13.07.2015 Aufrufe

Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

der weiten Entfernungen <strong>und</strong> seltenen Treffen der Geschäftspartner vor allembei nicht penibel geregelten Abmachungen Streitigkeiten vorprogrammiert.Ein solcher, schon seit langem schwelender Streit wird hier Bischof Georg (I.)<strong>von</strong> Brixen brieflich unterbreitet, damit er sich um eine gütliche Regelung kümmere.Georg <strong>von</strong> Schwangau, ein Bruder <strong>von</strong> <strong>Oswalds</strong> Ehefrau, 1439 Pfleger<strong>von</strong> Nesselwang, weiß seine Probleme wortreich <strong>und</strong> eindrucksvoll vorzutragen:Gelegentlich einer Reise, die ihn durch Schwaben führte, habe Oswald sich beiGeorg erk<strong>und</strong>igt, wer eigentlich die Zinsen aus dem Villnösstal für die Schwangauereinhebe. Es war ein Bürger <strong>von</strong> Klausen namens Stangendorfer, 4 derselbstverständlich für seine <strong>Die</strong>nste bezahlt werden musste, weshalb sich Georg<strong>von</strong> Schwangau gern bereden ließ, diese Aufgabe nebst kleinem ‘Taschengeld’seinem Schwager zu übertragen. Doch nach zwei Jahren Zinseinnahme wollteOswald das Geld nicht hergeben. Andererseits deponierte er anlässlich einesRitts zum König 111 Gulden bei Georg <strong>von</strong> Schwangau. Nach einem weiterenJahr schickten die Schwangauer einen Boten zu <strong>Oswalds</strong> Frau <strong>und</strong> baten um dieausständigen Zinsen. Sie behauptete, Oswald hätte ihr die Auszahlung verboten<strong>und</strong> rückte für ihren Bruder nur 13 Pf<strong>und</strong> Berner heraus. Da Georg <strong>und</strong> seineFrau gerade in Geldnöten waren, nahmen sie sich <strong>von</strong> der bei ihnen deponiertenSumme 60 Gulden. Ein halbes Jahr später kam Oswald zu ihnen <strong>und</strong> zeigte sichverw<strong>und</strong>ert, dass sie ihre Zinsen nicht erhalten hätten. Es wurde abgerechnet.Oswald blieb 18 Mark <strong>und</strong> drei Dukaten schuldig. Später stritt er diese Schuldab <strong>und</strong> nahm angeblich insgesamt 10 Jahre lang die Zinsen im Villnösstal ein,ohne sie weiterzugeben.Georg <strong>von</strong> Schwangau bittet nun den Bischof, ihm bei der Eintreibung der mittlerweilefälligen Schulden <strong>Oswalds</strong> sowie der Spesen, die er selbst bei erfolgslosenBesuchen in Tirol hatte, behilflich zu sein <strong>und</strong> einen Schiedstag anzuberaumen.<strong>Die</strong> Zeitangaben, die Georg <strong>von</strong> Schwangau dem Brixner Bischof macht, führenin eine Phase engster Beziehungen zwischen den <strong>Wolkenstein</strong>ern <strong>und</strong> denSchwangauern zurück. Ende 1428, als Oswald die Frage nach der Zinseinhebungim Villnösstal gestellt haben soll, liefen gerade die Vorverhandlungen um dieVerheiratung der Beatrix <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong> mit Hans <strong>von</strong> Schwangau. 5 Möglicherweisewurde das Hochzeitsfest im Januar 1429 dazu genutzt, Hans <strong>von</strong>Schwangau <strong>und</strong> seine Brüder zu jener Bombardierung des Hans <strong>von</strong> Vilandersmit Fehdeabsagen aus Schwaben zu überreden, die im Januar 1429 begann <strong>und</strong>in den Monaten April <strong>und</strong> Mai nahezu absurde Ausmaße annahm. 6 <strong>Die</strong> Reise<strong>Oswalds</strong> zum König, die Georg <strong>von</strong> Schwangau in seinem Brief erwähnt, ist eine4 Siehe E. Kustatscher, Städte des Hochstifts Brixen, CD: Biographien:Johann Stangendorfer war als Zöllner tätig, d.h. berufsmäßig Geldeinheber.5 Vgl. <strong>Lebenszeugnisse</strong>, Bd. 3, Nr. 179 <strong>von</strong> 1429 Januar 4.6 Vgl. <strong>Lebenszeugnisse</strong>, Bd. 3, Nr. 180 <strong>von</strong> 1429 Januar 23; Nr. 183–190 <strong>von</strong>April/Mai 1429.51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!