian war 1437, als sein Onkel Johann starb,noch zu jung, um die Priesterweihe erhalten zu können. Dennoch ist es seinemVater gelungen, ihm die vakante Kaplanei zu verschaffen. Am 20. April 1437konnte “Jörg Kunig <strong>von</strong> Erenburg” zufrieden bestätigen, dass die dem KlosterNeustift inkorporierte, jetzt neu zu besetzende Kaplanei des Unser-Frauen- <strong>und</strong>Drei-König-Altars in der Kirche <strong>von</strong> Kiens nach dem Tod seines Bruders Hansseinem Sohn Christian durch Propst Ulrich <strong>von</strong> Neustift übertragen worden ist.Sobald der Begünstigte das Mindestalter “ze priesterleicher wirdikchait” erreichthabe, werde er seine Aufgaben ordnungsgemäß erfüllen. 8 — Ob Oswald <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong>,der selbst einen zum Kleriker bestimmten Sohn hatte, seinen Fre<strong>und</strong>Anfang Januar 1437 mit Freuden beraten hat, wie er den in mehrfacher Hinsichtanfechtbaren Kandidaten durchsetzen könne, <strong>und</strong> ob er mit diesem gemeinsamin Brixen <strong>und</strong> Neustift vorgesprochen hat, sei dahingestellt.5 Urk<strong>und</strong>en Künigl-Ehrenburg, bearb. <strong>von</strong> E. Kustatscher, Teil 2, S. 265–266betreffend 1419 Juli 26.6 Urk<strong>und</strong>en Künigl-Ehrenburg, bearb. v. E. Kustatscher, Teil 2, S. 281 zu1437 April 14.7 Vgl. <strong>Lebenszeugnisse</strong>, Bd. 3, Nr. 233 <strong>von</strong> 1432 März 29, Z. 7–8.8 Th. Mairhofer, Urk<strong>und</strong>enbuch Neustift, S. 567, Nr. DCCLVI <strong>von</strong> 1437April 20.4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!