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Zwischen Arktis Adria und Armenien

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156 Balcanica<br />

scher Sprache verboten blieben. 5 Dieses eigentümliche Nebeneinander zweier „Staaten“<br />

auf ein <strong>und</strong> demselben Territorium, die kaum Berührungspunkte (<strong>und</strong> damit<br />

wenige Reibungsflächen) aufwiesen sowie sich gegenseitig ignorierten (aber auch<br />

tolerierten), wirkte auf Betrachter von außen „stabil <strong>und</strong> explosiv“ zugleich. 6 Entsprechend<br />

der politikwissenschaftlichen Erkenntnis, dass Entscheidungsträger, konfrontiert<br />

mit unterschiedlichen Entwicklungsszenarien, in aller Regel das günstigste<br />

zugleich für das wahrscheinlichste halten 7 , festigte sich in den Jahren kosovoalbanischer<br />

„Parallelstaatlichkeit“ auf internationaler Ebene die Ansicht, der Kosovo-<br />

Konflikt sei zumindest mittelfristig eingedämmt.<br />

Frühe Vermittlungsversuche: Die KSZE <strong>und</strong> die<br />

Genfer Jugoslawien-Konferenz<br />

Unter den internationalen Organisationen war es im Krisenjahr 1991 die amorphe,<br />

aus dem Kalten Krieg stammende <strong>und</strong> mitten in einem tiefgreifenden Umbruch steckende<br />

KSZE, die sich als erste des Themas Kosovo annahm. 8 Auf einem KSZE-<br />

Expertentreffen über Nationale Minderheiten im Juli 1991 in Genf wurde Belgrad<br />

seiner Kosovo-Politik wegen heftig kritisiert, <strong>und</strong> im Mai 1992 empfahl eine KSZE-<br />

Berichterstattermission nach Kosovo die Entsendung von ständigen Beobachtern in<br />

diese Krisenregion. Das auf dem KSZE-Gipfel im Juli 1992 angenommene Helsinki-II-Dokument<br />

sah die Einrichtung von KSZE-Beobachter- <strong>und</strong> Vermittlungsmissionen<br />

vor, <strong>und</strong> im August 1992 wurden die „KSZE-Langzeitmissionen nach Kosovo,<br />

Sandžak <strong>und</strong> Vojvodina“ entsandt. 9 Ihre Aufgabe war die Herbeiführung eines Dialogs<br />

zwischen der kosovoalbanischen Bevölkerung <strong>und</strong> den serbischen Behörden<br />

sowie die Dokumentierung von Menschenrechtsverletzungen. 10 Im September 1992<br />

eröffnete die Mission ein Büro in Priština (alb. Prishtina), der Hauptstadt des Kosovo,<br />

im Februar 1993 Außenstellen in Pe (Peja) <strong>und</strong> Prizren.<br />

5 Denisa Kostovicova: Parallel Worlds: Response of Kosovo Albanians to Loss of Autonomy in Serbia,<br />

1986–1996. Keele 1997 (Keele European Research Centre Research Papers: Southeast Europe Series,<br />

2). – Fabian Schmidt: Kosovo: The Time Bomb That Has Not Gone Off, in: Radio Free Europe/<br />

Radio Liberty Research Reports, 39/1993, S. 21–29. – Jens Reuter: Die politische Entwicklung in<br />

Kosovo 1992/93. Andauernde serbische Repressionspolitik, in: Südosteuropa, 1–2/1994, S. 18–30.<br />

6 Franklin De Vrieze: Kosovo: Stable and Explosive, in: Helsinki Monitor, 2/1995, S. 43–51.<br />

7 Urs Leimbacher: Krisenmanagement – die Herausforderung der 90er Jahre, in: Europa-Archiv,<br />

17/1993, S. 481–490.<br />

8 Zu diesem Wandlungsprozess vgl. Victor-Yves Ghebali: L’OSCE dans l’Europe postcommuniste,<br />

1990–1996. Vers une identité paneuropéen de sécurité. Buxelles 1996.<br />

9 Zur Tätigkeit der KSZE im Kosovo in den Jahren 1992–1993 vgl. Stefan Troebst: Conflict in Kosovo:<br />

Failure of Prevention? An Analytical Documentation, 1992–1998. Flensburg 1998, S. 26–29<br />

(ECMI Working Papers, 1) (URL http://www.ecmi.de/uploads/tx_lfpubdb/working_paper_1.pdf,<br />

letzter Zugriff: 08.10.2016).<br />

10 Fifteenth CSO Meeting, Prague, 13–14 August 1992, Decision on Missions of Long Duration, in:<br />

Arie Bloed (Ed.): The Conference on Security and Co-operation in Europe. Analysis and Basic Documents,<br />

1972–1993. The Hague, Boston, London 1993, S. 959.

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