antriebstechnik 6/2016
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WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
01 Chefredakteur Dirk Schaar (Mitte) trifft<br />
Karen Preston und Chris Head vor den London Eye<br />
einfache, aber kühne Idee: Sie wollten für London ein schönes und<br />
technologisch innovatives Bauwerk schaffen, das auch Besuchern<br />
die Chance ermöglicht, eine der größten Städte der Welt aus einer<br />
neuen und aufregenden Perspektive zu sehen. Sie entschieden also,<br />
dass ein Riesenrad das ideale Symbol für den Schritt in neue Jahrtausend<br />
wäre. So war die Idee geboren.<br />
„Wir bekamen bereits im Oktober 1995 die erste technische<br />
Anfrage zur Preisfindung der konzipierten Lagerung“, erinnert sich<br />
Dieter Göbel. Das britische Luftfahrtunternehmen British Airways<br />
hatte mit seinem Projekt ein Londoner Ingenieurbüro beauftragt,<br />
welches wiederum einen japanischen Konzern mit der Gesamtprojektierung<br />
beauftragte. „Wir prüften also die Machbarkeit und<br />
erarbeiteten ein Angebot, das wir im zweiten Schritt im Jahr 1998<br />
nach Korrekturen der Lastbedingungen noch einmal vorlegten.<br />
Unsere Idee war der Einsatz von zwei Pendelrollenlagern“, so Dieter<br />
Göbel. Der Auftrag ging aber schließlich an einen Wettbewerber<br />
in Japan. „Zu unserer Überraschung erhielten wir im September<br />
1998 eine Anfrage zur Lagerauslegung des London Eye von einer<br />
niederländischen Firma. Inzwischen hatte diese den Auftrag zum<br />
Bau erhalten“, erzählt Gerhard Halbig erstaunt. Die Lagerauslegung<br />
wurde daraufhin umgehend im Oktober 1998 umgesetzt und der<br />
Schweinfurter Lagerspezialist erhielt bereits einen Monat später<br />
den Auftrag zur Lieferung. Die Bedingungen waren allerdings<br />
enorm, denn die Lager mussten innerhalb von 20 Wochen geliefert<br />
werden. „Eine große Herausforderung, die wir aber annehmen wollten,<br />
wussten wir doch, dass wir über das notwendige Know-how<br />
aus zahlreichen Großprojekten und einer über 100-jährigen Tradition<br />
verfügten. Auch galten wir bereits damals als ein bevorzugter<br />
Ent wicklungspartner und Lieferant, wenn es um besondere und clevere<br />
Lagerlösung geht“, so Gerhard Halbig.<br />
10 beeindruckende Fakten und Zahlen<br />
über das London Eye<br />
n Im London Eye finden pro Umdrehung 800 Gäste Platz –<br />
das entspricht 11 roten Doppeldecker-Bussen<br />
n Von der Spitze aus kann man rund 40 km weit sehen – so<br />
weit wie nach Windsor Castle an einem klaren Tag<br />
n Jede der 32 Kapseln wiegt 11 t. Das ist das gleiche Gewicht<br />
wie 1 157 894 Pfund-Münzen<br />
n In einem Jahr dreht das London Eye 7 668-mal oder 2 300<br />
Meilen, so weit von London nach Kairo in Ägypten<br />
n Jede Umdrehung dauert etwa 30 Minuten, was bedeutet,<br />
dass sich eine Kapsel 26 cm/s oder 0,9 km/h bewegt –<br />
doppelt so schnell wie eine sprintende Schildkröte<br />
n Es benötigte sieben Jahre und die Fähigkeiten von Hunderten<br />
von Menschen aus fünf Ländern, um das London Eye<br />
Wirklichkeit werden zu lassen<br />
n Die 80 Speichen haben eine Gesamtlänge von 6 km<br />
n Das Gesamtgewicht von Rad und Kapseln beträgt 2 100 t –<br />
oder so viel wie 1 272 schwarze London Taxis<br />
n Die Spindel ist 23 m lang – die Höhe von neun klassischen<br />
roten Londoner Telefonzellen<br />
n Es gibt 32 Kapseln insgesamt. Sie sind bis 33 nummeriert,<br />
Kapsel Nr. 13 wurde aus abergläubischen Gründen<br />
weggelassen<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 6/<strong>2016</strong> 29