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Zwischen Arktis Adria und Armenien

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Vergangenheitsbewältigung auf Bulgarisch 177<br />

Eine ebenso merkwürdige, aber für die damalige Zeit bezeichnende Antwort: Das<br />

Thema war zum einen politisch heikel <strong>und</strong> zum anderen gab es ungeachtet des genannten<br />

Gesetzes keine klaren Regelungen zum Aktenzugang, schon gar nicht für<br />

Ausländer. Ich habe daraufhin im Juni 2000 die Deutsche Botschaft Sofia gebeten,<br />

den zuständigen bulgarischen Stellen meinen dringlichen Wunsch nach Einsichtnahme in<br />

meine Akte [. . . ] zu übermitteln <strong>und</strong> auf eine amtliche schriftliche Reaktion zu drängen. 7<br />

Eine Antwort habe ich auch darauf nicht erhalten. 2002 hob dann eine neue Regierung<br />

unter Simeon Sakskoburggotski, 1943 bis 1946 als Simeon II. von Sachsen-<br />

Coburg-Gotha auf dem bulgarischen Thron, das Gesetz von 1997, das noch 2001<br />

vom Verfassungsgericht bestätigt worden war, ersatzlos auf. Die Folge war, dass in<br />

den Jahren 2002 bis 2006 keinerlei Zugangsmöglichkeiten zu den Staatssicherheitsakten<br />

bestanden. 8<br />

Im Frühjahr 2007 habe ich dann einen neuen Anlauf unternommen, da zum einen<br />

das bulgarische Parlament am 6. Dezember 2006, also wenige Wochen vor dem<br />

EU-Beitritt des Landes am 1. Januar 2007, ein neues „Gesetz über den Zugang zu den<br />

Unterlagen der bulgarischen Staatssicherheit <strong>und</strong> der Nachrichtendienste der Bulgarischen<br />

Volksarmee, über die Aufdeckung dieser Unterlagen <strong>und</strong> über die Veröffentlichung<br />

der Zugehörigkeit von bulgarischen Bürgern zur bulgarischen Staatssicherheit<br />

<strong>und</strong> zu den Nachrichtendiensten der Bulgarischen Volksarmee“ erlassen hatte. 9 Zum<br />

anderen aber teilte im April 2007 der vormalige Generalsekretär des Komitees für<br />

Staatssicherheit <strong>und</strong> seinerzeit Mitglied des Parteirates der regierenden Bulgarischen<br />

Sozialistischen Partei (BSP), Oberst a. D. Cvjatko Cvetkov, bulgarischen Medien<br />

mit, er sei im Zeitraum 1979 bis 1985 für meine Überwachung zuständig gewesen<br />

<strong>und</strong> habe eine umfangreiche Akte über mich angelegt. 10 Daraufhin habe ich mich<br />

unter Verweis auf diese Pressemeldungen bei der bulgarischen Botschafterin in Berlin<br />

im Mai 2007 brieflich danach erk<strong>und</strong>igt,<br />

ob es eine gesetzliche Regelung für den Zugang von Bürgern der Europäischen Union zu<br />

den Akten des KDS im MVR [Komitee für Staatssicherheit im Ministerium für innere Aner<br />

bis heute vorsitzt <strong>und</strong> die de facto für den Anschluss der Republik Makedonien an das EU-Land<br />

Bulgarien optiert. Er ist Abgeordneter der bulgarischen Nationalversammlung <strong>und</strong> hat 2011 für den<br />

Posten des Staatspräsidenten kandidiert. 2005 wurde er vom bulgarischen Innenministerium als Informant<br />

„Ivan“ des Komitees für Staatssicherheit geoutet.<br />

7 Brief von Stefan Troebst an die Botschaft der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland in Sofia, Leipzig,<br />

13. Juni 2000, S. 1. In: Archiv S. Troebst.<br />

8 Vgl. Klaus Schrameyer: Politiker im Dienst der Dienste. Das bulgarische Gesetz über die Stasi-Unterlagen.<br />

In: Europäische R<strong>und</strong>schau 36 (2008), H. 2, S. 85–104, hier S. 86.<br />

9 Zu einer deutschen Übersetzung des Gesetzes vgl. Klaus Schrameyer: Bulgarien: Das Gesetz über die<br />

Unterlagen der Staatssicherheit vom 6. Dezember 2006. In: Jahrbuch für Ostrecht 49 (2008), S. 169–<br />

197, hier S. 182–197.<br />

10 DS razrabotvala nemskija răkovoditel na „Bataškija proekt“ [Die Staatssicherheit hat den deutschen<br />

Leiter des „Batak-Projektes“ überwacht]. In: mediapool.bg vom 26. April 2007, URL: http://www.<br />

mediapool.bg/ds-razrabotvala-nemskiya-rakovoditel-na-batashkiya-proekt-news128163.html, letzter<br />

Zugriff: 04.10.2016.<br />

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