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antriebstechnik 6/2016

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mung zu komplex wären. Die Graphen von Getriebestrukturen<br />

befinden sich normalerweise zwischen denen mit minimaler und<br />

maximaler Kantenzahl. Der Fehler für die Abschätzung der Anzahl<br />

von Getriebevarianten ist damit eher als gering einzuschätzen.<br />

Es ergibt sich demnach folgende, vereinfachte allgemeine Gleichung<br />

zur Abschätzung der Anzahl der Vernetzungsmöglichkeiten<br />

eines Graphen (N):<br />

Die Anzahl der Vernetzungsmöglichkeiten<br />

Wie viele mögliche Varianten besitzt demnach eine Grundstruktur<br />

wie das 8HP?<br />

Es existieren:<br />

n sechs Kanten aufgrund der Verbindungen durch Wellen<br />

n acht fixe Kanten aufgrund der Verzahnungen<br />

n drei geschlossene Kanten aus den fünf möglichen Schaltelementen<br />

Dies bedeutet für den Graphen des 8HP:<br />

n n = 15 (Anzahl Knoten des Graphen des 8HP)<br />

n c = 17 (Anzahl der Kanten des Graphen des 8HP)<br />

Daraus lassen sich nun mit den Gleichungen die folgenden Eckdaten<br />

ableiten:<br />

n Die minimale Anzahl von nötigen Kanten für eine Figur sind<br />

demnach (nach Gl.1):<br />

n Die Anzahl der insgesamt möglichen Kanten in einem solchen<br />

Graphen sind demnach (nach Gl.2)<br />

einen ebenen Graphen zu erzeugen und die beiden Matrizen (für<br />

Drehzahlen und Momente) des zugehörigen Systems zu lösen.<br />

Wenn diese je eine sinnvolle Lösung ergeben, ist dieser Graph für<br />

einen Gang verwendbar.<br />

Nun genügt es aber für ein Automatikgetriebe nicht, nur eine<br />

einzige mögliche Vernetzung zu finden. Die Vernetzung sollte auch<br />

Nachbarvernetzungen besitzen, welche beim Austausch zweier<br />

Kanten Lastschaltbarkeit ermöglicht. Hat man mehrere Gruppen<br />

von Vernetzungen gefunden, fallen eventuell viele Lösungen wieder<br />

aus einer möglichen Umsetzung, da sie z. B nicht den gewünschten<br />

Übersetzungsbereich darstellen können oder die Relativdrehzahlen<br />

oder die Haltemomente an Kupplungen/Bremsen zu hoch werden.<br />

Selbst bei massiver Parallelisierung auf mehreren CPU’s (und mehreren<br />

Rechnern), stellen solche Systeme noch eine große Herausforderung<br />

an Programmierung und Hardware dar.<br />

Konstruktionshinweise aus Anwendung<br />

der Gleichung<br />

Sieht man für ein Getriebekonzept nun eine maximale Rechenzeit<br />

von ca. drei Monaten vor, kann man durch sukzessives Einsetzen<br />

in die Gleichung zurück schließen, wie viele Freiräume man sich<br />

bei der Konzeptfindung in etwa erlauben darf. Dies ist natürlich<br />

auch wieder von der jeweiligen Hardware und Implementierung<br />

abhängig. Man kann jedoch heute noch die Größenordnung von<br />

10 10 Lösungen als eine solche Grenze ansehen, welche den<br />

Zeitrahmen sprengt.<br />

Aus der Vorgabe der leeren Grundstruktur N 17<br />

mit den 8 Kanten<br />

(durch die Verzahnungen zwischen Sonne, Planet und Hohlrad)<br />

ohne irgendeine sonstige Vernetzung ergibt sich zu Beginn für die<br />

Betrachtung aller Varianten:<br />

(45 Jahre)<br />

n Die Anzahl der möglichen Graphen aus 17 Kanten und 15 Knoten<br />

(wie das 8HP) zu zeichnen ist demnach<br />

Fügt man nun weitere fixe Kanten ein, ergeben sich:<br />

(4 Jahre)<br />

Geht man nun davon aus, dass die Kanten, aus denen die vier Minusgetriebe<br />

bestehen, als fix vorgegeben sind und nicht variiert werden<br />

können, reduziert sich die Anzahl zumindest auf<br />

Dies ist dann die Anzahl von Möglichkeiten, die ein Programm<br />

durchgehen muss, um zu entscheiden, wo Wellen in das Getriebe<br />

zwischen welchen Zahnrädern eingefügt werden sollen, bzw. welche<br />

Elemente an Bremsen oder Kupplungen oder An- und Abtrieb angeschlossen<br />

sein sollen. Bei den Größenordnungen dieser Zahlen wird<br />

ersichtlich, warum man hier von „kombinatorischer Explosion“ der<br />

Möglichkeiten spricht.<br />

Geht man nun davon aus, dass die Prüfung einer möglichen<br />

Lösung auf einem herkömmlichen Rechner (mit nur einer CPU)<br />

1 ms dauert, ergibt sich immer noch eine Rechendauer von ca.<br />

45 Jahren, um alle Möglichkeiten zu bestimmen. Der Wert von<br />

1 ms ist hier nur rein theoretisch zu sehen. Er dient der Veranschaulichung<br />

und hängt in der Praxis auch sehr an der programmiertechnischen<br />

Umsetzung. Diese Zeit wird in etwa benötigt, um<br />

(127 Tage)<br />

Die Grenze der Rechenbarkeit in vertretbarer Zeit bei einem Automatikgetriebe<br />

wie dem 8HP ist demnach bei zehn fix vorgegebenen<br />

Kanten erreicht: Dies entspricht nach den getroffenen Annahmen<br />

etwa 127 Tage Rechenzeit. Neben den acht Verzahnungskanten<br />

sollte der Ingenieur zwei (Wellen-, Bremse- oder Kupplungs-) Kanten<br />

festlegen. Nun stellt sich für Ihn noch die Frage, welche der<br />

verbleibenden 97 möglichen Kanten des Graphen sich dafür am<br />

besten eignen. Die erste Vorgabe einer Kante, die nach der Synthese<br />

unbedingt im Getriebe enthalten ist, kann man dabei leicht aus der<br />

vorhandenen Grundstruktur schließen. Die Summenwelle (also die<br />

Welle mit dem höchsten Moment) bei Minusgetrieben ist immer<br />

der Steg. Möchte man das Getriebe möglichst leicht bauen, sollte<br />

das höchste Moment im Minusgetriebe (bei Schaltbarkeit normalerweise<br />

der erste Gang) möglichst am Abtrieb anliegen. Dies ist der<br />

Fall, wenn man den Abtrieb wahlweise mit dem Steg des ersten,<br />

zweiten, dritten oder vierten Minusgetriebes verbindet (Bild 06<br />

links, Kanten 1–4).<br />

Für die zweite Vorgabe wären mehrere Ansätze möglich. Hier wäre<br />

die Wahl einer der Kanten 5 – 8 günstig (Bild 06 rechts), da sich<br />

damit konstruktiv z. B. leicht eine Bremse umsetzen lässt. Je nach<br />

88 <strong>antriebstechnik</strong> 4/<strong>2016</strong>

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