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Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein. Edition und ...

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Den zahlenmäßig überwältigenden Heerscharen <strong>von</strong> Rittnern <strong>und</strong> deren Helfernsowie Helfershelfern steht die kleine Gruppe <strong>von</strong> Opfern gegenüber: eigentlichesZiel aller Anschlagspläne ist Oswald <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong>, aber auch seine Ehefrau,die Burgherrin auf Hauenstein, soll nicht verschont werden, ebensowenig seinBruder Michael wie die Besatzungen aller <strong>Wolkenstein</strong>ischen Burgen, auch <strong>von</strong>Prösels. Freilich wird dem geplanten R<strong>und</strong>umschlag wiederholt die Vorstellungentgegengesetzt, Oswald, seine Frau <strong>und</strong> vor allem sein Bruder Michael solltenbezahlen statt zu sterben.Das Geständnis, das der Vernehmende auf Hauenstein dem Gefangenen entlockt,wird nach anfänglichem Erzählstil immer wirrer <strong>und</strong> soll wohl auch so wirken.Zuhörer <strong>und</strong> Leser können dabei leicht den Überblick verlieren: Nachdem KunzWidmar zuerst den ‘Sold’ für vermutlich militärische Leistungen misstrauischabgelehnt hatte, traf er vor Bozen, in Rentsch, kurz vor dem Aufstieg auf denRitten seine Auftraggeber wieder. <strong>Die</strong>smal boten sie ihm 100 Gulden <strong>und</strong> alles,was er an Beute mache. Sie versprachen ihm auch zwei tatkräftige Begleiter <strong>und</strong>zerstreuten seine Sorge vor der Obrigkeit. Alle drei sollten sich am KastelrutherBerg als Knechte verdingen <strong>und</strong> ausspionieren, wie viele wehrhafte Leute aufPrösels, Hauenstein, der Trostburg <strong>und</strong> auf <strong>Wolkenstein</strong> seien <strong>und</strong> wie es dortzugehe. Ihn selbst schickten sie nach Hauenstein, wo er sich notfalls auf Empfehlungendes Veit <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong> berufen sollte. Sobald er in der Burg sei, sollteer herausfinden, wo <strong>und</strong> wie man am besten hineinkomme oder hinaufklettere.Nach der für den 15. April vereinbarten Besprechung in Bozen wurden die Plänekonkreter. Sie liefen darauf hinaus, auf irgendeine Weise in der Burg Feuerzu legen, im zu erwartenden Tumult einzudringen, Oswald zu überwältigen <strong>und</strong>nach Stein am Ritten zu bringen, wo Anton <strong>von</strong> Thun 1000 Gulden Kopfgeldvorstrecken werde. Hätten sie Oswald erst einmal gefangen, wären dessen Frau<strong>und</strong> Bruder bestimmt bereit, die 6000 bis 10000 Gulden Lösegeld zu zahlen, dasdie Rittner kühn als Schadensabgeltung bezeichneten.Während der Kern des Vorhabens vermutlich den Tatsachen entspricht, sinddie im weiteren Verlauf des Verhörs gestandenen Mordanschläge — Erschießen!Erstechen! Vergiften! — eher unter der Rubrik ‘Zurufe am Stammtisch <strong>von</strong>Klobenstein’ einzuordnen. <strong>Die</strong> Rittner wussten nur zu genau, dass ein ermordeterOswald ihnen nur schaden werde. Der König <strong>und</strong> der Landeshauptmann konntenunmöglich Mörder begünstigen <strong>und</strong> Michael <strong>von</strong> <strong>Wolkenstein</strong> hätte niemals füreinen Toten bezahlt. Deshalb lenkte die weitere Vernehmung die Aufmerksamkeitauf Einzelheiten wie das Aussehen der ‘welschen Gesellen’ oder Geldzahlungendurch die Rittner. Kunz Widmar wird auch dazu gebracht, Mittäter zu bezichtigen,etwa dem Kuhlseisen versuchte Siegelfälschung zu unterstellen, <strong>und</strong> seltsameVerschwörerriten wie das Anbringen <strong>von</strong> Pentagrammen an Herbergstüren zuenthüllen. Zum Schluss muss aber noch ein echtes Bekenntnis her: Der Gefangenegesteht, auf Hauenstein in einem Strohbett im Turm Feuer gelegt <strong>und</strong> ineinem Küchenwinkel Gift abgelegt zu haben. Er nimmt es als gegeben hin, zur188

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