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Zwischen Arktis Adria und Armenien

978-3-412-50757-2_OpenAccess

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Russland als „Magazin der Handlung zwischen Asien <strong>und</strong> Europa“? 83<br />

Kommerzienrat daher die militärische Option: Der König sollte „sich der Archangel’sk-Einfahrt<br />

bemächtigen <strong>und</strong> sie absperren“ – ein Unternehmen, das Lillienhoff<br />

noch in Moskau vorsorglich hatte projektieren lassen. 55<br />

Bei der Anlage „Lit. C“ handelt es sich um die Beschreibung der besagten militärischen<br />

Operation zur Sperrung des Hafens Archangel’sk samt Karte, um dergestalt<br />

russischen Außenhandel <strong>und</strong> persischen Transithandel mit Gewalt zu „derivieren“.<br />

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist diese Anlage identisch mit dem anonymen Text<br />

„Unvorgreifliches Projekt, auf welche Weise Krieg gegen Rußland zu führen wäre“,<br />

der sich in Lillienhoffs Gesandtschaftsunterlagen findet <strong>und</strong> in seinem Auftrag verfasst<br />

wurde. 56 Als eine von mehreren außenpolitischen Voraussetzungen für eine<br />

solche Operation nennt der anonyme Autor eine Übereinkunft mit dem Schah. 57 Parallel<br />

zu einem anschließenden Friedensschluss mit dem Zar sollte das Safavidenreich<br />

überredet werden,<br />

seine Seide <strong>und</strong> seine Waren lieber durch das Kaspische Meer zu transportieren als nach Ormus<br />

oder Smyrna, sowie zu remonstrieren, wie der Handel aus Hindustan <strong>und</strong> Indien durch<br />

dieses Land gelenkt werden könnte <strong>und</strong> wie nötig es wäre, den Zaren zu einem solchen<br />

Handel <strong>und</strong> zur Durchfahrt durch sein zu obligieren. 58<br />

Bezüglich der Verkehrsinfrastruktur enthielt das Projekt den Vorschlag zum Bau eines<br />

Volga-Don-Kanals, welcher persischen Waren den Weg über das Azovsche Meer<br />

in die Dneprmündung sowie weiter dnepraufwärts zur Dvina <strong>und</strong> schließlich nach<br />

Riga eröffne. Damit würde man sich den langen Weg über die Volga sowie anschließend<br />

zu Lande nach Narva sparen. 59 Im Zusammenhang damit ist eine „PassCaert<br />

van de Caspische Zee“ zu sehen, die Palmquist seinem eigenen Bericht einfügte. 60<br />

Schließlich wurde in dem anonymen Projekt ganz ähnlich wie in Lillienhoffs Propagandadenkschrift<br />

vom 6. Mai 1674 vorgeschlagen,<br />

55 Ebd. Vgl. auch unten die Ausführungen zu „Lit. C“ sowie Attman, Artur: Swedish Aspirations and<br />

the Russian Market in the 17 th Century. Göteborg 1985, S. 32–33.<br />

56 O. A.: Oförgripeliget project på huadh sätt krigh emott Ryßland ståår at föra. Moskau, 28. März 1674.<br />

In: UUB, Nordinska samlingen, vol. 438, f. 316–320. Vgl. dazu die Faksimilewiedergabe samt deutscher<br />

Übersetzung bei Zernack, Klaus: Imperiale Politik <strong>und</strong> merkantiler Hintergr<strong>und</strong>. Ein Dokument<br />

der schwedischen Russlandpolitik im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. In: Russland – Deutschland – Amerika. Russia<br />

– Germany – America. Festschrift für Fritz T. Epstein zum 80. Geburtstag. Hrsg. Alexander<br />

Fischer, Günter Moltmann, Klaus Schwabe. Wiesbaden 1978, S. 24–36, hier zwischen den Seiten<br />

29 <strong>und</strong> 30.<br />

57 O. A.: Oförgripeliget project på huadh sätt krigh emott Ryßland ståår at föra, f. 316v.<br />

58 Ebd., f. 317v (Die Übersetzung ist an diejenige bei Zernack: Imperiale Politik, S. 35, angelehnt).<br />

59 Ebd., f. 317r.<br />

60 Vgl. Palmquist: Någre widh Sidste Kongl: Ambassaden till Tzaren i Muskou giorde Observationer<br />

öfwer Ryßlandh, ohne Seitenzahl. Zu Palmquists kartographischer Ausbeute insgesamt vgl. Bagrow,<br />

Leo: Croneman, Prytz and Palmqvist. In: Ders.: A History of Russian Cartography up to 1800. Hrsg.<br />

Henry W. Castner. Wolfe Island, Ontario, 1975, S. 26–30.<br />

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