antriebstechnik 6/2016
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Materialmodell<br />
Neo-Hooke ≤ 30%<br />
keiten, z. B. bei Werkstoffübergängen, kann dieser Modellierungsansatz<br />
zu Ergebnisverfälschungen führen.<br />
Insbesondere bei Elastomeren und Silikonelastomeren ist der<br />
nicht lineare, visko-elastische Zusammenhang zwischen Spannung<br />
und Dehnung zu berücksichtigen. Für große Dehnungen von Kunststoffen<br />
und der Modellierung von Elastomeren und Silikonelastomeren<br />
werden daher hyperelastische Materialmodelle bevorzugt.<br />
Tabelle 1 zeigt drei häufig verwendete Materialmodelle nebst deren<br />
Dehngrenzen. Die Ermittlung der Koeffizienten erfolgt dabei ebenfalls<br />
unter Verwendung der Shore-Härte [2]. Des Weiteren sind die<br />
materialspezifischen Wärmeausdehnungskoeffizienten sowohl bei<br />
der Verwendung eines linearen als auch eines nichtlinearen Modellierungsansatzes<br />
erforderlich und tragen maßgeblich zur Genauigkeit<br />
der Simulationsergebnisse bei.<br />
Die Ermittlung der Shorehärte erfolgt beim Hersteller unter genormten<br />
Versuchsbedingungen, die unter anderem eine Maßbezugstemperatur<br />
von 20 °C vorsieht. Die Werkstoffeigenschaften<br />
von Kunststoffen sind jedoch stark temperaturabhängig, sodass<br />
eine Änderung der Einsatztemperatur von Δt > 10 °C zu einer<br />
Abweichung der ermittelten Koeffizienten für das Materialmodell<br />
führt. Der materialspezifische Wärmeausdehnungskoeffizient<br />
sowie das viskoelastische Verhalten von Kunststoffen sind ebenfalls<br />
temperaturabhängig. Die Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
müssen daher anhand der zu erwartenden Einsatztemperaturen<br />
ermittelt werden. Üblicherweise ist für die Ermittlung des Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
eine umfangreiche Laborausrüstung<br />
erforderlich, z. B. Quarzrohrdilatometer oder visuelle Ausdehnungsmessung<br />
mittels Messmikroskopie [4].<br />
Derzeitiger Wissensstand<br />
Dehnung<br />
Mooney-Rivlin 30 % - 200 %<br />
Ogden ≤ 700 %<br />
Tabelle 1: Gültigkeitsbereich der Dehnungen von Materialmodellen<br />
Zur Ermittlung von Kennwerten, für Werkstoffe mit hyperelastischen<br />
Materialverhalten, werden im Regelfall uniaxiale Zugversuche<br />
durchgeführt [7]. Die ermittelten Kennwerte geben Auskunft über<br />
die Reißdehnung ε R<br />
und die Reißfestigkeit σ R<br />
entsprechender Werkstoffe,<br />
die Reißdehnungen von über ε R<br />
≥ 250 % aufweisen können [7].<br />
Um Koeffizienten für ein hyperelastisches Materialmodell zu ermitteln,<br />
deren Gültigkeit sich über einen großen Temperaturbereich<br />
erstrecken, besteht die Notwendigkeit umfangreicher, temperaturgeführter<br />
Zugversuche [3]. Die so ermittelten Koeffizienten, besitzen<br />
ihre Gültigkeit über ein sehr großes Dehnungs- und Spannungsintervall.<br />
Zur Berechnung von wärmeinduzierten Bauteilspannungen<br />
ist es jedoch ausreichend Dehnungen ε ≤ 5 % zu erfassen.<br />
Alternativer Ansatz<br />
Eine Möglichkeit den Kosten- und Zeitumfang für die experimentelle<br />
Ermittlung von Materialkoeffizienten zu reduzieren und die Koeffizienten<br />
für ein Simulationsmodell zu ermitteln, soll nach der Beschreibung<br />
des experimentellen Aufbaus der entwickelte Ansatz aufzeigen.<br />
Experimenteller Aufbau<br />
Zum Einsatz kommt ein 3-D-Bildkorrelationssystem zur berührungslosen<br />
Messung von Bauteilverschiebungen und Verformungen.<br />
Bild 01 zeigt das Messsystem vor einem Klimaschrank. Die Kameras<br />
dieses optisch arbeitenden Messsystems sind vor dem Sichtfenster<br />
eines Klimaschranks installiert. Mittels des Klimaschranks lassen<br />
sich die festgelegten Temperaturstufen anfahren.<br />
In der Prüfkammer des Klimaschranks wird ein Probenkörper so<br />
platziert, dass er durch das Sichtfenster mittels der Kameras des<br />
Bildkorrelationssystems erfasst wird.<br />
Die Probenpräparation beschränkt sich auf die Aufbringung eines<br />
stochastischen Specklemusters auf die Probenoberfläche. Unter einer<br />
Änderung des thermischen Gleichgewichtszustands verschieben sich<br />
die aufgebrachten Bildpunkte analog zur Verschiebung des Probenkörpers.<br />
Die Auswertungssoftware des Bildkorrelationssystems<br />
berechnet nach Abschluss der Messreihe die Bauteilverschiebungen<br />
mittels vergleichendem Verfahren. Dazu werden die Messungen<br />
bei definierten Temperaturen durchgeführt und mit einer Referenzmessung,<br />
die zu Versuchsanfang aufgenommen wird, korreliert. Bild<br />
02 zeigt eine präparierte Probe und schematisch die Arbeitsweise des<br />
Bildkorrelationssystems.<br />
Probenkörper und Versuchsdurchführung<br />
Die Probenkörper für die experimentelle Ermittlung von Werkstoffkennwerten<br />
werden mit einer Länge l ≥ 80 mm und Breite b ≥ 10 mm<br />
so gewählt, dass das Messsystem mit einer Standardabweichung<br />
von 3 bis 5 µm arbeitet.<br />
Für die Vorversuche werden aus den verwendeten Kunststoffen<br />
Probenkörper nach DIN EN ISO 294-1 im Spritzgussverfahren hergestellt.<br />
Die Elastomere und Silikonelastomere werden in einen Strang<br />
mit identischen Abmessungen vergossen und vulkanisiert. Die Einzelproben<br />
aus den verwendeten Werkstoffen dienen der Überprüfung<br />
und Ermittlung der temperaturabhängigen Wärmeausdehnungskoeffizienten.<br />
Des Weiteren wird ein Probenkörper aus verschiedenen<br />
Werkstoffen hergestellt, der in Anlehnung zu der ingenieurtechnischen<br />
Anwendung steht. Der Probenkörper [3 Komponentenprobe]<br />
entspricht der eingangs beschriebenen Werkstoffkombination in<br />
einer hochbelasteten mechatronischen Anwendung.<br />
Werkstoff Wärmeausdehnungskoeffizient α [K -1 ]<br />
Experimentell [30 °C – 130 °C] Datenblatt [23 °C – 55 °C]<br />
Polyethylen, 30 % Glasfaser 1,02e-5 1,5e-5<br />
Verwendeter Silikonelastomer 2,04e-4 2,2e-4<br />
Aluminiumlegierung 2,07e-5 2,3e-5<br />
Tabelle 2: Vergleich der Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
von isolierten Werkstoffen<br />
82 <strong>antriebstechnik</strong> 6/<strong>2016</strong>